Eifel-Ralley
recherchiert hat. Etwas, das wahrscheinlich mit dieser Rückrufaktion nicht das geringste zu tun hat. Was war das, Herr von Schöntann?«
»Soll das etwas mit meiner Person zu tun haben oder aber mit unseren Produktionen?« Er lächelte und wirkte erstaunlich sympathisch.
»Vielleicht mit Ihrer Person«, sagte ich nachdenklich. »Gibt es da Besonderes zu berichten?«
»Es ist möglich, daß Herr Simoneit herausgefunden hat, daß ich zwei neue Stationen für krebskranke Kinder einrichten will. Eine in Hamburg, eine in München. Wir tragen als Konzern auch soziale Verantwortung.« Er wedelte mit beiden Händen. »Ich bin eine Zielperson der Medien. Ich habe festgestellt, daß man mir alles Mögliche anzuhängen versucht. Häufig sind es Gerüchte, und in der Regel haben sie keine reale Basis. Kürzlich wurde behauptet, ich zöge von den Gewinnen des Unternehmens Gelder ab, um sie privat zu investieren.« Er lachte leise. »Ich habe das nicht nötig, ich verdiene genug. Der betreffende Verlag mußte widerrufen und Schadensersatz zahlen. Immerhin 200.000 Mark.«
»Es geht generell die Sage um, Sie seien ein Prozeßhansel«, sagte ich milde. »Sie ziehen auch vor den Kadi, wenn jemand eine Geschichte über Ihre Frau schreibt und dabei nicht ganz die Wahrheit sagt. Ist das so?«
»Prozeßhansel? Nein, Sir, wirklich nein. Ich halte nur mein Haus sauber. Meine Frau hat eine makellose Vergangenheit, und wenn jemand etwas anderes behauptet, wird er bestraft. Gott sei Dank funktioniert Vater Staat auf diesem Sektor noch.«
Ich dachte: Was ist mit dem Wohnwagen deiner Frau und den vielen Motorsportbegeisterten, die durch ihr Bett gelaufen sind? Laut sagte ich: »Also können Sie sich nicht vorstellen, daß Harro Simoneit abgesehen von der ›Feldpflegemaßnahme‹ etwas Brisantes herausgefunden hat?«
»Wirklich nicht«, sagte er. »Aber, Herr Baumeister: Ich stelle mich. Recherchieren Sie, aber Sie werden nichts Interessantes über mich finden. Stimmt das tatsächlich, daß jemand Harro Simoneit mit Zyankali umgebracht hat?«
»Ja. Seine Frau ist verzweifelt, weil sie endlich schwanger ist. Und er starb, ohne das erfahren zu haben.«
»Das ist ja furchtbar«, murmelte der Manager betroffen. »War er denn wenigstens gut versichert?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß er ein guter Journalist war.«
»Glauben Sie, daß man in diesem Fall helfen sollte?«
»Das würde ich durchaus befürworten. Darf seine Frau Sie anrufen?«
»Aber selbstverständlich«, er sprach nicht, er sang. »Sagen Sie ihr das. Und dann der brave Walter. Das kann ich überhaupt nicht verstehen, ich denke da an brutalen Vandalismus. Da hat jemand ausprobiert, wie die Flinte funktioniert. Zumindest sieht das für einen Außenstehenden so aus.«
Das war etwas, das mir Bewunderung abnötigte, er konnte wirklich recht haben. »Möglich«, sagte ich. »Aber Sie müssen zugeben, daß das alles ein wenig komisch wirkt, wenn man es in Ruhe betrachtet. Der eine wollte ein Interview mit Ihnen, der andere brachte Ihnen bei, wie man langsam Motorrad fährt.«
»Walter traf ich zufällig. Wir kamen ins Gespräch, und er sagte etwas, was mir wirklich am Herzen liegt: Die meisten rasen. Es gibt aber Motorräder, mit denen darf man nicht rasen, mit denen muß man reisen. Sie verstehen mich, und Sie kennen das auch: Walter war ein einfacher Mann, aber seine Weltsicht nötigte mir Achtung ab. Er war von großer Gelassenheit. Und da sagte ich: Das müssen Sie mir beibringen. Also kaufte ich eine Maschine, und er brachte es mir bei. Er brachte mir sehr viel mehr bei. Wie man zum Beispiel einen Reifen wechselt oder einen neuen Bowdenzug anbringt. Die einfachen Dinge. Sogar wie man die Maschine richtig belädt und wie man ein Zelt aufstellt. Es hat Riesenspaß gemacht.« Von Schöntann legte eine Hand auf die Stirn, als wolle er die Falten verscheuchen. »Es ist tragisch, er war ein Freund. Es ist wirklich tragisch«, seufzte er. »Ich war sogar bei ihm zu Hause. Ich übernachtete auf der Burg in Daun, und da fuhr ich zu ihm nach Hause.«
»Sie haben ihn Ihren Ferrari fahren lassen, ich weiß.« Ich mußte ihm signalisieren, daß ich entschieden mehr wußte, als er bisher geglaubt hatte.
Einen Moment lang verschwand das Lächeln, einen Moment lang waren die Augen hart wie Kieselsteine. Dann bemerkte er trocken: »Sie sind wirklich gründlich. Jessica hatte recht. Frage: Kannten sich Sirl und Simoneit?«
»Sie kannten sich«, nickte ich. »Sirl war zu
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