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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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da rechts in der kleinen Weide. Falls sie etwas verloren hat, muss es hier auf dieser Linie liegen. Falls es zu schwer war, werden wir es sowieso nicht mehr finden. Hardy, bitte leg dich mal flach auf das vorderste Brett. Vielleicht kannst du Erhebungen wahrnehmen, die wir von hier aus nicht sehen.«
    Kurz darauf lag Hardy mit dem Gesicht zum Ufer flach auf dem Brett.
    Als er sagte: »Da ist was!«, kam Bewegung in die Gruppe.
    Ein zweiter Mann schob sich Hardy entgegen und der dritte sagte: »Wenn Rolli auf der Höhe dessen ist, was du siehst, gibst du ihm ein Zeichen.«
    »Komm, komm, komm«, dirigierte Hardy monoton, und der Mensch namens Rolli schob sich Zentimeter um Zentimeter voran.
    »Jetzt ist rechts von deinem Ellenbogen, ungefähr zwanzig Zentimeter querab, ein kleiner Buckel«, sagte Hardy. »Siehst du ihn?«
    »Ich sehe ihn«, bestätigte Rolli. »Und was tue ich jetzt?«
    Der, der am Ufer geblieben war, überlegte: »Wenn du danach greifst, läufst du Gefahr, dass das Ding tiefer sinkt und verschwindet. Man müsste von der Seite drunterfassen können. Mit... vielleicht mit einem schmalen Brett.«
    »Das könnte klappen. Besorg mal eins«, meinte Hardy ruhig.
    Der, der am Ufer zurückgeblieben war, ging mit raschen Schritten davon. Rolli, der dem Ufer näher war, sagte gemütlich: »Wenn er eine halbe Stunde braucht, bin ich braun, als wenn ich auf Teneriffa gewesen wäre.«
    Hardy vor ihm entgegnete mit unendlicher Ruhe: »Ob du das glaubst oder nicht, mein Brett gleitet seitlich weg. Ich denke, ich habe noch sechzig Sekunden.«
    »Um Gottes willen«, hauchte Vera und griff meinen rechten Arm so fest, dass es schmerzte.
    »Baumeister, tu was«, befahl Emma kühl und gelassen.
    Ich überlegte laut: »Rolli, bleib liegen. Nicht bewegen. Du bist sicher. Kannst du etwas weiter auf Hardy zurutschen?«
    »Ja, aber nur, wenn jemand die Brücke macht.«
    »Genau«, sagte ich. »Los, Frau, du bist die Leine.«
    Vera begriff sofort. Sie legte sich flach auf den Bauch und robbte auf das erste Brett. Sie bekam Rollis Füße zu fassen, ich hielt ihre Füße. Rolli hatte Hardys Füße gepackt.
    »Ich fange jetzt an zu ziehen«, sagte ich. »Ihr müsst flach bleiben, nicht aufrichten. Klar?«
    »Klar!«, sagte Hardy. »Wer bist du denn?«
    »Presse«, sagte ich.
    »Ach, du lieber Gott«, stöhnte er.
    Ich zog. Es ging unendlich langsam, es ging so langsam, dass ich glaubte, wir hätten keine Chance. Das Brett, auf dem Hardy lag, bekam Schlagseite. Rollis Brett lag noch eben. Zum Teil bewegten sich die Bretter, zum Teil bewegten sich die Menschen auf ihnen, es war nicht genau zu unterscheiden. Um die Bretter herum hatte sich Wasser gesammelt, das jetzt auf die Holzflächen schwappte.
    Hardys Brett glitt etwa zur Hälfte in den Morast. Und dann griff dieser Idiot in den Schlamm. Er tauchte mit dem linken Arm bis zur Achsel in die tödliche Brühe, zog ihn mit einem Ruck wieder hinaus, hielt ihn hoch und stammelte: »Es ist ihr Handy, verdammt, ich hab ihr Handy!«
    Endlich war Vera auf dem Trockenen, dann Rolli, dann Hardy. Sie keuchten alle drei. Etwa einhundert Meter entfernt tauchte der dritte Spurenmann mit einem schmalen Brett in der Hand auf und rief: »Ich hab eins!«
    »Schon gut, schon gut«, murmelte Hardy. »War ja nichts Besonderes. Der Buckel im Schlamm war nur ihr Handy.«
    Rodenstock kehrte zurück und sagte: »Wir sollen um 21 Uhr heute Abend in Faymonville sein. Quint steht uns dann zur Verfügung.« Dann nahm er Vera wahr und fragte entgeistert: »Wo warst du denn, Mädchen?«
    »Schlammbad«, gab sie Auskunft und dann küsste sie Hardy auf die Stirn.
    Aber sie wurde sofort wieder sachlich und fragte: »Was ist, Vater Rodenstock, wenn ich darum bitte, zu diesem Belgier mitgenommen zu werden?«
    »Wenn Kischkewitz dich freigibt, gerne«, nickte er.
    »Hast du Vater Rodenstock gesagt?«, fragte Emma.
    »Wir nennen ihn so. Es ist ein Ehrentitel.«
    »Bin ich dann Mutter Emma?«, fragte Emma.
    »Nein«, sagte Hardy. »So weit gehen wir nicht.«
    Wir lachten alle und Emma war sichtlich stolz auf den Vater.
    »Wann ist denn der Laborwagen mit den Ergebnissen so weit?«, fragte Vera. »Ich meine, entweder warte ich noch, oder ich fahre eben nach Monschau und ziehe mich um.«
    »Fahr mal«, sagte Rodenstock. »Wir vergessen dich nicht.«
    Wir lungerten herum, bis gegen 17 Uhr endlich die beiden Laborärzte aus dem Wagen kletterten und bleich und übel riechend verkündeten, sie seien sich einig. Sie könnten

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