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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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lebt niemand mehr. Annette ist tot, Wilma ist tot, Jakob ist tot. Genau genommen hat der Belgier schon seit langem das Rennen gemacht. Es ist daher aus seiner Sicht absolut unnötig, jemanden zu töten. Also ... Ach verdammt, wir fangen an, uns im Kreis zu drehen. Wir müssen erst mal wissen, ob Wilma überhaupt umgebracht wurde oder nicht.«
    Vera kam den Pfad entlang auf uns zu, sie wirkte sehr zerbrechlich und lächelte verkniffen. »Seid ihr weitergekommen?«
    »Nein«, sagte Emma. »Ihr? Habt ihr Wilmas Auto?«
    »Nein, noch nicht. Wir haben vier Streifenwagen losgeschickt, das kann noch Stunden dauern.«
    »Eine Frage«, sagte ich. »Sie hatte einen Beamten als Wachhund. Wo ist der denn abgeblieben? Das wird ein gefundenes Fressen für meine Branche sein.«
    »Das ist mehr als schlimm«, antwortete Vera und sah niemanden von uns an. »Der Mann steckt in massiven persönlichen Schwierigkeiten. Ehekrise und so. Er hat sich nach Mitternacht sechs bis acht Flaschen Bier an den Hals gesetzt und war vollkommen außer Gefecht. Er war noch um zehn Uhr heute Morgen nicht ansprechbar. Das wird ihn den Job kosten. Und wir werden alle Mühe haben, den Medien die Panne zu erklären. Sie werden uns total verreißen. Kischkewitz ist ungenießbar, weil er sofort vor den Minister zitiert wurde.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte ich.
    Rodenstock sagte: »Du hast die Spur vom Belgier Quint aufgegriffen. Wir sollten versuchen, so schnell wie möglich mit dem zusammenzukommen. Wie weit ist dieses Faymonville von hier entfernt?«
    »Fünfundzwanzig bis dreißig Kilometer, schätze ich. Was willst du ihn fragen?«
    »Ob er Driesch eine Million geschenkt hat, was sonst?«, lächelte Rodenstock. »Damit ihm sofort der Arsch auf Grundeis geht, werde ich mich als BND-Agent anmelden.«
    »Darf ich mit?«, fragte Emma scheinheilig. »Ich habe noch nie im Leben einen leibhaftigen Agenten bei der Arbeit gesehen. Du, Baumeister?«
    »Noch nie. Vor allem noch nie diesen legendären Agenten. Wie war doch gleich sein Name? Rodenkirchen? Oder wie?«
    »Ihr seid arrogante Typen«, entschied Rodenstock. »Und vor allem seid ihr neidisch. Ich gehe mal telefonieren.« Er schlenderte den Pfad entlang.
    »Ich muss wieder«, murmelte Vera. »Wir sollten warten, bis Wilmas Ergebnisse kommen.«
    »Warte mal einen Moment«, stoppte ich sie. »Wenn die Zeugen das richtig gesehen haben, ist Driesch doch anfänglich auf der Straße parallel zum Fluss flussaufwärts gelaufen, nicht wahr? Und anschließend, kurz bevor er getötet wurde, wieder flussabwärts.«
    »Richtig«, nickte Vera. »Und nach ihm kam ein Verfolger. Und nach dem Verfolger noch eine dritte Person.«
    »Haben die neuen Zeugen die dritte Person inzwischen auch bemerkt?«
    »Ja, zweifelsfrei. Denn einer dieser Zeugen, ein Rentner, ein ehemaliger Lehrer, stand mit seinem Hund, den er Gassi führen wollte, unten in der Haustür. Er hat einen Mann davonrennen sehen, dem ein anderer folgte. Ein bis zwei Minuten später kam noch einer vorbei.«
    »Und das waren mit Sicherheit alles Männer?«
    »Na ja, da würde ich mal Misstrauen empfehlen. Der Lehrer kann nicht mehr gut sehen, der dritte Zeuge, ein Kellner, trägt eine Brille mit Glasbausteinen. Das Licht um die Zeit war nicht ausreichend für eine einwandfreie Identifizierung.«
    »Uns fehlen dann immer noch achteinhalb Stunden von seinem Leben«, stellte Emma fest.
    »Aber wir haben jetzt eine Richtung«, dachte ich laut.
    »Driesch rennt die Straße flussaufwärts. Biegt dann aus unerfindlichen Gründen nach links ab, klettert irgendwo und irgendwie in den Fluss und rennt im Grunde den gleichen Weg wieder zurück. Mitgekommen? Er muss einen Grund gehabt haben, den gleichen Weg zurückzulaufen. Das kann heißen: Er hatte irgendwo jenseits der Brücken flussabwärts ein Ziel.«
    »Gut gedacht«, nickte Emma.
    Dann schwiegen wir und blickten über das Moor.
    Eine Gruppe Spurenleute kam und begann vorsichtig an einer bestimmten Stelle relativ breite Bretter zur Wasserfläche hin auszulegen. Es waren drei Männer, die schweigend und konzentriert arbeiteten. Der kleinste und somit leichteste von ihnen, ging vor bis an das jeweilige Ende des provisorischen Stegs und ließ sich ein Brett nachreichen, das er langsam auf das Moor vor sich legte. Nach fünf Brettern waren sie ungefähr sieben bis acht Meter weit gekommen und einer von ihnen sagte: »Das reicht jetzt! Wir sind jetzt gut drei Meter weiter, als Frau Bruns gekommen ist. Ihr Schuh hing

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