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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Baumeister.«
    »Das bin ich nicht. Und du solltest nicht als Kuppelmutter fungieren, das passt nicht zu dir.«
    »Ihr seid wie Kinder.«
    »Das ist ja sehr hilfreich!«, höhnte ich. »Erst schaltet er mich weg wie ein Relais, und dann muss ich mir anhören, er habe das alles nicht so gemeint. Scheiße, verbiege doch nicht die Wahrheit.«
    »Du machst dir etwas nicht bewusst, Baumeister. Du solltest mir zuhören. Und unterbrich mich nicht, ich erzähle das nicht zweimal. Rodenstock hat mal gesagt, dass er es furchtbar findet, ganz langsam im Morast des Altseins zu versacken. Und die Dinge, die wir mit dir treiben, sind sein Leben, ein sehr lebendiges Leben. Wir sind doch in deinem Haus mehr zu Hause als hier an der Mosel. Wir sind doch so was wie eine Familie ...«
    »Und in der Familie, die ich meine, verlässt man sich aufeinander!«, brüllte ich. »Ach, verdammt, entschuldige, ich hab dich unterbrochen. Mach schon weiter.«
    »Rodenstock hat immer davon geträumt, dass sich irgendwer noch einmal sich an sein Gehirn erinnert. Jetzt stirbt dieser Driesch und was geschieht? Jemand erinnert sich an Rodenstocks Gehirn. Genauer gesagt, der Chef des BND erinnert sich daran. Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufgeregt Rodenstock war. Da ruft der BND-Chef an und sagt: Ich brauche dich! Weißt du, was passiert ist? Er hat mich mitten aus einer Vorlesung herausholen lassen, in der FBI-Akademie. Rodenstock sagte: Es ist passiert, Liebling, sie brauchen mich. Das war viel mehr wert als Orden und Ehrenzeichen, das war absolut die Krönung seines Lebens. Und als sie verlangten, lassen Sie den Baumeister aus dem Spiel, hat er jawoll gesagt, weil ihm in diesen Sekunden alles scheißegal war. Du, ich, alles war ihm scheißegal. Jemand hatte sich an ihn erinnert, jemand hatte gesagt: Ich brauche dich! Was verlangst du von Rodenstock, Baumeister? Ständige menschliche Perfektion auf höchstem moralischen und ethischen Standard? Bist du verrückt? Bist du der liebe Gott? Nun hockt er da in diesem schäbigen kleinen Garten und möchte es dir erklären, aber er findet die Worte nicht.«
    »Und wie soll das jetzt, bitte schön, weitergehen?« Ich war immer noch zutiefst sauer.
    »Redet miteinander, räumt das aus. Und geht an die Arbeit. Kischkewitz braucht euch doch auch, er kann jeden gebrauchen.«
    Ich überlegte eine Weile. »Sag Rodenstock, wir sehen uns morgen früh. Entweder hier oder bei euch. Und sag ihm noch etwas: Jakob Driesch ist vor ein paar Monaten nach Mallorca geflogen und hat ein spanisches Bauernhaus gekauft. Für eine Million Mark, die er bar auf den Tisch gelegt hat.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Doch, das ist es. Und Rodenstock soll das auch an Kischkewitz weitergeben.«
    »Bist du dir im Klaren darüber, dass das ein Motiv sein kann?«, fragte sie etwas schrill.
    »Das habe sogar ich verstanden«, erwiderte ich arrogant. »Wenn ihm jemand eine Million zusteckte, zum Beispiel damit seine Windräder platziert werden, dann musste dieser Jemand Driesch töten, als er erfuhr, dass Driesch mit den Geldkoffern nach Mallorca geflogen ist. So einfach kann das sein.«
    »Bleib mal dran, ich hole Rodenstock.«
    »Nein, bitte nicht. Ich kann das jetzt nicht, ich brauche eine Pause.«
    »Gut, ich erzähle ihm alles. Und ich sage ihm, dass du verstehst, was da bei ihm abgelaufen ist.«
    »Du bist ein Gauner!«, schimpfte ich und unterbrach die Verbindung.
    Endlich ging ich ins Haus, schaltete den Computer ein, stopfte ein paar Pfeifen, bereitete mir einen Tee und begann mit der Arbeit. Später rekonstruierten wir mit Hilfe des Computers, dass es exakt um 1.23 Uhr begann. Wie beschreibt man eine Katastrophe?
    Ich versuchte gerade, einen Satz in zwei Sätze zu teilen, um den Gedanken verständlicher zu machen, als ich plötzlich im Dunkeln saß. Der Computer knackte, der Rechner gab einen Seufzer von sich. Heute erinnere ich mich, dass ein oder zwei Minuten vorher alle drei Katzen, die hinter mir im Zimmer auf dem Teppich gelegen hatten, blitzschnell verschwunden waren.
    Ich saß also im Dunkeln und stand auf. Von irgendwoher kam ein Lichtschimmer. Ich tastete mich vorsichtig aus dem Raum durch die offene Tür in das Treppenhaus. Der Lichtschimmer kam von unten. Ich ging die Treppe hinunter. Merkwürdigerweise brannte in der Küche noch Licht.
    Dann hörte ich ein leises Knallen, das immer heftiger wurde. Und ich roch den Rauch. Automatisch dachte ich: Da brennt etwas auf dem Dachboden, nahm einen Plastikeimer und ließ ihn

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