Eifel-Ralley
Angst. Das passiert nicht. Aber ich erwarte Ihre Hilfe. Und zwar jetzt.«
»Kann ich mich darauf verlassen?«
»Ja, unbedingt«, nickte Rodenstock. »Wenn Baumeister das sagt, ist das okay.«
»Also gut. Ich habe 120.000 Mark drin.«
»Ach du Scheiße«, sagte Emma seufzend. »Sie sind eigentlich nicht wohlhabend, oder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Wie lief das? Erzählen Sie mal«, forderte Dinah ihn auf.
»Man muß wissen, daß der Rennzirkus, also die Formel 1, so eine Art Revolution erlebt. Bernie Ecclestone tritt ab. Jemand hat neulich behauptet, er würde abgeschossen. Das ist Quatsch. Den kann man gar nicht abschießen. Aber er bestimmt seine Nachfolger. Haben Sie Zeit, daß ich das kurz erklären kann?«
Rodenstock grinste. »Legen Sie los.«
»Ich bin dabei, seit das Dorint gebaut wurde. Ich kenne alles und jeden. Ich habe erlebt, daß Weltmeister der Formel 1 zwanzig Austern bestellten, weil sie glaubten, sie würden dadurch sofort potent. Ich habe auch erlebt, daß ein alter 23er Rolls-Royce für 100.000 Dollar den Besitzer wechselte. Das Geld wurde in bar auf das Bett gekippt, und der Käufer sagte zum Verkäufer: Zählen mußt du schon selbst.
Ecclestone ist jetzt 66 und denkt an Pensionierung, falls einer wie er überhaupt pensioniert werden kann. Wenn er abtritt, werden andere neue Geschäfte machen. Mächtig dabei ist natürlich Michael Schumacher mit seiner Crew, vor allem sein Manager Willi Weber, der ja auch die Claudia Schiffer managt. Wichtig ist außerdem Ron Dennis, Chef von McLaren, der die Mercedes-Motoren einbaut. Wichtig sind noch Frank Williams, Chef von Heinz-Harald Frentzen, der noch Renault-Motoren fährt. Bald werden es dann BMW-Motoren sein. Er sitzt im Rollstuhl seit einem Unfall. Dann Eddie Jordan, der Ralf Schumacher im Stall hat und Honda-Motoren verwendet. Marco Piccinini, der Jurist, der für Enzo Ferrari den Rennstall leitete. Und eben Willi Weber, der wohl eigentlich will, daß die Brüder Schumacher beide für Mercedes fahren. Michael soll sowas wie ein zweiter Manuel Fangio werden, der Mercedes in Südamerika an die Spitze brachte. Dann haben wir noch Norbert Haug, der alle Rennaktivitäten bei den Stuttgartern koordiniert. Und Helmut Werner, der Vorstandschef bei Mercedes, aber eigentlich mal Reifenmanager bei Conti war, also genau weiß, um was es geht. Diese Leute sitzen auf dem Karussell ...«
»Und Sie kennen sie alle persönlich?«
»Ich kenne sie alle persönlich. Ich habe sie bedient und mit ihnen gesprochen. Eigentlich sind sie ganz in Ordnung. Manches Mal habe ich ihnen helfen können. Mal hatten sie keinen guten Draht zu einem Journalisten, den sie unbedingt brauchten, und mal war es nur ein Schnürband zum Schuh, das ihnen fehlte. Es ist wie in der Mazda-Reklame: Es sind die kleinen Dinge ...
Also, wenn Ecclestone abtritt, sind neue Geschäfte möglich. Im Augenblick werden soviel neue Firmen gegründet, daß dir die Ohren schwirren. Andreas von Schöntann ist ja auch nur auf die Luxemburg-Idee gekommen, weil es so naheliegt. Es gibt eben nichts, was man nicht als Lizenz im Rahmen der Formel 1 verscherbeln kann. Du kannst fast jedes Geld verdoppeln, wenn du in den Kreis der Erlauchten eintrittst. Und Andy ist längst drin. Nun sammelt er Geld. Schon seit einer ganzen Weile. Ich hatte davon gehört, daß Jessica Geld sammelt. Und ich fragte sie so vor einem halben Jahr, ob ich mich beteiligen kann. Sie antwortete: Aber klar doch! Ich hatte hundertzwanzigtausend in meinem Sparstrumpf, die gab ich Jessica. Es kommt vor, daß ich für ein freundliches Wort 1.000 Mark Trinkgeld bekomme. Es gibt so Verrückte. Und davon weiß natürlich niemand etwas. Jessica nahm meinen Haufen Geld, das war es dann und ...«
»Wieviel Gewinn versprach sie?« fragte Emma.
»Eine Verdoppelung in zwei Jahren. Und das ist reell, wahrscheinlich wird der Gewinn bei dreihundert Prozent liegen. Es gibt vor allem aus dem asiatischen Raum Hunderte von Firmen, die fast alles zu zahlen bereit sind, wenn sie von guten europäischen Firmen vertreten und ihre Produkte mit einem attraktiven Label vermarktet werden. Und so eine Firma wollte Andy für sie sein. Und jetzt das! Als Harro Simoneit umgelegt wurde ... ich entschuldige mich, als er starb, da wußte ich: Das Ding geht schief. Es ist völlig scheißegal, ob dieser Killer was mit dem Geld zu tun hat oder ob er einfach verrückt ist, er sorgt dafür, daß es zum Skandal kommt. Meine hundertzwanzig sind also im Eimer. Ich sehe
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