Eifel-Ralley
Aber ja! hat er gesagt.« Emma räusperte sich, was hieß: Jetzt kommt es! »Dann erschien seine Assistentin und hat bezahlt. Und sie hat Irmchen gebeten, für ihren Chef da zu sein, wann immer er das brauche. Sie hat gesagt: Wir Frauen müssen doch zusammenhalten.«
Viertes Kapitel
Als Dinah und ich allein waren und überlegten, ob es nicht angemessener sei, gleich zu duschen und zu frühstücken, sagte ich: »Herzlichen Glückwunsch. Sehr gut gemacht.«
Sie errötete sanft. »Sowas funktioniert nur unter Frauen«, stellte sie fest und legte sich lang auf den Rücken. »Emma ist sowas wie eine Oma, der man beichtet, und ich bin sowas wie ein Kumpel, der für alles Verständnis hat. So funktioniert das, mein Lieber. Wir konnten bei Petra nicht schlafen, wir mußten euch das erzählen.«
»Das verstehe ich, das war ja auch wichtig. Trotzdem denke ich zuweilen, daß das Leben weitergehen sollte. Und du hast entschieden zuviel an.«
»Dem kannst du abhelfen«.
»Ich wußte, daß ich arbeiten muß.«
»Das hier ist dein Arbeitszimmer«, kicherte sie.
Wenn ich mich recht erinnere, hörte ich um sechs Uhr die Glocken der Kirche nebenan, auch das Zwitschern von gut einem Dutzend Vögeln überhörte ich nicht, die Augen öffnete ich allerdings nicht mehr. Sonnenschein kann richtig weh tun.
Gegen zehn Uhr mußte ich aufstehen, weil ein kompakter Lärm durch den Hausflur tobte. Paul und Willi waren dabei, meinen halb gefüllten Gelben Sack mit aller Gewalt von der Küche aus zur Kellertür zu schleifen. Da die Hälfte des Sackes von Blechdosen eingenommen wurde, schepperte das ein wenig. Die beiden sahen mich kurz an und verschwanden dann augenblicklich durch die Katzenklappe im Keller. Wahrscheinlich sah die Herrschaft stinksauer aus, da macht man sich am besten dünn.
Ich setzte mir einen Kaffee auf, und während der durch den Filter lief, besorgte ich mir einen Schraubenzieher und begann, sämtliche Türklinken um neunzig Grad nach oben zu drehen, damit Willi, der Einbrecher, die Türen nicht mehr öffnen konnte. Das verursachte nun seinerseits wieder leichten Lärm, so daß Dinah plötzlich in der Tür stand und mich besorgt ansah.
»Ich höre schon auf«, sagte ich beruhigend.
Schließlich hockte ich mich neben das Telefon und machte mich daran, die Assistentin des Andreas von Schöntann zu knacken. Wahrlich keine leichte Aufgabe, zumindest bekam ich aber heraus, daß sie auf den Namen Jessica Born hörte. Nach etwa fünfundvierzig Minuten eifrigen Dampfplauderns bekam ich sie an den Hörer und spulte mein Anliegen ab.
Ich sei Siggi Baumeister. Ich hätte einen Freund, Harro Simoneit. Der sei sehr plötzlich verstorben. Mord. Und dann sei ein anderer Bekannter gestorben. Walter Sirl, seines Zeichens Harley-Fahrer. Und nun hätte ich gern ein Statement des verehrten Allmächtigen, weil Simoneit, das sei ganz sicher, den Allmächtigen recherchiert und Sirl ihm Unterricht im Biken erteilt habe.
»Das ist doch nun wirklich seine Privatsache«, sagte Jessica Born ungehalten.
»Das ist wahr, Frau Kollegin«, gab ich zu. Immer, wenn ich Frau Kollegin sage, bin ich ausgesprochen fies. »Aber die Geschichte ist merkwürdig, womit ich absolut nichts gesagt haben will.«
»Das ist auch verdammt gut so«, entgegnete sie schrill. »Was soll er denn kommentieren? Daß die beiden Herren, die er flüchtig kannte, jetzt ein für allemal tot sind?«
»Nein, nein, das nicht, das nun gar nicht. Ich habe nicht daran gedacht, daß er mit Zyankali durch die Gegend läuft oder ständig eine Schrotflinte bei sich trägt. Ich dachte eher daran, daß er mir bei der Suche nach dem Mörder helfen kann. Und da sind ein paar markige Worte sehr angebracht, oder? Egal, wo er ist, ich kann ihn überall treffen.«
»Wieso soll er helfen können?«
Ich war sehr geduldig. »Hören Sie, Kollegin, zwei Männer, mit denen er zu tun hatte, sind umgebracht worden. Das ist kein Fernsehspiel, das ist überhaupt kein Spiel. Sie haben doch sicherlich heute schon Bild gelesen, oder? Da steht es schon drin. Seite eins. Ich kann zwei Dinge tun: Entweder kriege ich ein Gespräch mit ihm, oder ich benutze die Aufzeichnungen meines Freundes Harro Simoneit.«
»Aufzeichnungen?« fragte sie.
»Aufzeichnungen«, bestätigte ich. »Von merkwürdigen Sachen. In diesem Zusammenhang fällt mir ein, daß ich ohnehin fragen wollte, ob Sie Irmchen kennen?«
Plötzlich klang ihre Stimme so, als rauche sie täglich vierzig Gauloises. »Nie gehört. Wer ist
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