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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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zeigte. Gut, Driesch, du hattest also eine Bleibe. Sogar eine mit einem Ausgang auf die Straße und einem zweiten auf den Laufenbach. Was hast du in dieser Bleibe getrieben? Leute getroffen? Welche Leute? Welche Leute kanntest du, denen du eine so provisorische Bude mit Pilzbefall an den Wänden anbieten konntest? Und wieso überhaupt eine solche heimliche Bude? Wieso konntest du nicht ein Hotelzimmer mieten? Weil das zu öffentlich war? Aber du kanntest Hoteliers genug, die dich abgeschirmt hätten, die dich niemals verraten hätten. Wieso also diese verkommene Bleibe? Und dann auch noch mitten in Monschau, wo auf jedem Hin- und Rückweg die Gefahr einer Entdeckung lauerte! Was macht das alles für einen Sinn? Hat Vera Recht mit ihrer Vermutung, dass du irgendwo geparkt, dir einen Schnurrbart angeklebt und eine Sonnenbrille aufgesetzt hast, nur um dieses verkommene, pilzbefallene Haus zu erreichen? Du machst mich verrückt, Jakob Driesch, und du könntest nach deinem Tode wenigstens einmal höflich sein und mir eine oder zwei Antworten geben.
    Ich stopfte mir die Zebrano von Stanwell, zündete sie an und ging langsam wieder zu dem Haus zurück.
    Kischkewitz stand mit sechs oder sieben seiner Leute auf der Straße und resümierte: »Es ist also klar, dass er hier war, es ist klar, dass er sogar den Lokus benutzt hat. Und zwar nicht einmal, sondern häufig. Und nicht nur am Tag der Tat, sondern auch vorher. Und zwar oft vorher. Wir müssen außer den Wolldecken noch die Wasserbetten labortechnisch untersuchen. Schorsch, du wirst dich darauf konzentrieren, herauszufinden, wo sie gekauft wurden. Das kann nicht schwer sein. Dann die Schlösser in den Türen. Es ist klar, dass sie neu sind und von welchem Hersteller sie stammen, DOM in Köln. Es ist auch klar, dass sie alle geölt sind, die Türen laufen vollkommen lautlos. Bernard, du nimmst eine der Ölproben und lässt sie bestimmen. Wir müssen herausfinden, wo dieses Öl gekauft worden ist. Die Lokusbürste muss untersucht werden. Wir brauchen unbedingt eine genaue Beschreibung der Darmflora von Driesch und dann den Vergleich mit den Rückständen an der Bürste. Doc, das machst du. Dann Folgendes: Benny, du nimmst Mikroproben vom Fußboden und lässt sie analysieren. Ich will wissen, wer außer Driesch diese Bude noch betreten hat...«
    Ich hörte nicht mehr zu. Es war das Abspulen eines großen Programms, das im Alltag einer Mordkommission Routine ist, das unerhört viele Menschen über viele Tage beschäftigt und das einfach nur harte unermüdliche Arbeit ist, ohne die kein Gericht der Welt solide arbeiten kann.
    Ich betrat das Haus. Die Haustür war aus Eiche, offensichtlich sehr alt, und wies im oberen Teil einige kunstvolle Schnitzereien auf. Der Flur, der dann folgte, war schmal und lag links neben der Treppe, die in die oberen Stockwerke führte. Links die Tür, die in die Parterrewohnung führte, war ebenfalls aus Eiche und alt. Das neue Schloss von DOM fiel auf, weil es direkt neben das alte Schlüsselloch des alten Schlosses gesetzt worden war, das man nicht verkleidet oder wenigstens mit Holzkitt verschmiert hatte. Das Schloss glänzte noch, war also bestenfalls ein paar Monate alt. Der Raum dahinter war etwa vier mal fünf Meter groß und wurde beherrscht von zwei blauen Wasserbetten. Es war ein hässliches Himmelblau. Die Betten standen nebeneinander an der Außenwand zum Laufenbach hin. Das Fenster über den Betten war sehr hoch. Und über dem Fenster war eine Holzstange an zwei verdübelten Halterungen befestigt. Die Holzstange und die zwei Halterungen waren neu. Daran hing ein weinroter zweiteiliger Vorhang aus einem plüschähnlichen Stoff. Das Fenster nach rechts zur Rur hin war genauso ausgestattet. Links neben den Wasserbetten war eine schmale Tür, die offen stand. Das Türblatt schien handgemacht und war wesentlich schmaler als die Normtüren, vielleicht achtzig Zentimeter breit. Ich hörte das Rauschen des Baches und trat in die Tür.
    Das Wasser schäumte grellweiß über die Steine, es lagen einige alte Bierdosen und Colaflaschen herum, dazu die obligaten Reste von Papiertaschentüchern, Plastikumhüllungen von Erfrischungstüchern, Bonbonpapiere. Touristen sind in der Regel arglos, sie schmeißen weg, was sie nicht mehr brauchen, und sie schmeißen es dort weg, wo es ihnen in den Kram passt.
    Von meinem Standpunkt bis hinunter auf die Ebene des Laufenbachs waren es gut anderthalb Meter. Aber direkt unterhalb der Tür waren drei Stufen aus

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