Eifel-Ralley
schon die Überschriften in den Illustrierten: ›Manager gründet mit Schwarzgeld Weltfirma‹ und ähnliches.«
»Es hat Sie also nicht gewundert, daß Harro getötet wurde? Und Irmchen, Walter Sirl und Jonny?« fragte ich.
»Eigentlich nicht«, sagte er. »Ich hab geahnt, daß Harro hinter der Geschichte her war. Er hat mich mal auf dem Flur gefragt – das ist ungefähr zwanzig Tage her – ob ich mein Erspartes auch Jessica gegeben hätte. Und ich sagte ihm: Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Er hat mich ausgelacht. Ja, er wußte wahrscheinlich alles.«
Emmas Stimme war sehr sanft: »Sagen Sie mal, Sie sprachen davon, daß viele Firmen mit Hilfe der Formel 1 ihre Produkte besser verkaufen können. Nun halte ich Sie für einen Mann, der sich mit solchen allgemeinen Angaben nicht zufrieden gibt. Ich brauche ein Geschäftsbeispiel, um das zu verstehen.«
Er sah sie erstaunt an. »Jessica hat gesagt, daß Andy wahrscheinlich auch in die Fernsehvermarktung einsteigt. Das bringt das meiste Geld. Ecclestone will sowieso nicht nur die Rechte verkaufen, sondern selbst Fernsehteams zusammenfassen und die komplette Berichterstattung verscherbeln. Und Andy will versuchen, das erste Team mit den Start- und Zielkameras anzubieten. Service total. Das ist wie eine Geldmaschine, das läuft von selbst. Er verkauft die Werbung mit den spannendsten Momenten des Rennens. Er kann die Preise bestimmen, er wird sie kriegen.«
»Phantastisch«, murmelte Emma. Dann fragte sie scheinheilig: »Haben Sie eigentlich eine Vorstellung, wie viele Leute sich an diesem Geschäft beteiligt haben?«
»Das müssen eine ganze Menge sein«, antwortete er. »Ich weiß, daß allein aus Adenau siebzig bis achtzig Leute eingezahlt haben. Dazu kommen die aus den Dörfern ringsum. Die Idee ist ja auch richtig gut.« Er grinste. »Es sei denn, es kommt zum Skandal, weil die ganze Geschichte auf Schwarzgeld aufgebaut ist.«
Es war zwei Uhr, als wir in die Betten fielen.
Dinah murmelte in die Dunkelheit: »Ich hasse den Motorsport. Ich hasse die Formel 1, ich mag Leute mit Autos nicht mehr, ich will überhaupt keine Autos mehr sehen. Jetzt hat sogar die A-Klasse den ersten Elch nicht überlebt. Und den Ring kann ich nicht leiden, und ich werde mich auf gasgebende Motorradcowboys einschießen und sie reihenweise abknallen.«
Ich nahm sie in die Arme, und nach einer Weile hörte sie auf zu knöttern.
Um sieben Uhr war ich schon wieder wach. Wahrscheinlich war der Pegel meiner Erregung inzwischen so hoch, daß die Fliege an der Wand mich weckte. Ich verdrückte mich in die Küche und setzte mir einen Kaffee auf. Ingo Mende fiel mir ein, der sich wahrscheinlich nach wie vor den Kopf über Harros Notizen zerbrach. Es war unfair, aber ich rief ihn trotz der frühen Stunde an.
Er war erstaunlicherweise auch schon wach und munter.
»Baumeister hier. Ich glaube, das mit den Zetteln können wir sein lassen. Wir wissen inzwischen ziemlich genau, was Harro Simoneit herausgefunden hat.«
»Ich weiß es auch«, sagte er. »Ich habe recherchiert, ich habe mit Entsetzen von Irmchen gehört, und auch von Jonny. Am schlimmsten finde ich die Schweinerei, die diese Leute sich mit Peter erlaubt haben. Was glauben Sie, wieviel Geld haben die schon beisammen für diese Luxemburg-Firma? «
»Also, nach unseren Recherchen liegt die Summe bei etwa 30 Millionen. Warum?«
»Weil ich jetzt natürlich die Zettel lesen kann, weil das alles jetzt einen Sinn ergibt. Nach den Zetteln zu urteilen ist Harro auf eine wesentlich höhere Summe gekommen. Ich frage mich nur, wo denn die Leute das ganze Geld gehortet hatten. Im Sparstrumpf? In Kaffeekannen? Tatsache ist wohl, daß Harro Leutchen ausfindig gemacht hat, die einen Hausbau verschoben haben, um die gesamte Summe bei Jessica Born einzuzahlen. Es gibt wirklich krasse Fälle. Dabei ist mir etwas aufgefallen. Kennen Sie eine gewisse oder einen gewissen T Punkt, E Punkt, K Punkt?«
Ich überlegte. »Ja. Das ist Timo Eggenrot, ein Freund von Jessica Born. Und das K bedeutet mit ziemlicher Sicherheit Köln. Mit dem Mann ist sie seit einer Ewigkeit verbunden. Eine Uraltfreundschaft. Was steht da im Zusammenhang mit diesen Initalen?«
»›Gefährlich‹. Sonst nichts.«
»Keine Adresse?«
»Keine Adresse«, antwortete Mende.
»Wissen Sie eigentlich, was der Formel 1-Zirkus zur Zeit so umsetzt?« fragte ich.
»Man schätzt mindestens acht Milliarden Dollar jährlich«, gab der Journalist Auskunft. »Und das wird mehr
Weitere Kostenlose Bücher