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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Donnerstagmittag kein Alibi hat. Wer hat das erzählt?«
    »Alle!«, gab sie zur Antwort.
    »Ja, ja, aber der Herr Baumeister hier fragt nach Namen. Also, wer war es?«
    Sie presste die Lippen zusammen. »Die Mutter von der Annegret, zum Beispiel. Und eine Freundin von ihr. Und jede Menge andere Mütter. Alle wussten das Gleiche, die Kripo habe gesagt, der Toni hätte kein Alibi. Für die Tatzeit, meine ich.«
    »Das stimmt nicht. Er hatte ein lückenloses Alibi«, sagte ich scharf. Dass die Information nicht älter war als dieser Tag, brauchten sie nicht zu wissen.
    »Sieh mal einer an«, murmelte Schmitz fein. »Und was wollen Sie nun von mir?«
    Ich konnte ihn nur mit einer Mischung aus Bluff und Blödsinn fangen, also startete ich mit der Feststellung: »Ihr Maschinenmeister Clemens Retterath hat mehrere unglaubliche Käufe getätigt und jeweils bar bezahlt. Er flog mit der Familie in die Karibik, kaufte sich ein neues Auto und eine Küche. Und als Antwort auf die Frage, woher er das viele Bare hat, taucht Ihr Name auf.« Ich dachte: Friss es oder spuck es aus.
    Sein Gesicht veränderte sich nicht, zeigte keine Regung.
    »Darf ich erfahren, wer Ihnen meinen Namen nannte? Gris, wir brauchen dich jetzt nicht mehr, glaube ich.«
    »Der tote Gustav Mauren. Kurz vor seinem Tod. Und mir wäre es lieber, Ihre Frau würde bleiben. Vielleicht kann sie etwas zu dem Gespräch beisteuern.«
    Sie blieb im Sessel neben mir sitzen und ich glaubte, den Hauch eines Lächelns auf ihren Lippen zu sehen.
    »Soweit ich weiß, hat Retterath im Lotto gewonnen«, erklärte Schmitz leicht verächtlich.
    »Wahrscheinlich ist das die Legende, die seine Bank streut«, entgegnete ich leichthin. »Aber das Finanzamt wird todsicher genauer hinschauen.«
    »Um wie viel Geld geht es denn?«, wollte die Frau wissen.
    »Bei den genannten drei Positionen in Summe um etwa fünfundfünfzigtausend Euro.«
    »Und das soll ich Retterath gegeben haben?«
    »Schwarz«, nickte ich.
    »Weshalb soll ich so etwas Blödes gemacht haben?«
    »Weil Retteraths sich damit einverstanden erklärten, etwas gegen Toni Burscheid zu unternehmen. Sie bestätigten, dass Burscheid sich an ihrem Kind Sandra vergangen hat.«
    »Den Vorwurf kennst du doch«, murmelte sie. »Das ist doch nichts Neues.«
    Er sah sie kurz an. »Nein, neu ist das nicht. Aber es wird immer unappetitlicher. Wissen Sie, Retterath ist ein Prolet, ein Rumbrüller. Den würde ich niemals um einen Gefallen bitten. Wieso sprachen Sie vom Finanzamt?«
    »Das ist ganz einfach, Herr Schmitz. Wenn Sie mir keine Auskunft geben wollen, was ich ja verstehen kann, dann gehe ich zum Finanzamt und lasse die Summen und alle Angaben prüfen. Wegen des Datenschutzes werde ich selbst zwar keine Informationen vom Finanzamt erhalten, aber die Auskunftsfreudigkeit der Beteiligten wird sich vermutlich erhöhen. Das dauert zwar ein paar Stunden länger, ist aber sicher für mich ertragreicher.«
    »Sie glauben also, mein Mann hat Retterath bezahlt, weil er mit seiner Hilfe Toni Burscheid aus dem Amt jagen wollte? Verstehe ich das richtig?« Griseldis Schmitz blickte mich aus ihren klugen Augen an und wirkte amüsiert.
    »So ungefähr«, nickte ich.
    »Was sagt denn Retterath dazu?«, fragte der Mann kühl.
    »Das weiß ich nicht. Bei dem war ich noch nicht. Aber das kommt noch.«
    »Wenn Sie dem Retterath so was vorhalten, kann es passieren, dass er Sie totschlägt.« Das kam ausgesprochen genüsslich.
    »So, wie er Mauren totgestochen hat?«
    »Das geht jetzt aber zu weit!« sagte er scharf.
    »Das ist die Frage«, murmelte ich. »Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass der Mord an der kleinen Annegret erhebliche Unruhe geschaffen hat. Da tauchen plötzlich politische Probleme auf, die Rede ist von einem Berg, den Sie abbauen wollen, was Sie aber nur dürfen, wenn Toni Burscheid nicht mehr im Amt ist. Und wir, also die Berichterstatter, müssen uns mit Fragen herumschlagen, an die wir gar nicht gedacht haben, auf die wir gar nicht vorbereitet sind.« Ich sah beide, herzlich um Verständnis bittend, an.
    »Na gut, Sie wollen wissen, ob ich dieses Geld schwarz an Clemens Retterath bezahlt habe. Richtig?« Schmitz lächelte wieder, er war wirklich ein äußerst harter Brocken.
    »Richtig.«
    »Die Antwort lautet: Nein.«
    »Wenn ich mal etwas dazu sagen darf«, schaltete sich seine Frau wieder ein. »Es ist doch so, dass der scheußliche Mord an der kleinen Annegret im Wesentlichen erst einmal die Gerüchteküche anheizt.

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