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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ist öde hier!«, schnauzte sie. »Kein Mensch ruft mich an …«
    »… kein Schwein hört dir zu. Ich weiß!«
    »Na ja, das ist aber auch trostlos!« Sie schaltete den Fernseher aus: »Was macht die Welt da draußen?«
    »Ach, ziemlich viel. Eine alte Freundin, Vera, ist zurückgekommen. Der geht es nicht gut. Dann hat sich eine junge Frau eingefunden, die meine Tochter ist. Außerdem recherchiere ich den Mord an der kleinen Annegret. Und heute Morgen hat sich ein Mann das Leben genommen, der durchaus zum Kreis der möglichen Verdächtigen gezählt werden kann.«
    Sie sah mich mit schmalen Augen an. »Und? Geht das mit Vera jetzt von vorne los?« Das klang durchaus nach einer eifersüchtigen Anni.
    »Das steht doch gar nicht zur Diskussion.«
    »Was machst du mit der Tochter? Will sie bleiben?«
    »Nein. Will sie nicht. Wenigstens hat sie nichts davon gesagt.«
    »Hah! Mit Verwandtschaft kenne ich mich aus. Miese Mischpoke!«
    »Verrat mir erst einmal, wie es dir geht.«
    »Gut«, antwortete sie heftig. »Spätestens wenn du hier eingeliefert wirst, hast du keinerlei Beschwerden mehr.«
    »Ich weiß, dass das ein sehr gutes Krankenhaus ist.«
    Zunächst wollte sie lächeln, verkniff es sich dann aber.
    »Das Krankenhaus heißt Maria-Hilf. Alles Katholiken hier.«
    »Anni, wir sind in der Eifel.«
    »Das macht es nicht besser«, schnauzte sie. Nun lächelte sie doch. »Es geht mir gut. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Und ich habe nichts und könnte eigentlich wieder nach Hause gehen. Aber sie wollen sicherheitshalber noch irgendwelche Laboruntersuchungen machen. Und die Ergebnisse gibt’s erst in ein paar Tagen. So lange muss meine Kasse eben zahlen.«
    »Im Ernst, geht es dir wirklich besser?«
    Sie bewegte sich unruhig. »Ich war ein wenig durcheinander«, murmelte sie, »und habe gedacht: Anni, ab jetzt geht es nur noch bergab! Und ich war müde. Todmüde. Angst hatte ich nicht. Ich wusste nur: Nun ist es so weit, gleich kommt der große Schnitter durch die Tür.«
    »Ich wäre stinksauer, wenn du dich einfach so verkrümeln würdest. Gerade jetzt kannst du das nicht bringen.«
    »Jede Zeit ist die letzte Zeit«, sagte sie.
    »Das mag ja sein. Aber die letzte Zeit hat mir ziemlich viele Probleme beschert. Und da darfst du nicht einfach abhauen.«
    Sie verzog den Mund, machte ihn breit und misstrauisch.
    »Ach, Junge, das Leben ist gegen das Ende hin ziemlich mau. Und eigentlich gehöre ich nicht in die Eifel, hier bin ich nicht zu Hause.«
    »Verdammt! Wo ist denn dein Zuhause, wenn nicht bei uns? Willst du zurück nach Berlin und eine Einraumwohnung mieten?«
    »In Kreuzberg. Mittendrin. Wäre nicht schlecht.« Man sah ihren Augen an, dass sie sich selbst nicht glaubte.
    »Gut. Wenn du dich so entscheidest, helfe ich dir. Aber ich helfe dir nicht, wenn du dann wieder mit deinem verdammten Koffer auf meinem Hof stehst und mich fragst, ob ich einen Schnaps im Hause habe.«
    Sie starrte mich an und ihre Augen wurden groß und standen voller Lachen. »Ha! Junge, das hatte ich ganz vergessen. Pass auf!« Sie flüsterte und wandte sich nach links zu dem Beistelltisch. Sie fummelte in der Schublade herum, ächzte, stöhnte, zerrte und förderte schließlich eine Flasche mit glasklarem Inhalt zu Tage.
    » Nelches Birne « , sagte sie verträumt. »Besorg mir mal ein Glas.«
    Ich liebe es, wenn die Schwierigkeiten dieser Welt mittels eines Birnenschnapses erledigt werden können. Also marschierte ich zum Schwesternzimmer und bat um ein Wasserglas.
    »Woher hast du diesen Edelbrand?«, fragte ich Anni, während ich den Korken aus der Flasche zog und ihr einen üppigen Schluck einschenkte.
    »Ein junger Mann besucht immer seine Oma im Nebenzimmer. Dem habe ich einen Schein versprochen, wenn er mir das besorgt. Hat er gemacht. Hier laufen übrigens viele Leute mit einer Leichenbittermiene herum. Die täten gut daran, sich auch so eine Flasche zu besorgen.« Sie roch an dem Glas, und wenn sie in dieser Sekunde angefangen hätte, in reiner Verzückung zu schielen, hätte es mich nicht gewundert.
    »Du hättest dich mal gestern erleben müssen«, meinte ich.
    Sie ging nicht darauf ein. »Erzähl von deiner Tochter. Das interessiert mich. Wieso hast du nie von ihr gesprochen?«
    »Das ist immer eine unerledigte Geschichte gewesen. Ich heiratete, ich wurde ein Alkoholiker. Warum genau weiß ich nicht. Wir bekamen eine Tochter. Das mit dem Suff wurde immer schlimmer. Wir fingen an, uns schweigend durch das Leben zu

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