Eifel-Ralley
trifft sich mit den Reichen von Adenau und Umgebung. Ein Arbeitsessen nach dem anderen. Der olle Friedbert, zum Beispiel, durfte mal kurz mit Irmchen, weil er sagte, er würde gern außer den hundert Prozent noch eine Sondervergütung haben. Wir haben gelacht, Mann, was haben wir gelacht. Er ist zweiundachtzig, und er hat nichts mehr als die Hoffnung. Irmchen war mit ihm im Schlafzimmer. So eine Stunde lang. Und ich denke dauernd: Was machen die da so lange? Da kommt Irmchen raus und sagt: Ich brauche mal Tempotücher. Ich werd verrückt, sage ich. Nicht, was du denkst, antwortet sie. Der sabbert so.« Trixi schlug sich in heller Begeisterung auf die Schenkel, daß es schmerzhaft klatschte.
Heiner übernahm wieder: »Jessica hatte durch die alte Monschauer richtig Erfolg und sammelte und sammelte. Das ging bis Altenahr und Bad Neuenahr. Die Kundschaft drängelte sich. Irmchen war nur noch unterwegs, und ich habe ihr noch gesagt, sie soll sich mal einen Acht-Zylinder-Camaro zulegen, damit sie ein bißchen schneller auf den Hufen ist...«
»Moment mal«, unterbrach Rodenstock liebenswürdig. »Hat Walter damals die Touren schon mitgefahren?«
»Nein«, antwortete Trixi, beinahe empört. »Der doch nicht. Walter war der Einzige, der damals schon gesagt hat: Mach das nicht. Wenn das schiefgeht, wanderst du in den Bau, und die Einzahler behaupten, sie haben nichts damit zu tun. Walter hat sich rausgehalten. Aber Kummer hatte er, weil er nicht glaubte, daß Irmchen heil da rauskommt. Hatte er ja wohl auch recht. Jedenfalls vierzehn Tage, nachdem die olle Monschauer die ersten 100.000 rübergeschoben hat, klingelt abends unten das Telefon: Die Monschauer. Sie habe es sich anders überlegt, sagt sie. Sie will ihr Geld zurück. Das geht doch nicht, sagt Irmchen. Moment, ich hol mal die Jessica. Nun war Jessica nicht da. Die war, ich glaube, die war irgendwo in Australien oder so. Aber sicherheitshalber hat sie eine Telefonnummer hinterlassen. Endlos lang. Irmchen ruft also Jessica an und erzählt ihr alles. Und was passiert? Nach zwei Tagen ist Jessica da und redet mit der Monschauer. Die will ihr Geld zurück, und zwar sofort. Ja, und dann kam es zu dem großen Treffen.«
»Was für ein Treffen? Wo?« fragte ich.
»Na, von Jessica, Monschauer und dem Boß, diesem von Schöntann, manchmal sagen wir einfach Weihnachtsbaum, das kann man sich leichter merken. Hier haben die sich getroffen, hier auf diesen Sesseln. Und ich habe Schnittchen gemacht und Wasser und Kaffee gereicht. Deshalb wissen wir doch alles.«
»Die saßen hier«, nahm Heiner den Faden auf. »Die alte Monschauer hat eine Stimme, die hörst du noch, wenn alle Glocken läuten. Sie sagt: Ich will mein Geld zurück, ich habe mir das anders überlegt. Der Weihnachtsbaum antwortet: Aber, gute Frau, das ist doch völlig unnötig, das Geld verdoppelt sich in kurzer Zeit. Quatsch, sagt sie, ich kann ein Grundstück kaufen, und das will ich haben. Ihr habt mich doch sowieso nur zur Werbung gebraucht. Also könnt ihr mir doch mein Geld und die hundert Prozent zurückgeben, und wir sind auseinander. Wenn ich nicht in der Küche gestanden und das alles mitgehört hätte: Ich hätte es niemals geglaubt. Zwei Stunden ging das hin und her, dann hatte die Alte, was sie wollte: Sie mußte versprechen, eisern den Mund zu halten, und kriegte 200.000 in bar zurück. Jedenfalls fuhr Irmchen den nächsten Morgen nach Luxemburg und holte den Kies. Und dann kommt der Hammer: Irmchen steht bei der alten Monschauer mit dem Geld auf der Matte und übergibt es. Da sagt die alte Monschauer: Kindchen, ich bin Ihnen ja so dankbar! Und gibt ihr einen Zehnmarkschein Trinkgeld.« Heiner lachte schallend. »Seitdem weiß ich, wie man zu Geld kommt.«
Rodenstock blinzelte mir zu. »Eine echte Eifeler Leistung!« sagte er voll Hochachtung.
»Und davon hat Harro erfahren?« fragte ich.
»Sicher doch«, strahlte Trixi und versuchte, ihren Jeansrock möglichst weit nach unten zu ziehen, was eigentlich nicht ging, weil da nichts mehr zu ziehen war. »Irgendwie ist die Geschichte als Gerücht rumgelaufen. Ich weiß noch, daß Harro gesagt hat, die Story wäre so bescheuert wahnsinnig, daß sie wahr sein könnte. Und sie war ja wahr.«
»Darf ich mal telefonieren?« fragte Rodenstock. Er sah mich an und sagte: »Kwiatkowski!« Dann stand er auf und ging hinaus.
»Also nicht, daß wir was verraten haben«, sagte Heiner etwas verunsichert. »Aber das Ding konnte ja gar nicht gutgehen. Die Jessica
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