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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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fest. »Wie habt ihr überhaupt davon erfahren?«
    »Kischkewitz rief uns an. Er hat die laufenden Polizeimeldungen gelesen und uns alarmiert. Willst du bei uns wohnen?« Er schaute sich um. »Das hier dauert, das weißt du.«
    »Ich gehöre in die Eifel, nicht an die Mosel. Irgendeine Lösung werde ich finden.«
    Andrea schrie: »Dein Handy bimmelt.«
    »Wo ist denn das?«
    »Na hier, ich habe es in der Küche gefunden, als die noch nicht abgesoffen war.«
    Alwin Ixfeld, ein Kollege aus Deudesfeld, war am anderen Ende. »Hör mal«, begann er vorsichtig, »zufällig steht die Wohnung über uns leer. Du könntest sie haben, sie würde erst mal reichen.«
    Deudesfeld? Warum nicht Deudesfeld?
    »Miete sie. Wurscht, was sie kostet, miete sie einfach.«
    Es befanden sich immer noch Feuerwehrleute und Zuschauer hier. Eine Hilfstruppe lud meine Bücher in Gustavs Hänger. Auf einmal ertönte ein merkwürdiges Quietschen.
    Maria Latten kam die Straße hoch und schob einen Teewagen vor sich her, bepackt mit Broten, Kaffee und Wasser. Leicht keuchend sagte sie: »Iss erst mal was. Dann sieht die Welt schon wieder etwas besser aus.« Ich lachte, bis mir die Tränen kamen.

Drittes Kapitel
    Irgendwann schlief ich auf Andreas Sofa ein und irgendwann wurde ich wieder wach. Es war Nacht, das Haus war unheimlich ruhig. Ich rekonstruierte, dass es die Nacht von Donnerstag auf Freitag sein musste, und verspürte eine enorme Unrast. Ich zog mich an, tastete mich durch den Flur, umrundete das Haus, um auf meinen Hof zu gelangen. Die Haustür stand offen.
    Sofort waren meine Katzen bei mir. Ich beruhigte sie, streichelte ihre Rücken und sprach mit ihnen. Der Dreck war unbeschreiblich, das Wasser stand noch immer zehn bis fünfzehn Zentimeter hoch in jedem Raum. Ich versuchte in das Bad hineinzukommen. Das erwies sich als schwierig, denn die Farmacell-Platten an der Decke hatten dem Wasserdruck nicht standhalten können und waren heruntergebrochen. Ich pinkelte und wollte die Spülung betätigen. Das ging natürlich nicht, jemand hatte den Haupthahn abgestellt.
    In meinem Arbeitszimmer begann ich die Pfeifen einzusammeln. Das dauerte eine gute halbe Stunde. Und erst jetzt schaute ich auf die Uhr. Es war sechs Uhr und draußen zog Nebel auf. Ich fand Tabakdosen, in denen der Tabak trocken geblieben war. Ich nahm die langstielige Jeantet und putzte sie an der Hose ab. Dann stopfte ich sie und zündete sie an. Es war ein Genuss. Adieu Jakob Driesch, adieu Annette von Hülsdonk. Keine Zeit mehr für eure Leichen und euer Leben. Ich bin abgebrannt und muss mich kümmern.
    Ich ging hinunter in die Küche, suchte eine große Schale und packte sie voll mit Katzenfutter.
    »Ihr dürft in meinem Zimmer fressen!«, versprach ich. Und sie begleiteten mich und machten sich dann über ihren Fraß her. Sie schnurrten.
    »Wir bauen diese Hütte wieder auf!«, erklärte ich ihnen. »Und es wird schöner, als es je war. Ich errichte euch das Katzenparadies.«
    Ich hatte nicht viel Zeit, mich von dem Haus zu verabschieden, das einmal meines gewesen war. Die Versicherungen meldeten sich und damit traten Sachverständige in mein Leben, die mich vierundzwanzig Stunden lang misstrauisch beäugten, sich aber durchaus als vernunftbegabte Wesen erwiesen und in Grenzen bereit waren, mit entgegenzukommen. Ganz nebenbei besichtigte ich die Wohnung über der von Ute und Alwin in Deudesfeld, befand sie für gut und bezog sie, soweit ich mit dem Rest meiner Existenz umziehen konnte. Der Inventarversicherer versicherte mir, ich dürfte mir durchaus ein Bett, ein Sofa und Ähnliches kaufen – wenn es denn nicht gerade antike Stückchen aus der Zeit Ludwigs XIV. sein würden, wäre seine Gesellschaft diesbezüglich durchaus menschlich. Rund siebentausend Bücher waren dahin, und als ich sie in den Container beförderte, tränten mir die Augen.
    Am Samstag wollte ich dann so richtig loslegen, meine neue Wohnung ausmessen, Regale anbringen, provisorische Lampen aufhängen, über einen neuen Computer nachdenken und dergleichen Kleinigkeiten mehr. Aber Rodenstock hatte entschieden etwas gegen derartige Formen von Egoismus.
    Morgens um neun Uhr warf er mich aus meinem frisch gekauften Pfuhl und seine Stimme hatte etwas von den Glocken des Jüngsten Gerichts. »Ich denke, wir haben zumindest einen Mörder – den von Annette von Hülsdonk. Und jetzt schwing dich in deine Karre und komm hierher. Du musst durch Hellenthal durch Richtung Wildpark. Auf der rechten Seite geht von

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