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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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für den Ring. Das muß man so sagen. Das entwickelte sich langsam. Es ist nämlich so, daß viele Leute abends nach reichlich Arbeit abschalten wollen. Im Normalfall gehst du irgendwo essen und bleibst dann hängen, oder du gehst in eine der Kneipen, wo sie alle rumhängen. Und – ehrlich gestanden – man kann die Gesichter oftmals nicht mehr sehen. Du willst auch nicht immer dieselben Witze hören und immer dieselben Weibergeschichten oder dieselben Geschichten von Heldentaten auf der Piste und all den Scheiß. Vor allem ist es ja so, daß immer ein paar über kurz oder lang besoffen sind. Und wenn sie besoffen sind, sind sie ...« Er grinste. »Na ja, sie sind einfach unerträglich. Bei Irmchen galt die Regel, daß jeder, der besoffen war, möglichst schnell von einem Taxi abgeholt wurde, das Irmchen bezahlte, so daß es nie Stunk gab. Der Fahrer zog vor das Haus, wir verluden den Kerl, und das war es dann. Für mich war das eine richtige Erleichterung, daß ich nach Dienstschluß nachts wußte: Ich kann noch auf ein Bier zu Irmchen.
    Klar, sie war eine Nutte und hat anfangs auch wie eine Nutte gearbeitet. Wir hockten halt im Wohnzimmer, irgendeiner wollte was, sie nahm ihn mit, verschwand im Schlafzimmer, kam wieder und schenkte weiter aus. Aber das ließ dann kraß nach, weil sie nämlich nicht mit jedem tat, was er wollte. Ich wollte zum Beispiel nie, weil ich eine Freundin habe und die nicht notwendigerweise bescheißen muß. Es gab Männer, die versuchten es acht-oder zehnmal, und sie hatte immer eine freundliche Entschuldigung, wenn sie den Kerl nicht ab konnte. Dadurch kam es auch nie zu Streitigkeiten. Irgendwie war sie der gute Engel einer ganzen Horde Männer ...«
    Rodenstock unterbrach: »Sie hat also nicht jeden reingelassen?«
    »Oh nein. Es war zwar kein Club, aber wir nannten das den Club. Und mehr als zwanzig, alles in allem, waren wir nie. Wer da rein wollte, mußte über den Job schweigen, durfte keine dreckigen Witze erzählen und sich möglichst nicht besaufen. Klar, es war teuer, es war viel teurer als in den normalen Kneipen. Aber wir hatten unsere Ruhe. Selbst Telefonate wurden grundsätzlich nicht durchgestellt.«
    »Änderte sich das, als Andreas von Schöntann auftauchte und Irmchen sozusagen auf Abruf kaufte?«
    Er zuckte zusammen wie ein Boot, das mittschiffs getroffen ist. »Sie sind aber gut informiert«, sagte er anerkennend. »Nein, es änderte sich nichts, weil Irmchen mit Jessica ausgemacht hatte, daß die Irmchen anruft, wenn Andy anrollt. So oft kam er ja auch nicht.«
    »Also gehörte Jessica auch zum Club?«
    »Na klar«, sagte er. »Am Nürburgring gibt es keinen Club ohne Jessica. Die hat ihre Finger überall drin, und ich frage mich immer, wann die mal schläft. Die hat das mit Andy und Irmchen gedeichselt. Mit seiner Frau läuft seit vielen Jahren nichts mehr.« Er räusperte sich. »Im Vertrauen: Die Frau war jahrelang eine echte Rennfahrerbraut mit eigenem Wohnwagen.« Er sah kurz zu den Frauen herüber. »Entschuldigung: Aber die hat jeden getickt, der gut fahren konnte. Jetzt ist sie endlich wer, und sie gibt jedem eins mit der Justiz auf die Mütze, der behauptet, er hätte sie mal nackt gesehen.« Er lachte.
    »Wie sieht denn eigentlich Jessicas Sexualleben aus?« fragte Emma lebhaft.
    »Das ist manchmal Thema. Kein Mensch weiß das. Ich auch nicht. Sie selbst grinst nur, wenn man sie darauf anspricht. Einmal waren wir allein. Ich hab sie gefragt, wo denn ein Mann in ihrem Leben steckt, und sie antwortete: Keine Zeit, Mario, und zuviele schlechte Erfahrungen.«
    »Aber es muß einen Mann geben«, sagte ich.
    »Naja, da kommt ab und zu einer. Ich glaube aus Köln. Er fährt jedenfalls einen Carrera mit Kölner Kennzeichen. Die reden ein paar Stunden, und er fährt wieder weg. Oder sie haben was miteinander, kein Mensch weiß das. Wieso? Ist Jessica irgendwie verdächtig?« Bei dem Gedanken schien er zu erschrecken. Dann setzte er zu seiner eigenen Beruhigung hinzu: »Aber nicht doch. Nicht doch Jessica.«
    »Sie ist nicht sehr verdächtig«, log Dinah. »Und zu einer Frau paßt das sowieso alles nicht. Wie ist das: Ist Jessica oft am Ring?«
    »Ziemlich. Das sind viele Wochen im Jahr. Natürlich ist sie auch am Hockenheimring und in Monte Carlo, oder sonstwo. Sie ist eben da, wo ihr Boß ist.«
    »Kennen Sie Andreas von Schöntanns sexuelle Gewohnheiten?« Emma fragte das und betrachtete eingehend ihre farblos lackierten Fingernägel.
    »Nicht die Spur«,

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