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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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werden, weil neue Firmen mit neuen Produkten einsteigen wollen.« Er lachte, es klang wie reiner Hohn. »Brot und Spiele, Baumeister, nichts als Brot und Spiele. Nur gigantischer, als wir es von früher kennen. Sie wollen sogar an die Börse gehen, sie wollen noch mehr Geld. Und das hochverehrte Publikum wird in seiner unendlichen Dummheit alles zahlen, was sie verlangen.« Er klang bitter.
    »Nichts für ungut«, murmelte ich und unterbrach die Verbindung. Plötzlich wußte ich, was Andreas von Schöntann mit einem Teil der Millionen tun würde: Er würde Aktien seines eigenen Reiches kaufen. So einfach war das.
    Draußen schien die Sonne, die Welt war unverändert. Meine Katzen lümmelten sich auf den Küchenstühlen und wirkten müde. Ich gab ihnen etwas zu fressen und sah ihnen dabei zu, wie sie die Pampe vertilgten.
    Sollten wir uns nun auf Timo Eggenrot konzentrieren oder uns an Jessica Born halten?
    Es war anzunehmen, daß Eggenrot irgendwann dort auftauchen würde, wo Jessica war. Vielleicht hatte er auch Hunger auf ein Formel 1-Rennen und war längst am Ring? Aber vielleicht hatte Jessica auch längst das Weite gesucht, weil sie wußte, daß sie an einem Abgrund stand und daß von Schöntann sie gnadenlos fallen lassen würde, wenn er begriff, daß er sich zu sehr auf sie verlassen hatte.
    Ich ging aus der Küche hinaus in den Garten, gefolgt von Paul und Willi und hockte mich auf die Wiese neben das Loch, das einmal mein Teich werden sollte.
    Willi verschwand wie üblich unter dem Sommerflieder und wartete auf lebensmüde Schmetterlinge. Paul sprang auf meinem rechten Oberschenkel und legte sich zurecht. Oben auf der Bundesstraße donnerten die Motorräder zum Ring, die Kolonne der Pkw war schier endlos. Wahrscheinlich hatten viele von ihnen keine Eintrittskarte und würden sich auch nicht darum bemühen. Es gab erstaunlich viele Menschen, die zu diesen Großveranstaltungen fuhren, auf den umliegenden Straßen endlos ihre Runden drehten, um dann irgendwo an einem Waldrand zu stranden und sich schnell und konzentriert zu besaufen. So bauten sehr viele Besucher von Rock am Ring, selbst wenn es noch Karten gab, ein kleines Zelt am Rand des Geländes auf, besorgten sich Schnaps und Bier und wateten zwei oder drei Tage lang durch den Grundschlamm ihrer Seele. Ich habe bis heute nicht begriffen, warum sie das tun. Die meisten von ihnen sagen: »Es ist einfach cool, sich mit anderen zusammen im Wald zu besaufen und dabei von nebenan die Musik geliefert zu bekommen.«
    »Was machen wir heute?« fragte Rodenstock hinter mir.
    »Wir müßten dringend diesen Timo Eggenrot sprechen, ebenso die Jessica Born. Wir müßten überlegen, wer eigentlich noch in der Gefahr lebt, getötet zu werden. Und mit von Schöntann sollten wir auch noch mal sprechen. Aber heute ist das Formel 1-Rennen, und alle spielen verrückt, sind nicht erreichbar. Es herrscht ein heilloses Durcheinander. – Ich habe inzwischen mit dem Journalisten Ingo Mende gesprochen. Er sagt, daß aus den Unterlagen von Harro hervorgeht, daß wesentlich mehr als 30 Millionen Schwarzgelder nach Luxemburg geschafft worden sind. Ist Andreas von Schöntann nun Boß der Gesellschaft in Luxemburg, oder gibt es da noch jemand anderen? Und ich habe noch eine Idee: Sie haben Irmchen für die Kurierdienste schweinemäßig gut bezahlt. Was hat denn Jessica daran verdient? Ehrlich gestanden, weiß ich nicht, was wir zuerst erledigen sollen, was Zeit hat, wo Gefahr droht. Du bist doch so ein kluger Mensch, was schlägst du vor?«
    »Ich bin dafür, Jessica Born in Augenschein zu nehmen. An welchem Punkt ihrer Karriere ist sie? Was passiert mit ihr, wenn du hingehst und diese Story schreibst?«
    »Ich kann diese Story noch gar nicht schreiben, Rodenstock. Uns fehlt der Mörder, viel zu viele Dinge können wir nicht erklären. Auch was das Unternehmen in Luxemburg betrifft: Sammeln die Gelder, um die eigenen Aktien zu kaufen, wenn die Formel 1 an die Börse geht? Oder sammeln die Gelder, um höchstmögliche finanzielle Beweglichkeit zu haben, wenn Firmen in das Merchandising um den Motorsport einsteigen wollen?«
    »Die Antwort darauf ist mir im Grunde scheißegal«, meinte er. »Zurück zu Jessica Born. Ist sie in der Lage, die Situation abzufangen? Reparaturen vorzunehmen?«
    »Ist sie. Sie könnte mit ihrem Einfluß zum Beispiel dafür sorgen, daß ab morgen früh auf den Konten in Luxemburg keine müde Mark mehr ist. Wir dürfen die Born nicht aufscheuchen.«
    »Gut«,

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