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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Katzenrüpel gewaltig und bat schon vor seiner Landung um Verzeihung. Cisco nahm es mit der Ruhe eines Eiflers, hob die rechte Vorderpfote, nagelte Satchmo für den Bruchteil einer Sekunde auf dem Rasen fest und biss ihm dann genussvoll ins linke Ohr.
    Eindeutig unentschieden.
    Nun wurde Willy neugierig und Pauls Gelassenheit wich dem großen Staunen. Sieh mal einer an, da hatte der Köter doch zurückgeschlagen. Nichts würde je wieder so sein wie vorher. Paul also näherte sich von links, Willi von rechts. Und sie hätten eigentlich Cisco lustvoll und nach Belieben verprügeln können. Doch sie taten es nicht, sie legten sich beide, die Köpfe dem Hund zugewandt, ins Gras und betrachteten ihr Gegenüber.
    »Ihr seid richtig gut«, sagte ich hochbefriedigt. Es war zwar klar, dass sie sich tagelang prügeln würden, aber es war nun auch klar, dass dabei nichts Lebensgefährliches geschehen würde.
    »Sehr gut, Cisco!«, lobte ich. Da kam er zu mir und sprang an mir hoch und pinkelte dabei nicht mal. Ein gewaltiger pädagogischer Fortschritt.
    Ich holte das Fischfutter aus der Küche, musste dabei über ziemlich große Schuttberge klettern und versorgte meine geschuppten Freunde, während ich ununterbrochen mit meinen Viechern redete und lauter Zeug von mir gab, wie man es von Erwachsenen gewöhnt ist, die sich mit dem Inhalt eines Kinderwagens unterhalten und dabei garantiert keine Blödheit auslassen.
    Die Sonne zeigte sich matt, von Dunst verschleiert, und ich freute mich an der Idylle, wenngleich Driesch wie ein Fremdkörper in meiner Seele festsaß und keine Sekunde Ruhe gab.
    Anna, ich musste noch mal mit Anna reden. Unbedingt. Wie hatte das anonyme Schreiben gelautet? -›Du wirst auch sterben! ‹
    Aber ehe ich irgendeine Entscheidung treffen konnte, fuhr Vera auf den Hof, kam zu mir an den Teich und meinte: »Ich wusste, du würdest hier sein.«
    »Ich dachte gerade an Anna. Hat sie Bewachung bekommen?«
    »Hat sie. Zwei Leute, rund um die Uhr. Darf das Haus nicht mehr verlassen.«
    »Hast du dieses anonyme Schreiben gesehen? Sind da brauchbare Spuren drauf?«
    »Ich habe es gesehen«, nickte sie. »Wahrscheinlich hat der Absender Küchenhandschuhe benutzt. Und er schickte es nicht mit der Post, es lag im Briefkasten zusammen mit den Reklamebögen der hiesigen Geschäftswelt. Willst du in diesem Leben nicht noch mal schlafen gehen?«
    »Doch, natürlich. Wenn ich müde bin. Ich bin nur nicht mehr müde, ich bin saumäßig aufgedreht. Habt ihr noch was rausgefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die ganze Kommission ist irgendwie gestört. Wer hatte das erwartet? Driesch als Lover, Driesch in der Rolle eines späten Liebhabers mit weiß Gott wem.«
    »Habt ihr denn eine Ahnung? Habt ihr Anna inzwischen dazu befragt?«
    »Nein, noch nicht und wir wollen sie zunächst auch nicht dazu befragen. Die Presse ist erst einmal beruhigt, wir haben das Haus heruntergespielt, so dass niemand auf den Gedanken kommen kann, es stecke eine gute Story dahinter. Wie auch immer, ich habe die Nase gestrichen voll und Zeit bis morgen früh zum Wecken. Ich habe den Befehl meines Vorgesetzten, mich zu erholen, nicht an den Scheißfall zu denken und überhaupt so zu tun, als sei ich eine ganz normale Frau. Was treiben wir jetzt?«
    »Wir könnten eine Keimzelle für Gruppensex gründen«, erwiderte ich lahm. »Im Ernst, ich fahre heim, ich lege mich was hin. Cisco, komm her, wir fahren nach Hause.«
    Die Katzen begleiteten uns bis zu den Autos und schauten uns nach, als wir in den frühen Morgen fuhren.
    Ich fand es schön, dass sie bei dem zerstörten Haus blieben und nicht eine Sekunde die Absicht erkennen ließen, sich abseilen zu wollen, in die Wälder zu laufen oder sich ein neues Haus zu suchen. Ich weiß, dass Tröstungen dieser Art hoffnungslos vermenschlicht sind, trotzdem wirken sie.
    Als wir in Deudesfeld aus den Autos stiegen, hatte ich die wesentlichen Organisationsfragen meines Lebens geklärt und mit Hilfe des Handys abgearbeitet.
    Bald würde ich mit segnender Hand über die hiesige Wirtschaft streichen und all das kaufen, was das Feuer in meinem Haus vernichtet hatte. Andererseits war es ganz erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann. Da reichen zwei Jeans, drei Unterhosen, vier Paar Strümpfe und ein halbes Dutzend Hemden.
    »Wenn ihr ein Frühstück wollt«, rief Alwin in der Tür, »könnt ihr gleich in die Küche rutschen.«
    Also rutschten wir in seine Küche und ließen es uns gut gehen. Langsam wurde ich

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