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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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zusammenschlug. Darf ich übrigens rauchen?«
    »Selbstverständlich. Bei uns raucht zwar keiner, aber irgendwo muss ein Aschenbecher sein.« Er stand auf und fuhrwerkte in einem Küchenschrank herum, dann stellte er einen Aschenbecher vor mich hin.
    Er setzte sich wieder und wirkte immer noch geduldig. Obwohl in seinem Gesicht zu lesen war, dass er genau wusste, wohin die Reise ging.
    »Das Geld, das Retterath ausgegeben hat, stammt ohne Zweifel von Herbert Schmitz. Mit dem habe ich mich schon gestern unterhalten. Ich nehme an, dass er Sie längst informiert hat. Und damit kommen wir zu der interessantesten Frage des Abends.«
    In Grotians Augen stand unübersehbar: Nun mach schon! Es war ein Ausdruck tiefer Melancholie.
    »Ihnen zahlte Herbert Schmitz 26.800,- Euro. Wofür?«
    »Für den Rest einer Hypothek, die auf diesem Haus liegt.«
    Er musste sich räuspern, weil ihn die Stimme verließ. »Aber das zahle ich an Schmitz zurück, das ist nur ein Darlehen. Mir ist klar, dass Bellut geredet hat. Bellut redet immer.«
    »Ich will nicht mal wissen, wer Bellut ist. Warum dieses Darlehen? Und warum jetzt?«
    »Ich war von Anfang an gegen diese Scheißplanung, ich wusste, dass das schief gehen würde. Bellut, dieses Arschloch!«
    »Könnte ich dann doch über dieses Arschloch informiert werden?«
    »Bellut ist der Leiter der hiesigen Bankfiliale. Bellut redet, er kann einfach seinen Mund nicht halten.«
    »Gut, also hat jemand von der Bank geredet. Ist dieser Bellut auch der, der die Auskunft gegeben hat, Retterath habe im Lotto gewonnen?«
    »Genau. Schmitz war der festen Überzeugung, dass jetzt seine große Stunde schlagen und er den Berg kriegen würde. Er wollte Toni Burscheid abschießen – angeblich zum Wohle der Partei. Sein Gerede war: Wir müssen die Partei rücksichtslos wieder nach vorne bringen. Doch Parteien spielen eigentlich bei den Ortsgemeinden keine große Geige. Da spielt nur die Sorge um die Gemeinde eine Rolle. Schmitz glaubt, er bekommt von mir die Erlaubnis, den Berg abzubauen. Dabei habe ich ihm schon erklärt, dass da dermaßen viele Ministerien und Gebietskörperschaften mitspielen, dass es auf mich überhaupt nicht ankommt. Gut, ich bin der Ansicht, der Abbau tut meiner Gemeinde gut, weil er Geld einbringt. Aber entscheiden tun ganz andere. Und wenn die parteilose Kandidatin möglicherweise tatsächlich demnächst im Chefsessel der Verbandsgemeinde sitzt, wird sie sich als Erstes jede Menge Gutachten vorlegen lassen – vom Naturschutzbund, den Grünen und so weiter. Wir gehen herrlichen Zeiten entgegen.« Grotian presste die Lippen ganz schmal zusammen, dann explodierte er: »Herrgott, warum glaubt eigentlich das Arschloch Schmitz, er könne sich alles und alle einfach erkaufen?«
    »Weil das in der Eifel schon des Öfteren vorgekommen ist. Warum aber dieser Kredit? Damit das Haus schuldenfrei ist, aber dafür Schmitz im Nacken zu haben, der den Berg will?«
    Er murmelte: »Ich schicke ihm das Geld zurück. Ich will es nicht mehr.«
    »Warum wollten Sie es denn?«
    »Das war eine Milchmädchenrechnung«, gab er zu. »Schmitz nimmt keine Zinsen, ich konnte also jede Menge Zinsen sparen. Ich war der Meinung, dass das Haus schuldenfrei sein müsste, wenn ich den Bürgermeister mache. Denn so ein Amt kostet verdammt viel Zeit und Arbeit. Ich besitze einen Malerbetrieb, der gut läuft. Aber ich kann die bestehenden Verpflichtungen bei der Bank nur bedienen, wenn ich immer einen guten Auftrag pro Monat mehr mache. Und den kann ich nicht machen, wenn ich Bürgermeister bin. Schmitz sagte: Wo liegt das Problem? Hier hast du Geld, löse dein Haus ab.«
    Plötzlich wurde die Küchentür aufgestoßen und ein beachtlich dicker Junge von etwa zwölf Jahren schoss auf den sehr großen Eisschrank los. Er riss die Tür auf, entnahm dem Kältefach eine große Plastikflasche und stürzte wieder aus dem Raum. Die Küchentür blieb offen.
    Sein Vater seufzte, stand auf und schloss die Tür. Dann setzte er sich wieder an den Tisch und formulierte sein neues Credo: »Ich werde erstens die Bank wechseln, zweitens Bellut in den Arsch treten. Und drittens das Geld zu Schmitz zurücktragen.«
    »Da ist noch ein wichtiger Punkt. Meiner Ansicht nach ist nicht auszuschließen, dass Clemens Retterath den Gustav Mauren erstochen hat. Weil Mauren nämlich wusste, wie übel Schmitz Toni Burscheid mitgespielt hat. Trauen Sie Retterath eine solche Tat zu?«
    »Ich weiß nicht. Retterath trinkt sehr viel. Ab einem bestimmten

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