Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
uns öffnete, war etwa zwei Meter groß und so breit wie ein Kleiderschrank. Er trug eine Winchester 44 mit einem Zielfernrohr quer vor dem Bauch.
    Knöchern sagte er: »Ihr seid verrückt.«
    »Das stimmt«, nickte ich.
    Eine Weile starrte er uns nur an. Dann sagte er beinahe tonlos: »Kummt herrinn!« und stellte sich einen Schritt abseits.
    Wir gingen an ihm vorbei. In dem Vorraum war es angenehm kühl, der Fußboden war gefliest, rechts hing ein Kreuz an der Wand mit einem geweihten Buchsbaumsträußchen dahinter.
    »Wir müssen mit dir sprechen«, sagte Rodenstock ganz normal. »Das ist Siggi, ich bin Rodenstock. Rodenstock wie die Brille. Die Bleischleuder kannst du aus der Hand legen, und die verdammte Windschutzscheibe bezahlst du mir.«
    »Mal sehen«, sagte Manni. Er wirkte ruhig, gar nicht verwirrt. »Ihr seid von der Polizei.«
    »Sind wir nicht«, widersprach ich.
    »Da in die nächste Tür. Und wenn ich mit euch rede, kommen eure Kumpels reingestürmt.«
    Rodenstock schüttelte den Kopf. »Die haben die Hosen voll, die stürmen gar nichts.« Er drückte die Tür auf.
    Es war ein Wohnzimmer, riesig, mit Fenstern zum Hof. Es gab eine große Sitzecke mit dunkelrotem Leinen und einen Fernseher. Eine Schrankwand, die mit indirekten Leuchtröhren bestückt war, ein blauer Wollteppich. Das war alles.
    »Ich rede nicht mit euch«, erklärte Manni. »Setzt euch.«
    »Wieso redest du nicht?« fragte Rodenstock und ließ sich in einem der Sessel nieder.
    »Will ich nicht. Geht keinen was an.« Er hockte sich auf das Sofa und legte die Winchester vor sich auf den Tisch, den Lauf auf uns gerichtet.
    Ich nahm den Sessel neben Rodenstock »Um die Ecke rum steht dein Freund, der Polizist, und macht sich Sorgen.«
    Rodenstock fummelte in seinen Taschen herum. »Hast du eine Zigarre im Haus?«
    »Habe ich.« Manni deutete auf die Schrankwand. »Da drin. Linke Seite.«
    Rodenstock stand auf und marschierte zu der Schrankwand. Er öffnete die linke Tür, holte die Zigarrenkiste heraus und trug sie zum Tisch, nahm eine Zigarre. Dann schob er die Schachtel zu mir: »Nimm auch eine. Schmeckt gut, ist billig.«
    »Nerven hast du ja«, sagte Manni neugierig.
    »Ich frage mich, ob dir eigentlich bewußt ist, daß du Walter erschossen hast«, sagte Rodenstock.
    Ich zündete mir die Zigarre an und mußte augenblicklich husten, weil sie scheußlich schmeckte. Ich drückte sie aus und kramte Pfeife und Tabak aus den Taschen.
    »Ich weiß, was ich getan habe«, antwortete er hohl.
    »Glaube ich nicht«, meinte Rodenstock. »Wie bist du denn auf die 258 zur Döttinger Höhe gekommen?«
    Manni preßte die Lippen aufeinander und nickte bedächtig. »Ich hab die Mercedes-Zugmaschine genommen. Quer durch bin ich gefahren. Nur das letzte Stück auf der Straße. Dann habe ich rechts auf der Schleichspur gehalten, bin ausgestiegen, habe die Flachzange mitgenommen und den Draht durchgeschnitten. Genau acht Drähte. Anschließend habe ich die Zange zurückgetan in die Zugmaschine und die Schrotflinte geladen. Und dann bin ich auf die Fahrbahn und habe gewartet. Da kam er auch schon.«
    »Das ist scheiße«, sagte Rodenstock heftig. »Das ist gelogen.«
    »Wieso ist das gelogen? So war das.«
    »So war das nicht«, sagte ich. »Ich will dir erklären, warum das nicht so war. Du kannst nicht den Zaun durchschneiden und dich mit der Flinte auf die Fahrbahn stellen und einfach warten, daß er kommt. Woher konntest du wissen, daß er kommt?«
    »So war das ja nicht«, erkärte Manni. »Das war ja anders. Er war ja hier.«
    »Er war die Nacht über hier«, nickte Rodenstock. »Das ist was anderes, das konnten wir nicht wissen.«
    »Ihr habt ja keine Ahnung«, sagte er leise. Dann sah er uns an, sah uns aber nicht mehr. Es war, als glitte seine Seele in einen anderen Raum.
    »Laß uns gehen«, meinte Rodenstock, als hätten wir nie etwas anderes vorgehabt.
    »Das muß ich alleine machen«, sagte der Bauer abwesend.
    »Mußt du nicht«, sagte Rodenstock sanft.
    »Du hast doch keine Ahnung. Jetzt könnt ihr zurückgehen. Ich muß das allein erledigen.«
    »Mußt du nicht«, widersprach Rodenstock. Auf eine sehr leise Art war er unerbittlich.
    »Ach, Junge«, murmelte Manni. Er beugte sich vor, nahm die Winchester, richtete sie auf Rodenstock und drückte ab.
    »Oh Scheiße!« schrie ich.
    Manni sagte: »Nimm ihn. Haut ab. Ich will alleine sein.«
    Rodenstock saß aufrecht in seinem Sessel, und seine Augen waren sehr groß und voller Schrecken. Langsam

Weitere Kostenlose Bücher