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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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abgeschlossen sind. Also gerade zu Beginn eines solchen Projekts ist Eile geboten, um möglichst schnell an diese Mittel zu kommen. Und genau hier ist in Hollerath aus irgendeinem Grund am Ende etwas schief gegangen. Vor etwa einem Jahr haben die Brüsseler Bürokraten sogar in Hollerath nachgefragt, wieso die Anträge auf die Gelder noch nicht eingegangen seien. Das bedeutet: Driesch und seine Arbeitsgruppe haben geschlampt. Wilma Bruns eingeschlossen. Dadurch konnte ein belgischer Finanzier aus Faymonville, Paul Quint, ins Geschäft kommen, der hier in Belgien eine Windkraftanlage auf die Beine stellen will. Es wird ihm gelingen, wenn das so weitergeht, Hollerath ist eigentlich schon aus dem Rennen. Und zwar durch Hollerath selbst, also durch Driesch. Und heute Nacht hat Wilma Bruns mir klarzumachen versucht, dass Driesch sich absolut sicher war: Hollerath würde auf jeden Fall gebaut. Ich habe Wilma zu verstehen gegeben, dass Driesch mit Hollerath gescheitert war. Und nun bin ich überzeugt davon, dass sie bei der Gelegenheit zum ersten Mal begriff, was da wirklich abgelaufen ist.«
    »Ob Wilma Bruns wohl hierher gekommen ist«, fragte Rodenstock bedächtig, »um sich mit jemandem zu treffen, um mit dem über das Hollerath-Projekt zu sprechen?«
    »Das überlege ich auch gerade«, nickte ich. »Nehmen wir mal an, sie ist sich klar darüber geworden, dass Hollerath geplatzt ist. Das bedeutete für Wilma politisch eine große Niederlage. Vielleich konnte das ihre Zukunft in Frage stellen. Denn so eine Anlage wird von Profis verwaltet und gesteuert. Und sie war ein Profi. Wenn sie, völlig berechtigt, später in die Geschäftsleitung einsteigen wollte, dann war dieser Traum jetzt tot. Das kann sie in Panik versetzt haben. Wenn sie hier jemanden getroffen hat, dann war das also ebenfalls ein Profiauf dem Gebiet der Windkraft.«
    »Ja, du hast Recht«, bestätigte Emma. »Und ihr Auto ist nicht hier. Das heißt, sie ist mit ihrem Auto von zu Hause weggefahren, aber hier nicht damit angekommen. Also hat sie unterwegs jemanden getroffen, zu dem sie in den Wagen gestiegen ist. Logisch?«
    »Logisch!«, nickte Rodenstock. »Nun machen Sie mal weiter, Frau Kollegin.«
    »Sie steigt zu jemandem ins Auto, sie fahren hierher. Wahrscheinlich haben sie diesen Ort gewählt, weil sie hier sicher sein konnten, absolut ungestört zu sein. Hier kann man reden, hier ist um diese Zeit niemand. Wann war heute Sonnenaufgang?«
    »Irgendwas um sechs Uhr herum«, sagte ich.
    »Okay«, sagte Emma und schaute auf den matschigen Boden zu ihren Füßen. »Sie haben also genügend Licht, um ein paar Schritte spazieren zu gehen. Wahrscheinlich wollten sie gar nicht das Moor durchqueren, nur ein paar Schritte tun, die Köpfe freibekommen, das Problem begreifen. Denn sie haben laut Baumeister das Problem, dass das gesamte Projekt Hollerath gestorben ist. Richtig? Richtig! Und was passiert dann?« Sie starrte auf das Morr hinaus und erschauerte.
    »Jetzt hast du dich ein wenig vergaloppiert, Liebling.« Rodenstock war behutsam. »Wir wissen, dass der erste Alkoholtest ergeben hat, dass Wilma 1,9 Promille hatte. Sie hatte ganz schön zugeschlagen. Und ich gehe jede Wette ein, dass der, den sie traf, das merkte. Und natürlich wollte der eine nüchterne Wilma, nicht eine betrunkene. Also ist der Spaziergang hier im Moor vermutlich eher als ein Mittel zu sehen, dass Wilma wieder zu sich kam.«
    »Falsch!«, sagte Emma scharf. »Jetzt ziehst du einen Schluss aus einem Schluss. Das ist Kriminalisten nicht erlaubt, jedenfalls nicht, solange es andere Theorien gibt. Es ist genauso gut möglich, dass die Person, die Wilma traf, sofort begriffen hat, dass Wilma betrunken war, und sie bewusst hierher brachte, weil hier die Möglichkeit bestand, Wilma zu töten.«
    »Einsame Spitze«, bekannte ich andächtig. »Wir haben zwar noch keinen Beweis, aber das alles zusammen ergibt ein Bild. Demnach hat jemand Driesch getötet, der ein massives Interesse daran hat, dass Belgien den Windpark baut und nicht die Bundesrepublik in Hollerath.«
    »Das könnte stimmen«, sagte Rodenstock langsam. »Kann aber auch vollkommen falsch sein. Wenn es so ist, dass Driesch das Geld aus einer belgischen Quelle bezogen hat – warum musste er dann getötet werden? Das gibt doch gar keinen Sinn. Er war aus dem Geschäft als Konkurrent eh raus.«
    »Deine Gehirnwindungen funktionieren ziemlich ekelhaft ...« Ich überlegte beinahe hektisch. »Von der Troika, die Hollerath steuerte,

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