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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schrotflinte, ist er garantiert nicht.«
    »Glaubst du, er hat einen Mordauftrag vergeben?«
    »Glaube ich nicht. Er hat so etwas gar nicht nötig.«
    »Wie stellt der hohe Chef es dar? Hatte er etwas von Harro zu befürchten?«
    »Nein. Er sagt, alles beruhe auf einem Mißverständnis.«
    »Aha, mal was vollkommen Neues. Du kannst es später genau aufschreiben. Und laß die arme Hausfrau da vorne leben, die hat nur ein paar Blumen gepflückt.«
    Ich raste auf das Kreuz der 258 und der 257 und bog etwas querlaufend nach rechts ab. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, daß Rodenstock, verzweifelt rudernd, nach dem Haltegriff oberhalb der Tür angelte.
    »War sie denn allein im Haus?«
    »Wie bitte?«
    »Ich frage, ob Irmchen allein im Haus war?«
    »War sie wohl. Der Lkw-Fahrer, bei dem sie wohnt, ist auf einer Tour mit Obst aus Spanien.«
    »War es auch Zyankali?«
    »Das kann doch noch kein Mensch wissen. Lieber Himmel, da vorne ist eine Linkskurve, und du gibst Gas.«
    »Entschuldige«, sagte ich und bremste an.
    In der schmalen Straße standen sechs Wagen. Vier Zivilfahrzeuge und zwei Streifenwagen. Ein Uniformierter hob die Hand: »Sie können hier nicht durch, meine Herren.«
    »Schon klar«, sagte Rodenstock freundlich. »Aber wir sind Zeugen, wir waren nämlich um 12 Uhr noch hier, und da war Irmchen noch sehr lebendig.«
    »Ach so«, sagte er. »Moment bitte.« Er drehte sich ab und sprach in ein Walkie-talkie. Dann nickte er. »Man erwartet Sie.«
    »Nicht ins Haus gehen«, sagte Rodenstock durch die Zähne. »Geh rechts am Haus vorbei. Und wenn wir nach hinten kommen, dann fotografierst du sofort. Aus der Hüfte, Cowboy.«
    »Du bist ein richtiger Journalist geworden«, zischte ich vorwurfsvoll zurück. »Geh wenigstens seitlich vor mir her.«
    Ich zog die Nikon aus der Tasche, schaltete den Motor an, nahm sie in die rechte Hand und hielt sie so harmlos, wie man etwa ein Brikett zum Ofen trägt. Rodenstock bog um die Ecke, ich folgte.
    Es war ein sehr ruhiges, merkwürdiges Bild, das sich uns bot. Links, vor einer Tür standen drei Männer und sprachen leise miteinander. Rechts war eine Gruppe weißer Plastikgartenmöbel aufgebaut. Ein niedriger, runder Tisch, auf der einen Seite zwei Stühle mit Armlehnen, auf der anderen die Hollywoodschaukel. Was in der Hollywoodschaukel lag, konnten wir noch nicht sehen, aber wir erkannten Dr. Salchow, wie er gebückt um die Schaukel herumstrich und dabei wohl auf Irmchen schaute. Links von ihm, ungefähr drei Meter entfernt, hatte ein Fotograf eine Mamiya auf ein Stativ gesetzt und fluchte. »Gotts Donner. Ich brauche sie aus dieser Position, aber ich habe Gegenlicht. Und ich habe den verdammten Vorsatz vergessen.«
    »Guten Tag, die Herren«, sagte Rodenstock. »Wir haben von dem Mord gehört, wir waren noch um 12 Uhr etwa hier. Da lebte sie noch.«
    Die drei Männer an der Tür zu Irmchens Wohnung fuhren herum, und ein dürrer, verdrießlich aussehender Mann, der nicht dazu gekommen war, sich zu rasieren, fragte aggressiv: »Was wollen Sie hier?«
    Salchow drehte den Kopf: »Du brauchst dich nicht so aufzuregen, Helmuth. Das ist der Kriminalrat a. D. Rodenstock. Und er war zusammen mit Baumeister hier. Bis 12 Uhr. Das hörst du doch.«
    »Hör auf, du Quacksalber«, sagte der Verdrießliche, aber er mußte dann grinsen. »Das ist ja ein richtiger Glanzzeuge. Ich war mal Ihr Schüler.«
    »Wo denn?« fragte Rodenstock.
    »In Münster. Spielen Sie jetzt Privatdetektiv?«
    »Ein bißchen«, nickte Rodenstock.
    Ich fotografierte derweil, bis der Motor den Film zu Ende transportiert hatte. Dann sagte ich artig: »Guten Tag. Was ist denn passiert?«
    »Irmchen ist tot«, sagte der Verdrießliche und hatte wieder schlechte Laune. »Sie muß Besuch gehabt haben. Der Besuch ist nicht von vorn gekommen, sondern daher!« Er wies mit ausgestrecktem Arm durch den Garten auf einen Zaun, der eine schmale Wiese abtrennte. Hinter der Wiese lag ein Streifen Eichen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Dazwischen standen Vogelbeerbäume, der Waldsaum war dicht besetzt mit hohem Farn.
    »Was ist dahinter?« fragte Rodenstock.
    »Ein Waldweg. Guckt sie euch an. Sie hat offensichtlich gesessen. Und sie hat geraucht. Als sie das Bewußtsein verlor, ist die Zigarette neben ihr auf das Polster gefallen, hat ein Loch in das Polster und in ihren Oberschenkel gebrannt. Der, der sie getötet hat, muß in diesem Stuhl gesessen haben. Das heißt, daß sie ihn oder sie kannte. Normalerweise

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