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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hätte Salchow auf Herzversagen, Infarkt oder Hirnschlag oder etwas in der Art getippt. Das ist doch wahr, oder?«
    »Das ist wahr«, sagte Salchow von der Hollywoodschaukel her. »Aber wir wissen, daß ein Irrer mit Zyankali durch die Gegend läuft. Und ich wäre unbedingt dafür, die Obduktion sofort zu machen. Das Zyankali ist dann leichter nachweisbar.«
    »Laßt mal sehen«, murmelte Rodenstock. Er ging zu Irmchen.
    Sie lag halb auf dem Rücken, zur rechten Seite geneigt. Sie trug nichts am Leib, nicht einmal einen Bikini oder Teile davon. Ihr Gesicht wirkte verzerrt, als habe sie Sekunden lang große Schmerzen aushalten müssen.
    »Das ärgert mich«, sagte Rodenstock. »Also, sie hat hier gesessen. Dann ist jemand von da hinten gekommen, und sie hat sich nicht einmal etwas übergezogen. Aber warum auch? Sie hat den Mann oder die Frau gekannt, weshalb sich also beim Sonnenbaden stören lassen? Sie reden miteinander, dann passiert es. Der Mörder verschwindet auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen ist. Wer hat Irmchen entdeckt?«
    »Die Nachbarin, die zwei Häuser weiter auf der anderen Straßenseite wohnt. Sie hat ein Kleid für Irmchen geändert und wollte es zur Anprobe bringen. Die Frau hat sofort angerufen. Wir haben sie befragt. Sie hat keinen Menschen gesehen.« Der Verdrießliche zog eine Schachtel Dannemann Brasilzigarren aus der Innentasche und zündete sich eine an.
    »Ist der Mörder über den Zaun gestiegen?« fragte ich.
    »Brauchte er nicht«, sagte Salchow. »Da ist ein kleines Türchen im Zaun.«
    »Um den Fall beneide ich euch nicht«, knurrte Rodenstock. »Schon weitergekommen bei Harro Simoneit oder Walter Sirl?«
    »Nicht mal der Hauch eines Motivs«, sagte der Verdrießliche. »Und ständig sind diese Pressefritzen hinter mir her. Das macht doch keinen Spaß mehr.«
    »Wir müssen nicht fragen, wer es tat, wir müssen fragen, wer der Nächste sein wird«, murmelte Rodenstock. »Laß uns gehen, ich möchte nachdenken.«
    Er starrte Irmchen an. »Phantastische Figur«, sagte er dann tonlos, »und so verdammt jung. Sollen wir die Aussagen aufschreiben und schicken? Oder sollen wir auf die Wache kommen?«
    »War etwas Besonderes, als Sie hier waren?« fragte der Verdrießliche.
    Rodenstock schüttelte den Kopf. »Wir hatten erfahren, daß Harro Simoneit und Walter Sirl mal hier gewesen sind. Angeblich wollte Sirl Irmchen sogar heiraten und ...« Er stockte. »Sirls Brief!« sagte er scharf. »Sie müssen einen einfachen DIN-A4-Zettel suchen. In der Wohnung. Darauf hat Sirl mitgeteilt, daß sie im November heiraten können.«
    »Ach du lieber Gott. Eine Herz-Schmerz-Arie.« Dem Verdrießlichen gefiel das nicht.
    »Wenn es Zyankali war, hat es mit Herz-Schmerz wenig zu tun«, erwiderte Rodenstock trocken. »Also, wir machen ein Gedächtnisprotokoll mit allen Einzelheiten und faxen das auf die Wache.«
    »Gut so«, nickte der Verdrießliche und paffte seine Zigarre.
    Über der Waldung schrie ein Bussard und fiel vom Himmel. Wahrscheinlich mußte jetzt eine Maus sterben.
    »Wo willst du hin?« fragte ich Rodenstock im Wagen.
    »Zu Simoneits Haus«, sagte er. »Wir müssen die Frauen loseisen, und ich habe noch ein paar Fragen an die junge Witwe.«
    »Von Schöntann bietet der jungen Witwe Hilfe an. Soll ich ihr ausrichten.«
    Er sah mich an. »Hat er ein schlechtes Gewissen?«
    »Das weiß ich nicht. Er tat sehr betroffen. Und weil er alles mit Geld zukleistert, ist es logisch, daß er auch die Witwe zukleistern will.«
    »Du magst ihn nicht?«
    »Nein. Er ist glatt, sehr glatt. Und er ist klug.«
    »Wie war das mit der Bestechung?«
    »Das Verrückte ist, daß es im Grunde keine war. Wenn ein Richter mich fragen würde, ob von Schöntann mich bestechen wollte, müßte ich antworten: nicht direkt. Er wollte mich kaufen. Und an dem Punkt kann er behaupten, daß er Texter sucht. Laufend. Und im Gewerbe ist das eine bekannte Tatsache. Ich erinnere mich deutlich, daß Harro mal berichtet hat, er habe sowohl von Mercedes wie von Porsche wie von VW das Angebot bekommen, Texte zu machen. Jemand anderes, an dessen Name ich mich nicht erinnere, hatte die Möglichkeit, gegen ein Schweinegeld sowohl zu Opel nach Rüsselsheim wie zu Ford nach Köln zu wechseln. Und vor allem die Japaner und seit neuestem auch die Koreaner suchen dringend nach Leuten, die interessante, witzige und neue Texte für Europa entwickeln. Die geben ebenfalls sehr viel Geld aus und locken mit Superkonditionen. Diese Konditionen

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