Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
hatte. Dann putzte sie die Maschine, alle Chromteile, und das sind verdammt viele. Jeden Tag. Es hatte auch keinen Zweck, daß Walter sagte: Mama, laß das sein. Sie sagte dann: Mein Sohn fährt ein sauberes Teil!«
    »Ach, du lieber Gott«, sagte Rodenstock verblüfft.
    »Das ist meistens ohne Sinn und Verstand«, fuhr Paul fort. »Das ist vollkommen irrational. Wir sind eben alle verrückt. Das sieht man doch schon daran, daß die Leute unter Zwei-Liter-Motoren gar nichts fahren wollen. Alles darunter ist für die Frauen. Ich kenne Leute, die im Jahr nicht mal lächerliche 10.000 Kilometer fahren. Aber das mit einem Drei-Liter-Kompressor. Vollkommen irre.«
    »Wenn so viele übermotorisiert sind, können die wenigstens damit umgehen?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Die setzen sich in ein funkelnagelneues Auto, zweieinhalb Liter, Sechszylinder, über 200 Sachen schnell. Sie testen nicht mal die Bremsen und machen aus 150 Sachen eine Notbremsung. Wenn es dann mal nötig ist, gehen sie in den Tiefflug, weil sie überhaupt nicht mit diesen Geschwindigkeiten umgehen können. Dazu kommt noch, daß alle Autohersteller dem Käufer einblasen, er könne sich auf die Technik voll verlassen. Ja, Scheiße sage ich.« Dann sah er auf die Uhr und setzte hinzu: »Ich muß jetzt aber. Ich muß um vier Uhr raus und mit dem Mädchen in die Uni-Klinik nach Düsseldorf. Blutwerte und so.«
    »Wenn du etwas hörst«, bat ich, »dann ruf einfach an.«
    Ehe Paul vom Hof fuhr, kurbelte er das Fenster herunter und schüttelte den Kopf. »Das mit Walter ist wirklich unverständlich. So ein sanfter Mensch, so ein sanfter Mensch.«
    Ich ging in den Garten und stopfte dabei eine Pfeife. Ich hatte vergessen, daß Werner ein Teichloch gebuddelt hatte, ich achtete nicht auf die Richtung, in die ich ging. Wenn du einen Weg durch den Garten ein paar hundert Mal abgeschritten hast, gehst du das Stück im Traum. Ich kippte vornüber und landete rund einen Meter fünfzig tiefer in der Zukunft meiner Goldfische. Es tat weh, aber das verging. Ich blieb auf dem Hintern hocken und begann zu lachen, bis Rodenstock auftauchte und bissig fragte: »Willst du alle Nachbarn aufwecken?«
    Dann starrte er in das Loch und begann selbst prustend zu lachen. Er setzte sich auf den Rand und erklärte: »Meine Damen und Herren! Hier sehen Sie den großen Journalisten Siggi Baumeister nach einem arbeitsreichen Tag in seinem Versteck. – Glaubst du, daß die Frauen mit Petras Familie fertig werden?«
    »Das glaube ich. Besonders von Emma. Und Dinah ist auch nicht ohne. Du kannst sie anrufen, wenn du magst. Sie werden in der Küche hocken und tratschen. Und wahrscheinlich werden sie uns anrufen, wenn du sie jetzt nicht anrufst.«
    »Dann sollen sie es tun«, entschied er. »Willst du eigentlich für immer in der Eifel bleiben?«
    »Ja. Komisch, daß du das fragst. Eine Menge Leute fragen mich danach. Warum eigentlich? Mache ich den Eindruck, als würde ich morgen verschwinden? Ich will hier beerdigt werden, das steht fest.«
    »Was ist mit Dinah? Wäre es nicht vorteilhafter für sie, in der Großstadt zu leben?«
    »Sie sagt strikt nein, und ich glaube ihr. Sie hat eine freche Schnauze, aber sie ist ein scheuer und ängstlicher Mensch. Das, was wir so das Leben nennen, hat sie nicht immer gut behandelt. Ich denke, sie wird bleiben, weil sie dieses Land mag und die Leute, die drin wohnen.«
    Zwischen uns und der Kirche stand eine Laterne. Durch ihren Schein jagten sich zwei Fledermäuse mit hohem Tempo.
    »Du bist doch Profi«, sagte ich. »Welche Sorte Mörder suchen wir deiner Meinung nach?«
    »Eine ekelhafte Sorte«, antwortete er, ohne zu zögern. »Rücksichtslos, brutal und wahrscheinlich so harmlos im Aussehen, daß dir schlecht wird bei dem Gedanken, ihn überhaupt zu verdächtigen.« Er lachte leise. »Irrtum natürlich vorbehalten.«
    »Und du glaubst, der tote Harro und der tote Walter hängen zusammen?«
    »Ich denke, das ist sehr wahrscheinlich. Das Motiv? Ich ahne es nicht. Harro und Sirl werden sich gekannt haben, denn wenn ich Paul richtig verstanden habe, kennt am Nürburgring wirklich jeder jeden. Wir haben eine feste Verbindung: Diesen Andreas von Schöntann. Der eine hat ihn recherchiert, der andere hat ihm Unterricht im langsamen Motorradfahren erteilt. Was ist, wenn Harro auf Walter zugegangen ist, um ihn über Andreas von Schöntann zu befragen ...«
    »Das klingt logisch«, sagte ich hastig. »So wird es gewesen sein. Na sicher. Harro

Weitere Kostenlose Bücher