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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sich. »Ich hab's dir gesagt, Minchen, ich hab's dir immer gesagt. Jeder ist käuflich, der edle Driesch auch.«
    Ich musste ihm einen Dämpfer verpassen. »Moment, das ist nicht bewiesen. Das Ganze kann sich als vollkommen harmlos herausstellen.«
    »Harmlos?«, fragte er verblüfft. »Da fliegt ein Bundestagsabgeordneter nach Mallorca und schiebt eine Million Bares über den Tisch? Erzähl das deiner Großmutter, Junge.«
    »Ich heiße Hermine«, klärte seine Frau mich auf.
    »Siggi«, erwiderte ich brav. Und so traten wir denn in die nächste Phase unserer Beziehung ein.
    »Es ist erklärbar«, beharrte ich. »Ein einfaches Beispiel: Er hat Freunde, die zusammenlegen und sich das spanische Bauernhaus kaufen wollen. Er tut seinen Anteil hinzu und fliegt los. So simpel könnte das gewesen sein. Nimm zehn Freunde, dann ist jeder mit hunderttausend dabei.«
    Albert überlegte eine Weile. Dann schüttelte er nachdrücklich den Kopf. »Niemals. Wenn das so gelaufen wäre, dann wüsste die Kripo längst Bescheid. Dann hätten sie den einen oder anderen der zehn längst ausfindig gemacht und ausgequetscht. So ist das nicht gelaufen, so nicht.«
    »Du hast Recht«, gab ich zu. »Wahrscheinlich nicht. Aber wie denn dann?«
    Albert Tenhoven sah seine Frau an und erneut ging ein Strahlen über sein Gesicht. »Quint!«, sagte er.
    Seine Frau wiederholte bedächtig nickend: »Quint.«
    »Wer ist Quint?«
    »Ein Fall für sich!«, stellte Hermine fest.
    »Das reicht mir nicht«, bemerkte ich giftig.
    »Das hältst du im Kopf nicht aus, wenn du einen hast«, rief Tenhoven begeistert. »Ich wusste immer, dass da was läuft.«
    »Darf ich mitlachen?«
    »Ja, warum nicht?«, fragte Hermine. »Es ist ja für jeden genug da.« Sie kicherte hoch und schrill.
    »Ja, der Quint«, murmelte Tenhoven bedächtig. »Also Quint heißt Paul Quint und ist ein belgischer Industrieller. Ungefähr fünfzig und so gefährlich wie ein Skorpion bei Nacht. Er residiert in Faymonville. Wenn du am Losheimer Graben über die Grenze gehst und die Straße nach Büllingen, Bütgenbach nimmst, dann liegt Faymonville linker Hand. Kleines Dorf, aber exquisite Landschaft und viele angenehm reiche Belgier. Quint macht in Öl, Erdgas, in russischem Gold, kanadischem Manganerz, und Quint macht in Immobilien im karibischen Raum.« Der Bauer lächelte und setzte hinzu: »Ich weiß das, denn ich habe alles Wissenswerte über ihn gesammelt, weil ich ihm nicht traue. Er ist in diesem für Industrielle typischen Alter, in dem sie plötzlich Ideologien entdecken und sich für irgendeine Sache stark machen. Du kennst das ja. Der eine fängt plötzlich an, den tropischen Regenwald zu schützen, der andere gibt eine Tageszeitung heraus und erfindet die Demokratie neu, der nächste schützt die Wale im Südpolarmeer. Quint entdeckte für sich die Windkraft. Ich sage ja nicht, dass das alles falsch ist, ich meine bloß: Man sollte sich erst einmal bedeckt halten und genau hinsehen. Südlich von Faymonville gibt es ein kleines Nest namens Möderscheid, sehr idyllisch. Und das Dreieck, das diese beiden Orte mit Büllingen bilden, das wäre der ideale Platz für eine Windkraftanlage. Niemand könnte sich beschweren, niemand würde gestört. Und Quint wollte dort eine Windkraftanlage hinstellen. Die Idee muss selbst ich als gut bezeichnen, denn dort ist es ökologisch vertretbar. Ich habe mir das Gelände genau angeschaut. Doch Quint bekam dafür keine EU-Gelder. Brüssel sagt: Wir sind doch nicht verrückt und bauen eine Anlage in Faymonville und die nächste gleich nebenan in Deutschland, in Hollerath. Und die Planung von Hollerath ist einfach schon viel weiter gediehen. Die haben die ersten bürokratischen Hürden schon genommen. Und vor etwa einem Jahr passierte es dann. Na ja, du weißt nicht, wie so was läuft.«
    »Nun erklär es ihm doch, er ist doch nicht auf den Kopf gefallen«, sagte Hermine.
    »Bin ich doch!«, widersprach ich grinsend.
    »Es ist so, dass regenerative Energien eigentlich gefördert werden sollen. Europaweit. Doch jemand, der heutzutage eine Windkraftanlage bauen will, tut verdammt gut daran, die Sache möglichst schnell und komplett nach Recht und Ordnung, alle bürokratischen Schwierigkeiten berücksichtigend, durchzuziehen. Das ist ein simples, verdammt schnelles Spiel, und wenn du der Schnellste und Kompletteste bist, hast du große Chancen an die Gelder der EU zu kommen. Und deine Konkurrenten aus der gleichen Region haben das Nachsehen, weil die

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