Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
man einen säumigen Steuerzahler nennt.«
    »Na ja, so harmlos ist das Ganze nicht«, murmelte Hermine mit einem Seitenblick auf ihren Albert. »Wir haben nämlich, seit wir hier wohnen, noch keinen Pfennig Steuern bezahlt. Wir brauchten das auch nicht, wir würden befreit, weil bäuerliche Betriebe da gewisse Vorteile haben. Neugründung und Produktion von Gütern, die vom Hof direkt zum Verbraucher gehen, und so. Aber Albert hat die Anträge erst gar nicht gestellt, keine Umsätze gemeldet. Und irgendwann kam es zum Krach mit dem Finanzamtsleiter. Das ist zwar ein Behördenarsch, aber er kann ja schließlich auch nicht so, wie er will, er hat seine Vorschriften. Die beiden haben sich dutzend Mal angebrüllt wie die Kesselflicker. Dann wurde der Gerichtsvollzieher ein ständiger Besucher bei uns. Doch es eskalierte immer mehr. Schließlich wollte der Finanzamtsleiter gar kein Geld mehr, sondern nur noch Albert in sein Auto einladen und ihn abliefern. Das ist gar nicht mehr spaßig.«
    »Dieser Scheißkerl!«, fluchte Albert. »Ich kann nicht zu deiner Kommission.«
    »Du musst«, sagte ich. »Es hat überhaupt keinen Zweck, dem ausweichen zu wollen. Du kannst ihnen deine Lage erklären und sie können dir in Sachen Finanzamt helfen. Aber du musst ins Aukloster. Du hast möglicherweise den Fall gelöst. Und es ist eine Belohnung ausgesetzt, eine halbe Million.«
    »Was?«, fragte er. »Für das Geld verprügel ich den Papst. Ach nein, der ist mir zu alt. Eine halbe Million?«
    »Ja, also tummel dich, setz dich in deine Karre und fahr hin.«
    »Es ist ein Uhr nachts. Ich bin nicht rasiert.«
    »Und du muffelst!«, sagte Hermine streng.
    »Die arbeiten rund um die Uhr. Du kannst schnell baden, dich rasieren. Okay?«
    »Und sie ... sie schicken mich nicht zum Finanzamt rüber?«
    »Das tun sie nicht«, versicherte ich. Aber davon war ich durchaus nicht felsenfest überzeugt. Ich kannte die Bocksprünge der Bürokratie nur zu genau. »Ich sage es ihnen, ich rufe jetzt an, du kannst zuhören.«
    Ich wählte die Nummer der Kommission und verlangte Vera.
    »Was treibst du mitten in der Nacht? Warum schläfst du nicht?«
    »Weil ich den verschwundenen Albert Tenhoven aufgetrieben habe.«
    Sie war überfordert. »Wen?«
    »Den Ökobauern, den Ihr vernehmen wolltet.«
    »Und? Was sagt er?«
    »Er kann wahrscheinlich die Million erklären, mit der Driesch nach Mallorca geflogen ist. Und er hat von einem Mann namens Paul Quint erzählt. Tenhoven kommt gleich zu euch. Aber er hat ein Problem: Das Finanzamt will ihm an den Kragen. Kannst du ihm da helfen?«
    »Oh, oh!«, machte Vera. »Du weißt, das ist heikel. Mal sehen, was ich tun kann.«
    »Du musst ihn retten«, mahnte ich. »Sonst kommt er nicht.«
    »Du bist ein Schätzchen, Siggi.« Sie lachte. »Na gut, sag ihm, ich helfe. Und er soll sich beeilen.«
    »Habt ihr was Neues?«
    »Ja. Zwei weitere Zeugen, die genau wie die alte Dame behaupten, dass es gegen halb vier in der Nacht auf der Straße einige Mal geknallt hat. Also eine halbe Stunde, bevor Driesch starb. Auch diese beiden haben sich nicht gemeldet, weil sie annahmen, das sei nicht wichtig.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich. »Bis später.«
    »Halt, warte. Was hältst du davon, übermorgen mit mir essen zu gehen? Du bist eingeladen.«
    »Danke, das tue ich. Ich melde mich. Ich fahre jetzt eine Runde schlafen.«
    »Ich beneide dich.«
    Ich wandte mich an Tenhoven. »Mach dich auf die Socken. Sie helfen dir in der Finanzamtssache. Und bitte, erkläre ihnen das mit Quint und seiner Anlage in Faymonville genau. Ich muss jetzt, Leute. Es hat mich teilweise gefreut.«
    »Du kriegst nie mehr einen aufs Maul«, versprach Tenhoven. Seltsamerweise wirkte er verlegen und sah angelegentlich auf seinen Schnaps hinunter.
    »Wenn du deinen Enkeln von deinem wilden Leben erzählst, dann vergiss uns nicht«, meinte die wunderbare Hermine. Und sie umarmte mich tatsächlich, weil ich ihr wahrscheinlich geholfen hatte, ohne das zu wollen.
    Die Nacht war lauwarm, selbst in dieser Höhe machte es Spaß, mit offenen Fenstern zu fahren. Da ich dachte, die Sache sei zu wichtig, rief ich Wilma Bruns an und schaltete den Freisprecher ein.
    »Siggi hier. Ehrlich gestanden bin ich sauer auf dich. Warum hast du mir eigentlich die Konkurrenz in Faymonville verschwiegen? Und warum hast du nicht gesagt, dass es in eurer Planungsgruppe schon seit Monaten so langsam zugeht wie bei einer Schnecke?«
    »Ich ... ich wollte dich mit diesen

Weitere Kostenlose Bücher