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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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müde, verzichtete auf die Dusche und legte mich einfach so oben auf das Sofa. Ich bekam nur noch mit, dass Vera sich zwei Sessel zusammenschob und träge murmelte: »Schlaf gut, bis später.«
    Zehn Stunden später wurde ich dadurch wach, dass Vera telefonierte und schrill so etwas wie »ganz neu anfangen« sagte.
    Ich trollte mich grußlos ins Badezimmer und hatte Mühe, zu akzeptieren, dass es sechs Uhr gegen Abend war, die Sonne schien und das Leben wieder einigermaßen normal floss.
    »Ich gehe mit Cisco Gassi«, rief Vera und die Tür klackte.
    Dr. Ludger Bensen, dachte ich, du bist mir eine Auskunft schuldig. Die Frage war nur, ob er sie mir geben würde. Erfolgreiche Politiker sind immer eine harte Nuss, weil sie die Kunst beherrschen, in einem einzigen Satz drei grundlegende Weltanschauungen zum Ausdruck zu bringen, die einander widersprechen.
    Ich taperte nackt durch die Wohnung, ließ mir von der Sonderkommission in Monschau Bensens Telefonnummer geben und rief den Anwalt an.
    »Der ist zurzeit nicht erreichbar«, sagte eine geübte Frauenstimme.
    »Dann richten Sie ihm bitte aus, dass ich ihn sprechen möchte. Ich bin Journalist, ich kümmere mich um den Fall Driesch und habe eine interessante Theorie.«
    Ich gab ihr meine Nummer und harrte der Dinge. Es dauerte keine sechzig Sekunden.
    »Sie haben eine Theorie?«, fragte er gut geölt.
    »Ja. Wie ist es mit neun Uhr heute Abend?«
    »Warten Sie, ich muss nachgucken.« Kurz darauf sagte er: »Okay. Aber erwarten Sie nicht zu viel von mir, ich bin in dem Fall nicht gut zu Hause.«
    »Ich instruiere Sie«, versprach ich.
    »Ist das Bad frei?«, fragte Vera von der Tür. Sie musterte mich eingehend und murmelte: »Hm, richtig schnuckelig.«
    Cisco sprang neben mir auf das Sofa und leckte intensiv meine Hüfte ab. Dabei stand er mit beiden Vorderpfoten auf meinem linken Oberschenkel und hinterließ Dreckspuren. Wahrscheinlich hatte er die einzige Pfütze in einem Umkreis von zehn Quadratkilometern entdeckt.
    Mir war das egal, ich rief Rodenstock an. »Pass auf, ich bin mit Ludger Bensen verabredet, du weißt schon, der Anwalt, der Driesch in seinen Parteiämtern beerben wird.«
    »Da würde ich gern mitgehen«, sagte er. »Was willst du von ihm wissen?«
    »Er hat doch vor einiger Zeit, das muss Monate her sein, einmal behauptet, Driesch habe eine Geliebte.«
    »Stimmt. Gute Idee.«
    »Was hat die Untersuchung der Wohnung in Monschau ergeben?«
    »Also, das Sperma stammt einwandfrei von Driesch. In allen Fällen. Der Nachweis von Weiblichkeit stammt ebenfalls nur von einer Person, aber natürlich wissen wir nicht, von welcher. Ich würde für mein Leben gern wissen, ob Driesch so etwas wie Torschlusspanik hatte.«
    »Selbst wenn«, sagte ich, »es ändert nichts.«
    »Ja, da hast du Recht. Also, bis später.«
    Vera kam mit einem Handtuch um die Hüften hereingeschlendert. »Ich möchte wissen, ob Driesch dabei glücklich war.«
    »Wahrscheinlich nicht«, antwortete ich.
    »Warum hat er es dann getan?«
    »Vielleicht rann ihm das Leben durch die Finger.«
    »Du hast so erschreckend viel Verständnis«, klagte sie. »Wenn er ein Verhältnis hatte, war er ein Arsch!«
    »Ich erinnere dich an eine gewisse Vera, die vor kurzem sagte, alle Beziehungskisten ihres Lebens seien im Grunde nichts wert, weil sie zu viel zu arbeiten habe. Also bist du auch ein Arsch.«
    »Aber ich töte dabei nicht«, entgegnete sie schnell.
    »Jetzt verlierst du die Bodenhaftung!«, mahnte ich. »Driesch hat nicht getötet, er ist getötet worden.«
    Sie hockte sich in einen der Sessel. »Aber er hat andere dazu gebracht, zu töten, verdammt noch mal!«
    »Das könnte ein sehr wahrer Satz sein«, nickte ich. »Wenn wir jetzt noch die dazu passende Frau finden, haben wir den Fall gelöst.«
    »Aber nicht die Sache mit Mallorca und der Million in bar. Und auch nicht den Tod von Wilma Bruns und all die verdammten Kleinigkeiten, von denen wir noch nichts wissen.«
    »Du hast Recht, Frau.«
    Cisco hatte sich inzwischen auf den zweiten Sessel verzogen und schlief ruhig und fest, japste nur hin und wieder. Wahrscheinlich jagte er im Traum einen Elefantenbullen in Afrika.
    »Wir finden diese Frau nie«, unkte Vera ohne Hoffnung. »Es ist ja möglich, dass die Verbindung als One-Night-Stand begann. Vielleicht stammt die Frau aus Belgien oder aus dem Großraum Aachen, vielleicht hat sie überhaupt keine Bindung nach Monschau und tauchte auf und wieder ab. Und wenn sie verheiratet ist, wird es

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