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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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EU nicht so blöd ist, zwei oder gar drei Windkraftanlagen in der gleichen Region zu fördern. Wenn also Hollerath lahmarschig betrieben wird, sagt die EU: Na gut, dann kriegt das Geld ein anderer. Und dann legt so ein Quint in Faymonville los. So einfach geht das Spiel. Jeder, der eine Anlage plant, macht das zunächst heimlich und zügig. Bereitet er sich gut vor, dann kann er relativ schnell an Gelder kommen. Also gibt er Gas. Anfangs hat die Gruppe in Hollerath wirklich Gas gegeben, also Driesch, die arme Annette, Wilma und wie sie alle heißen. Sie haben sogar die Waldbesitzer auf ihre Seite ziehen können. Und dann, vor etwa einem Jahr, wurden sie plötzlich träge. Es kamen sogar schon Anfragen aus Brüssel, wo denn die Anträge auf Geldmittel blieben. Kein Mensch konnte sich das erklären. Driesch antwortete ausweichend, die Projektgruppe würde in einem Arbeitsstau stecken. Aber das stimmte nicht, das war kein Grund. Und kurz vor Weihnachten im vorigen Jahr, also vor einem Dreivierteljahr, legte plötzlich Quint in Faymonville los. Er ließ sogar den inzwischen erworbenen Grund schon roden. Er ist zwar eine Spielernatur, aber ich glaube schon, dass er einen Tipp aus Brüssel bekommen hat. Der Tipp kann nur gelautet haben: Bau dein Ding, die Konkurrenz schläft, der Zaster ist noch da. Gleichzeitig bedeutet das aber: Wenn Quint so etwas zu Ohren gekommen ist, dann muss das Projekt Hollerath aufgegeben worden sein.«
    »Also hat deiner Ansicht nach Driesch die Million von Quint kassiert und dann die Pläne für Hollerath langsam einschlafen lassen.«
    »Genau das!«, nickte Hermine. »Die Million hat Quint in der Portokasse, das fällt bei dem überhaupt nicht auf. Wenn Albert bisher so was vermutet hat, habe ich immer gesagt: Du spinnst. Aber wie es den Anschein hat, bekommt er wieder mal Recht. Alles passt zusammen.«
    Albert strahlte seine Hermine an. »Als ich hörte, dass Quint angefangen hat zu roden, bin ich hingerast. Das wollte ich selbst sehen. Und ich habe es gesehen. Inzwischen hat er schon die Fundamente fertig, die Anträge liegen in Brüssel, und niemand glaubt, dass das Ding noch schief gehen kann. Wenn ich jetzt noch herausfinden könnte, wer die Windräder dort produziert und aufstellt...«
    »Und ihr seid sicher, dass Driesch Quint gekannt hat?«
    »Sehr gut sogar. Quint hat von Driesch sein ganzes Wissen über Windräder bezogen. Driesch war sozusagen Quints Lehrmeister der ersten Stunde. Das weiß ich ganz genau, weil Quint einen Workshop besucht hat, den Driesch geleitet hat. Ich war selbst auch dabei.«
    »Allerdings gibt es nicht den geringsten Beweis für diese Theorie«, sagte ich vorsichtshalber.
    »Aber es ist eine verdammt heiße Spur«, meinte Hermine.
    »Das ist richtig. Doch mich stört, dass Wilma diesen Quint und sein Projekt nicht erwähnt hat. Sie tat so, als würde der Bau in Hollerath zwar angefeindet, sei aber letztlich sicher. Sie hat nichts von Verzögerungen erzählt.«
    »Ach, Wilma«, sagte Tenhoven mit einem tiefen, leisen Lachen. »Du musst wissen, dass sie einen Traummann hatte. Und der hieß Driesch.«
    »Das weiß ich, das hat sie gesagt«, nickte ich. »Aber für sie schien außer Frage zu stehen, dass die Anlage in Hollerath durchgezogen wird – eindeutig.«
    Hermine mischte sich ein. »Vielleicht hat Driesch Wilma nicht informiert, vielleicht hat er sie in dem Glauben gelassen, die Planung in Hollerath sei sicher.«
    »Aber warum das?«, hielt ich dagegen. »Das macht doch keinen Sinn. Wenn er im Bundestag in Berlin zu tun hatte, hat Wilma ihn hier vor Ort vertreten. Warum sollte sie irgendetwas nicht wissen? So unprofessionell kann Driesch doch nicht gewesen sein.«
    »Weiß der Geier, was alles dahinter steckt«, polterte Tenhoven. »Es ist zu spät, sonst würde ich nun noch rumtelefonieren. Aber das kann ich morgen auch noch tun.«
    »Morgen nicht, wenn du Montag meinst. Wir haben nämlich schon Montag. Du setzt dich jetzt am besten in dein Auto und fährst nach Monschau zur Sonderkommission ins Aukloster. Und vorher wüsste ich gern, weshalb du dich versteckst.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, irgendwo tickte laut eine altmodische Uhr, ein Radio wurde an- und wieder abgedreht.
    »Sie schlafen schon wieder nicht«, seufzte Hermine.
    »Also gut«, murmelte Tenhoven. »Die Steuer hat mich am Arsch. Das ist ein persönliches Ding zwischen dem Leiter der Behörde und mir. Er will mich verhaften lassen, er hat einen Haftbefehl durchgesetzt. Ich bin das, was

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