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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aufmerksam. Er sprach ausgezeichnet Deutsch und sagte: »Ich hoffe, ich kann Ihnen helfen.«
    Es ging durch eine Eingangshalle in einen sehr großen Raum mit Wollteppich in Grüntönen. Darauf stand eine Sitzgruppe, die sicherlich zwanzig Leuten Platz bot, aus typisch grünem Knautschleder, wie die Belgier sie gern haben. In der Mitte befanden sich drei kleine Tische, auf denen allerlei angerichtet war: Kaffeekannen, Teekannen, Porzellan, Schüsseln mit Backwaren und Konfekt.
    »Bedienen Sie sich bitte«, sagte Quint freundlich. »Ich habe mein Personal weggeschickt, weil ich denke, dass die Themen, die wir zu besprechen haben, sehr heikel sind.«
    »Wir danken Ihnen«, erwiderte Rodenstock höflich.
    »Tja, mein Freund Jakob Driesch«, begann Quint nachdenklich. »Das tut mir aufrichtig Leid um ihn. Und natürlich um seine wunderbare Frau Anna, die ich auch kenne. Wie ich den Zeitungen entnehmen konnte, ist der Fall sehr kompliziert. Aber diese Annette von Hülsdonk ist nicht mehr als ein Teil des Falles zu betrachten?«
    »Das ist richtig. Annette von Hülsdonk war das Opfer eines verwirrten jungen Mannes, den sie ihr ganzes Leben lang kannte. Bleiben Jakob Driesch und Wilma Bruns, immerhin zwei Abgeordnete, was dem Fall eine hohe Brisanz gibt.« Rodenstock sprach so bedächtig, als habe er endlos Zeit. »Darf ich fragen, wie Ihre Freundschaft zu Jakob Driesch aussah?«
    »Selbstverständlich«, nickte Quint und griff nach einem Riegel Schokolade. »Wahrscheinlich sind Sie über meine unternehmerischen Aktivitäten informiert. Wenn ich mich recht erinnere, kam ich vor vier Jahren zum ersten Mal mit regenerativen Energien in Berührung. Mit Windkraftanlagen. Das war in Holland und das faszinierte mich. Ich dachte, die Menschheit sollte mehr Möglichkeiten suchen, den Wind zu nutzen, um Strom zu erzeugen.« Er lächelte. »Dann wurde ich auf das benachbarte Deutschland aufmerksam und damit auf Jakob Driesch. Er war der Mann mit den meisten Erfahrungen auf diesem Sektor. Ich bat ihn um ein Treffen und er sagte sofort zu. Wir trafen uns bei ihm daheim und redeten einen ganzen Abend und die halbe Nacht. Ich bin, wie Sie sicherlich wissen, Kaufmann und Finanzier, und selbstverständlich handele ich nicht nur aus der Absicht, die Menschheit zu beglücken. Ich dachte, da steckt ein gutes Geschäft drin. Driesch bestätigte das vorbehaltlos. Er besuchte mich hier, übrigens zusammen mit seiner ganzen Familie. Ich habe in Vorbereitung auf dieses Gespräch einmal nachschauen lassen. Ich habe Jakob Driesch insgesamt vierzehnmal getroffen. Und mit wenigen Ausnahmen fast immer privat.« Jetzt war unverkennbar Spott in seiner Stimme. »Ich muss nicht betonen, dass wir uns niemals heimlich trafen. Ich ziele damit auf das Geschreibe der Zeitungen, die berichten, dass man noch keine Ahnung hat, wen Driesch vor dem Mord treffen wollte.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Rodenstock. »Wir wissen nicht, was er in der Mordnacht tat, wen er traf, wo er sich aufhielt und so weiter. Das ist rätselhaft und letztlich sind wir deswegen hier.«
    Quint nickte und strich sich durch sein spärliches, langes graues Haar. »Ich sage Ihnen offen heraus: Ich habe ihm die eine Million Mark nicht gegeben. Mir eine derartige Transaktion zu unterstellen, ist für mich beleidigend. Ich würde es intelligenter machen, so dass niemand davon erfährt. Und niemals in Mark, immer in Dollar. Und niemals in Europa, immer im fernöstlichen oder im karibischen Raum. Und niemals gleich in bar, bestenfalls über zehn Korrespondenz-Banken in 48 Stunden, so dass niemand den Transfer rekonstruieren kann.« Er seufzte. »Es hat tatsächlich etwas Beleidigendes, zu hören, dass ich darin verwickelt sein soll.«
    »Aber Sie sind verwickelt«, sagte ich höflich. Ich kannte diesen Typ des ungeheuer harten und cleveren Einzelgängers, der mit Pokergesicht daherredet und nicht zu fassen ist. Quint erinnerte mich an einen Menschen, der mit einem Betrugsverfahren zu tun hatte, in das auch die Weltbank involviert gewesen war. Ich war damals im Auftrag einer Redaktion zu einem Interview nach New York geflogen. Sechs Stunden lang hatte ich mich mit dem fraglichen Mann unterhalten. Und 24 Stunden später hatte dieser Mann in einem Brief geleugnet, mich zu kennen, mich jemals gesehen, geschweige denn je ein Wort mit mir gewechselt zu haben.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte er ebenso höflich.
    »Nun, Sie bauen doch jetzt hier in dieser Gegend eine Windkraftanlage, die eigentlich

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