Eifel-Ralley
muß erfahren haben, daß die beiden zusammen biken, also kam er zu ... Ich weiß es nicht. Welche Mordkommission ist eigentlich zuständig?«
»Wahrscheinlich das Landeskriminalamt Mainz«, sagte Rodenstock in die Dunkelheit. »Rechtlich gesehen ist das vielleicht übertrieben, aber sie werden aus politischen Gründen eine hohe Kommission auswählen. Allein deshalb, um allen Zeitungsschreibern die Möglichkeit zu nehmen, ihren Phantasien freien Lauf zu lassen. Schließlich ist unter Umständen ein deutscher Konzernboß betroffen, ein Journalist mit Zyankali getötet und ein einfacher Kunstschmied von der Bahn geschossen worden. Wer weiß, was noch geschieht. Es besteht auch die Möglichkeit, daß sie das Landeskriminalamt Düsseldorf bemühen.«
»Du erwartest also einen großen Rummel?«
»Na sicher. Die Art des Mordes ist doch sehr unheimlich und geheimnisvoll. Zyankali und Schrot, die richtigen Stoffe für die Unterhaltungsexperten von den Fernsehsendern. Aber vielleicht sollten wir erst einmal schlafen gehen, meine Knochen streiken. Und du solltest vielleicht aus dem Loch da rauskriechen. Oder soll ich dir dein Bettzeug bringen?«
Emma rief an und verkündete, die Lage sei unter Kontrolle. »Wir kommen jetzt doch nach Hause, wir haben, ehrlich gestanden, die Nase voll.«
»Auf diese Weise kriegen wir in dieser Nacht auch keinen Schlaf«, murmelte Rodenstock resignierend.
»Aber du kannst ihnen nicht verbieten, nach Hause zu kommen«, wandte ich ein.
»Sie kommen doch nicht nach Hause, weil sie unbedingt hier schlafen wollen«, erklärte er klug. »Sie kommen nach Hause, weil sie etwas erfahren haben.«
Natürlich behielt er recht.
Emma bretterte auf den Hof, als tue sie das für Honorar.
»Wir haben etwas erfahren!« rief Emma.
»Wir müssen euch was erzählen!« sagte Dinah.
»Kommt erst mal rein«, mahnte Rodenstock.
Sie wollten unbedingt einen Kaffee, und ich maulte, es sei bereits halb vier und ob sie, verdammt noch mal, denn überhaupt niemals schlafen wollten. Trotzdem braute ich einen Kaffee, trank aber selbst keinen.
»Es ist so«, begann Emma. »Petra hat wieder die Oberhoheit über die Beerdigung, die Familien haben sich ins Hotel zurückgezogen und ziehen einen Flunsch. Das gilt für Mutter und Schwiegermutter, die für ihr Leben gern eine Riesenaktion draus machen wollten. Petra hat gesagt, Harro wäre gegen öffentliche Aufmerksamkeit gewesen, und schon war der Krach perfekt. Ich habe den Streit geschlichtet, indem ich beiden Seiten gesagt habe, sie hätten nicht alle Tassen im Schrank. So weit, so klar. Dann folgte die Arie mit Petra.«
Dinah übernahm ohne Punkt und Komma. »Wir saßen mit Petra in der Küche, wollten sie nur ablenken und haben ihr etwas von Walter Sirl erzählt. Da sagte sie, Harro hätte den neulich mit heimgebracht und sie hätten ein paar Bier miteinander getrunken. Walter, so der Originalton Petra, sei ein unheimlich lieber Mensch. Harro hätte wissen wollen, wie denn diese Motorradstunden mit dem Andreas von Schöntann aussehen. Walter hätte geantwortet, die seien normal. Und er würde niemals über Freunde tratschen. Harro hat sofort die Kurve gekratzt und ist auf ein anderes Thema eingegangen. Doch dann hat Walter angefangen, von Irmchen zu erzählen. Petra hat gedacht, sie fällt in Ohnmacht, denn Irmchen ist eine ... na ja, eine mit einem Riesenherzen. Also, sie sitzt irgendwo in Quiddelbach, und böse Leute behaupten, sie sei am besten in der Rückenposition. Jedenfalls hat Walter angeblich vorgehabt, mit Irmchen zusammen einen neuen Kunstschmiedebetrieb in Adenau aufzubauen, und Petra hat versucht, ihm das auszureden, weil Irmchen genau der richtige Weg sei, innerhalb von sechs Monaten pleite zu gehen, arbeitslos zu werden und Knete vom Sozialamt zu kriegen. Aber Walter, sagt Petra, ist ganz sicher gewesen, daß er genau das wollte. Er wollte Irmchen, sonst nichts. Harro soll gemeint haben, Walter solle das ruhig versuchen, denn Irmchen habe sich sämtliche Hörner abgestoßen und könne nur noch besser werden. Walter ist ihm vor Dankbarkeit fast um den Hals gefallen. Dann sind die beiden, also Walter und Harro, zur Nürburg hochgefahren und in eine Bar gegangen. Irgendwann morgens um sechs Uhr ist Harro zurückgekommen, hat die Tulpen vom Couchtisch gefuttert und dauernd behauptet: Walter wäre in Ordnung, der wäre okay, der würde mit Irmchen glücklich.«
»Wann war das?« fragte Rodenstock.
»Petra sagt, vor ungefähr vier Wochen. Irmchen soll
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