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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mal?«
    »Einverstanden«, nickte ich.
    Wir traten in den Glaskasten, der als Lift in der Lobby unermüdlich wie ein Acrylbagger die Wichtigen und Schönen hinauf- und hinunterschaffte. In der ersten Etage endete die Fahrt.
    »Moment«, sagte sie und hielt mich sanft am Ellenbogen fest. Sie hatte plötzlich ein Handy in der Hand, und ich fragte mich, wo sie das wohl die ganze Zeit versteckt hatte.
    »Ja, Andy. Ich bin mit Herrn Baumeister vor der Tür. Können wir?« Dann unterbrach sie und sagte: »Wir können!« Es war ein feierlicher Augenblick wie vor der Bescherung am Heiligen Abend. Sie flüsterte noch: »Er ist wirklich wahnsinnig gestreßt.«
    Wir standen vor einer Doppeltür, und die Welt dahinter war eine Welt, der ich noch nie im Leben getraut habe. Es handelte sich beileibe nicht um ein Hotelzimmer, sondern um den Livingroom einer Suite. Er war in sanftem Blau gehalten, einem durchaus seriösen, Vertrauen schenkenden Himmelblau.
    Sicherheitshalber sagte ich bewundernd: »Wow!«, weil ich mich hatte belehren lassen, daß »Wow!« das Beste ist, was man in diesen Sekunden der Sprachlosigkeit einfacher Bevölkerungsschichten absondern kann. Und prompt belohnte mich Jessica Born mit einem schnellen Lächeln.
    »Das ist Siggi Baumeister«, sagte sie in einem Ton, als habe sie mich soeben aus dem Hut gezogen.
    »Das freut mich«, erwiderte der Mann in der Sitzecke. Er stand auf und streckte die Hand aus.
    Von Schöntann war groß, schlank, silberhaarig und vielleicht 55 Jahre alt. Er hatte ein schmales, markantes Gesicht und verblüffend hellblaue Augen, die keine Spur wäßrig wirkten.
    »Herr Baumeister ist daran interessiert, als Texter für uns zu arbeiten«, sagte die Assistentin aus dem Hintergrund. »Und ich soll dich an den Helikopter erinnern. Wir müssen in ungefähr dreißig Minuten starten, wenn du rechtzeitig in München sein willst.«
    »Ist gut, Jessi«, sagte er weich. »Sorg bitte dafür, daß wir in diesen dreißig Minuten nicht gestört werden.«
    »Sicher, Andy.« Sie ging hinaus.
    »Setzen Sie sich. Ein Gläschen Champagner?«
    »Ich nehme mir ein Wasser«, erwiderte ich. Um keine Zeit zu verlieren, fragte ich: »Was wollte mein Freund Harro Simoneit von Ihnen? Daß er von der Rückrufaktion erfahren hatte, die nicht stattfinden sollte, weiß ich schon. Das können wir außer acht lassen.«
    »Oh«, seufzte der Manager und setzte sich, »das können wir leider nicht. An diesem Punkt gab es einen Dissens zwischen Herrn Simoneit und mir. Simoneit hat eindeutig etwas falsch verstanden. Eigentlich wollte ich heute mit ihm hier sprechen, um das aufzuklären. Bedauerlicherweise ist Herr Simoneit nun tot. Ich bin Ihnen um so dankbarer, daß Sie gewissermaßen sein journalistisches Erbe angetreten haben. Wie mir Frau Born sagte, sind Sie ein As, wenn ich es einmal so ausdrücken darf. Nur auf anderen Feldern. Es ging von Beginn an nicht um eine Rückrufaktion. Es ging von Beginn an um eine Feldpflegemaßnahme. Das ist der entscheidende Punkt.«
    Jetzt nannten sie das also Feldpflegemaßnahme. Sehr geschickt. »Was, bitte, sind Feldpflegemaßnahmen?«
    Er überlegte nicht lange. »Das ist ein neuer Begriff meines Marketingmannes. Bei der Produktion so vieler Typen kommen Fehler fast zwangsläufig vor. In diesem Fall ging es um folgendes: Bei einer Modellreihe mit bestimmten 16 V-Maschinen treten bei dem automatischen Zahnriemenspanner Ermüdungserscheinungen auf. Das kann nach einem Jahr auftreten oder nach zwei oder drei. Bisher sind die Motoren selbstverständlich auf dem Kulanzweg ersetzt worden. Jetzt schreiben wir alle 270.000 Kunden an, sie sollen sich in der Werkstatt einfinden. Alle Käufer des betreffenden Modells werden bis etwa Anfang November benachrichtigt sein. Entweder wird nur das Teil ausgetauscht, oder aber auch sämtliche Schäden behoben, bis hin zum Austausch der Maschine. Unfälle können durch diese Sache nicht entstehen. Der Spaß kostet uns sicherlich einhundert Millionen. Und genau das hat Harro Simoneit herausgefunden und wollte diesbezüglich ein Interview mit mir, was er selbstverständlich bekommen hätte. Er nahm an, wir wollten uns drücken und einen ernsthaften Schaden vertuschen. Das wollten wir jedoch nicht. Mein Ehrenwort.«
    »Also, Ehrenworte sind nichts mehr wert«, wandte ich erheitert ein. »Mich interessiert, was mein Freund Harro außer dieser sogenannten Feldpflegemaßnahme herausgefunden hat. Es steht außer Zweifel, daß er noch etwas anderes

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