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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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anrufen, wenn sie aufwacht und das Haus verläßt.«
    »Sehr gut. Wie sieht denn dieser Freund aus, dieser Timo Eggenrot?«
    »Phantastisch. Er ist groß, schlank, dunkelhaarig und trägt eine schwarze Hornbrille. Er sieht ausgesprochen intellektuell aus. Wenn man überlegt, daß er ein Zuhälter ist, kommt man ins Grübeln.«
    »Wahrscheinlich arbeitet diese Berufsgruppe an ihrem Image. Wie geht es dir?«
    Dinah grinste. »Daß Schumi verloren hat, macht mich richtig traurig.«
    »Im Ernst. Was sind das für Leute in diesem Zirkus?«
    »Es gibt ein paar, die einen richtig netten Eindruck machen. Aber nach einer Weile merkst du, daß es nur um Geld geht, nicht um Sport und nicht um etwas anderes. Diese Autos sind geldscheißende Blechesel, und ihre Besitzer sind ... ich weiß es nicht. Gestern abend habe ich gedacht: Wenn man unsere Eifeler einmal an so einer Edel-Sauferei teilnehmen lassen könnte, würden die nur noch Trabbi fahren. Und jetzt komm, Emma will ihren Rodenstock zurück. Es regnet übrigens.«
    »Das ist gut für den Garten.«
    »Ja, aber schlecht für das Loch im Garten. Da steht das Wasser.«
    Emma war seltsam wortkarg. Schließlich sagte sie: »Das hätte sehr leicht schiefgehen können.«
    »Das hätte es. Ja.«
    »Er ist eben doch ein Irrer.«
    »Aber ein sehr sympathischer.«
    Sie lächelte. »Was denkt ihr? Soll ich ihn heiraten?«
    »Wieso denn das?« fragte Dinah leicht empört.
    »Naja«, entgegnete Emma. »Praktischerwäre es.«
    »Oh Gott!« sagte Dinah angewidert. »In deinem Alter.« Dann mußte sie lachen.
    In diesem Moment hüpfte Paul auf den Frühstückstisch und machte eine lange Pfote in Richtung Leberwurst. Das war gut so.
    Ich sagte hastig, ich müsse unbedingt etwas gegen meinen strengen Körpergeruch tun und verschwand im Bad. Ich hörte, wie Emma vom Hof fuhr, um ihren Rodenstock heimzuholen.
    Dinah klopfte wie verrückt und sagte, sie müsse mit mir reden. Ich antwortete, ich sei viel zu erschöpft und aalte mich im heißen Wasser. Paul und Willi hockten auf der Fensterbank und beobachteten mich, als sei ich ein völlig unbekanntes, widerliches Insekt mit höchst merkwürdigen Lebensgewohnheiten.
    Nach etwa einer halben Stunde rief Dinah vor der verschlossenen Badezimmertür: »Wenn wir heiraten, möchte ich vorher gefragt werden.«
    »Ich werde dich fragen«, versprach ich.
    »Scheißkerl!« sagte sie heftig, aber nicht ohne entfernte Untertöne von Zärtlichkeit.
    Nach weiteren zwanzig Minuten, ich hatte gerade eine gründliche Rasur beendet, schlug sie erneut gegen die Badezimmertür und schrie: »Mach schnell. Wir haben Besuch. Der Herr von Schöntann.«
    »Ich komme.«
    Es schellte, und ich hörte, wie sie einander höflich und freundlich begrüßten und wie Dinah sagte: »Das ist Paul, das ist Willi, und hier ist das Zimmer, in dem wir uns unterhalten werden.«
    »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen, aber die Sache drängt«, sagte er so warm, als verteile er ein Pfund Schmalz.
    »Ich koche mal einen Kaffee«, tirilierte meine Lebensgefährtin.
    Ich machte in Jeans und uraltem Hemd mit Slippern an den nackten Füßen auf Hausherr. Aber vorher ging ich in die Küche zu Dinah.
    »Jetzt paß auf. Du nimmst die Kamera und gehst raus auf den Hof. Dort fotografierst du das Auto. Und zwar so, daß man das Nummernschild deutlich lesen kann und unser Haus sieht. Dann nimmst du die Kamera mit ins Wohnzimmer und legst sie achtlos auf den Tisch, aber so, daß du mit ihr rumspielen kannst. Zwischendurch drückst du ein paar Mal drauf. Aber achte darauf, daß das Blitzlicht nicht angeschaltet ist. Dann fragst du mich liebevoll: Liebling, braucht ihr ein Tonbandgerät? Er wird versuchen, mit mir allein zu sein, und ich werde das strikt ablehnen. Alles klar?«
    Sie nickte nur und verschwand.
    Ich ging hinüber ins Wohnzimmer. Von Schöntann saß ganz vorn auf einem der Sessel und wußte nicht recht, was er mit Willi machen sollte, der sich um seine Beine wand.
    »Willi«, sagte ich streng. »Raus!«
    Willi lief heraus.
    Von Schöntann stand auf und reichte mir die Hand. Er lächelte: »Ich bin hier, weil ich meine Hosen runterlassen will und weil ich Ihren Rat brauche.«
    »Sie haben doch Jessica Born«, sagte ich. »Mögen Sie eine Zigarre?«
    »Nein. Ich meine nicht Frau Born, ich meine die Zigarre. Frau Born weiß nicht, daß ich hier bin. Weil es in gewisser Weise auch um Frau Born geht.« Er setzte sich wieder und zupfte an den Bügelfalten.
    »Sekunde«, sagte ich freundlich.

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