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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Mickrigkeiten nicht belasten. Es ist sowieso schon schwer genug, die Hintergründe zu verstehen.«
    »Mickrigkeiten? Ich bitte dich! Warum hat Driesch das Projekt verzögert?«
    »Ich weiß nicht, ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht, weil er von Windkraft so langsam die Nase voll hatte. Jedenfalls hat er mir immer wieder gesagt: Mach dir keine Sorgen, wir bauen den Park und Faymonville ist keine Konkurrenz. Zuletzt vor vierzehn Tagen.«
    Nun war ich vollkommen verwirrt. »Darüber würde ich gern in Ruhe mit dir reden, wenn du nichts dagegen hast. Quatsch, das ist die unprofessionellste Bemerkung des Jahres. Darüber müssen wir reden. Warst du von dem Kerl so geblendet, dass du jedes seiner Worte glaubtest? Was läuft da bei dir ab? Wir müssen reden, Frau!«
    »Kein Problem«, sagte sie munter. »Ich bin sowieso unter Bewachung. Vor dem Haus steht ein leibhaftiger Streifenwagen mit einem Zivilbeamten drin. Und jetzt besaufe ich mich langsam.«
    »Tu das nicht«, brauste ich zornig auf. »Lass das sein. Du brauchst jetzt einen klaren Kopf.«
    »Wozu denn? Der passt doch auf. Ich brauch doch gar keinen Kopf.«
    Ich unterbrach die Verbindung und gab wieder Gas. Ich fühlte mich ausgelaugt und wollte schlafen. Gegen halb drei war ich in Deudesfeld. Ich wunderte mich, dass im Flur keine Möbel mehr standen. Ute und Alwin hatten alles an seinen Platz gerückt. Auf einem Tisch stand ein Brett mit belegten Broten, daneben eine Flasche Wasser und ein Zettel: Wir haben es dir etwas angenehmer gemacht. Nun genieß dein Ersatzzuhause!
    Ich war zu müde, um gerührt zu sein, ließ die belegten Brote einfach im Kühlschrank verschwinden, legte mich auf das Bett, schaltete vorher den Radiowecker aus und schlief sofort ein.
    Ich träumte wirres, aufregendes Zeug. Jemand jagte mich durch einen Wald, und auf meinem Fluchtweg standen mir unbekannte Menschen und feuerten mich an, ich solle schneller laufen. Und als ich mich umdrehte, um meinen Verfolger zu betrachten, war der irgendein fremdes Tier von einem fremden Stern, war glitschig, bläulich, von ungeheuren Ausmaßen, hatte mindestens sechs tentakelähnliche Arme und sabberte eine Flüssigkeit, die rot war wie Blut. Das weckte mich, das war stark genug. Es war freundliche elf Uhr an einem sonnigen Montagmorgen, die Welt hatte mich wieder, der Schweiß stand mir auf der Stirn, das Leben machte mir nur begrenzt Spaß.
    Ich taumelte aus dem Bett, von aussteigen konnte keine Rede sein, und stolperte in die kleine Küche. Ute hatte mir ein Pfund Kaffee hingestellt mit einem Stapel Filter. Neben einer Kaffeemaschine lag ein Zettel.
    Da deine Maschine im Löschwasser ersoffen ist, haben wir uns gedacht, wir spendieren dir eine neuel Viel Spaß! Ute
    PS: Mittlerweile haben rund zwanzig Leute angerufen, wie es dir denn so geht. Und ich habe versprochen, du würdest sie zurückrufen. Hier ist die Liste mit den Namen:...
    Es folgten zwar nicht gerade zwanzig Namen, aber vierzehn. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.
    Während der Kaffee durchlief, machte ich die Andeutung einer Katzenwäsche. Dann hockte ich mich auf einen Sessel, den Andreas mir freundlicherweise gepumpt hatte, erinnerte mich an die belegten Brote, holte sie aus dem Kühlschrank, nahm einen Teller, von dem ich nicht wusste, wer ihn mir geliehen hatte, und wollte genüsslich frühstücken und dabei über den Lauf des Schicksals nachdenken. Zuerst fiel mir der Becher mit Kaffee um und floss über den Tisch, der mein eigener war, dann bekam ich Schwierigkeiten mit der Kunststofffolie, die über die belegten Brote gelegt war. Am Ende kullerten die Brote über den Teppich, von dem ich keine Ahnung hatte, wem der gehörte.
    Das Telefon setzte den Schlusspunkt unter meinen Versuch, gemütlich zu frühstücken. Rodenstock sagte: »Ich brauche dich jetzt dringend.«
    »Wo?«
    »In Mützenich. Wilma Bruns ist tot. Hohes Venn, du weißt schon. In einem Moorweiher versackt. Vielleicht ertrunken, wir wissen es noch nicht genau.«
    »Ich komme«, stammelte ich. »Noch heute Nacht habe ich mit ihr telefoniert.«
    »War was Besonderes?«
    »Ja, eine erstaunliche Sache. Aber da sie jetzt nicht mehr lebt, läuft uns das nicht weg. Ich erzähle es dir, wenn ich da bin.«
    »Gut. Du fährst durch Mützenich durch weiter auf der Straße nach Eupen. Kurz nach dem Ortsausgang ist rechter Hand ein Parkplatz. Dort parkst du und überquerst die Straße. Du kommst auf einen schmalen Pfad. Dann siehst du uns schon. Es sind belgische Kollegen da.

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