Eifel-Ralley
begeistert. »Wegen unsittlichen Lebenswandels und Kuppelei. Sie hat den Bullen gesagt, hier wäre sowas wie ein Puff. Na, der haben wir was geblasen. Ich bin zu der und habe geschrien, wir wären verlobt und sie solle ihre schmutzige Phantasie woanders austoben. Jedenfalls haben die Bullen hier den großen Einflug gemacht, und natürlich war nichts. Irmchen konnte schließlich so viele Gäste bei sich zu Hause haben, wie sie wollte. War ja ihr Bier, oder? Im Frühjahr ist die olle Mischnick dann prompt gestorben.«
»Was war mit Irmchen und Walter?« fragte ich behutsam. »Was wissen Sie von denen?«
»Irmchen wollte aufhören«, sagte Heiner sachlich. »Das ist mal ganz klar. Aber sie hatte ja noch den ... von Schöntann? – den hatte sie noch am Haken. Als wir vor zehn Tagen losfuhren, sagte sie noch zu uns, sie würde jetzt in Ruhe mit dem reden, daß der sich jemand anders sucht. Sie wollte unten aufhören, und sie wollten anfangen, neu zu bauen. Wir hatten schon ausgemacht, daß wir ihnen helfen und so. Walter hatte mir gesagt, wenn der Betrieb gut anläuft und ich die Schnauze vom Lkw-Fahren voll habe, daß ich dann bei ihm anfangen kann. Und dann kommen wir nach Hause und, verdammt noch mal.« Tränen standen in seinen Augen, und er zündete sich rasch eine Zigarette an, damit es nicht so auffiel.
»Das war richtige Liebe«, schluchzte Trixi. »Ich habe immer gesagt: Die leben im Himmel! Irmchen hat hin und her überlegt, ob es vielleicht gut ist, ein Kind zu haben und so. Na ja, und dann kam dieser Harro, dieser Journalist, und hat angefangen zu fragen und alles kaputtzumachen.«
»Nee, Schatz. So kannste das aber nicht behaupten«,
widersprach Heiner. »Der Mann muß doch fragen, oder? Ist doch sein Beruf!«
»Nach was hat Harro Irmchen denn gefragt?«
»Das ist doch sonnenklar: Er hat Irmchen gefragt, ob es stimmt, daß Irmchen, die Jessica und der große Boß die alte Gerda Monschauer bestochen haben. Weil die wollte sie doch wegen Betrugs anzeigen. Daher wußte Harro das doch auch.«
»Ach, nee«, sagte ich nicht sehr einfallsreich.
»Ach, so«, nickte Rodenstock, als wäre die alte Gerda Monschauer seine eigene Tante.
»Und?« fragte ich. »Haben sie das wirklich?«
»Na sicher doch«, strahlte Trixi. »100.000 hat sie eingezahlt, und 200.000 hat sie drei Wochen später wiedergekriegt. Ich dachte, mein Schwein pfeift.«
Heiner machte ein Gesicht, als habe er einen Sechser im Lotto. »Wir waren schließlich dabei.« Um der Sache eine besondere Bedeutung zu geben, hauchte er jedes Wort.
»Es war so«, begann Trixi. »Jessica hat damals immer gesagt, hier in Adenau müßte noch viel mehr Bares sein, als man so vermutet. Vor allem in den ... in den besser gestellten Kreisen. Jessica redete immer von Schlüsselfiguren, und kein Mensch von uns wußte, was sie meinte. Aber dann kapierten wir es. Wir kapierten es, weil sie an Gerda Monschauer ranging. Die olle Monschauer kennt ihr doch...«
»Das ist ein Problem«, unterbrach Rodenstock sie sanft. »Wir kennen sie nicht so genau.«
»Die Alte ist aber stadtbekannt«, sagte Heiner, nicht ohne Vorwurf. »Das ist die, der diese ganzen Häuser gehören, da in der Innenstadt. Und die dieses große Geschäft hat, was ihr Sohn führt. Aber der hat ja nichts zu melden. Jedenfalls Geld ohne Ende. Und Jessica meinte immer: Wenn ich die kriege, kriege ich auch alle anderen! Wir haben gelacht, als Irmchen vorschlug: Na, dann lade ich die Alte hierhin ein, und wir lassen sie voll Schampus laufen. War ja nur ein Scherz. Jedenfalls ist Jessica hin zu der Alten, und was passiert? Sie kommt strahlend zurück und sagt: Ich habe 100.000. Ist nicht die Welt, aber ist ein Anfang. Und ich weiß noch, ich dachte: Wenn das man gut geht, Mädchen.«
»Ging nicht gut«, kicherte Trixi. »War wirklich komisch. Aber sie hatten ja schon was im Kreuz, so daß nichts passieren konnte. Jedenfalls kommt Jessica eine Woche später und sagt: Irmchen muß mal eben eine Tour nach Luxemburg fahren, ich habe die Hunderttausend von der alten Monschauer. Nun muß man dabei wissen, daß die alte Monschauer so geizig ist, daß sie Vierfruchtmarmelade frißt und anschließend behauptet, besonders die Brombeeren hätten gut geschmeckt. Da gibt es die wildesten Gerüchte. Angeblich kriegt der Sohn fünf Mark am Tag für seine Zigaretten, und sie hat ihn enterbt, als er mal eine Kiste Zigarren gekauft hat. Ist ja auch egal.
Irmchen fährt die Hunderttausend nach Luxemburg, und Jessica
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