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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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bestenfalls Schwefelflechten. Weil die Steilwand den ganzen Tag über direkt in der Sonne liegt, kann sich Moos dort nicht entwickeln.« Ich betrachtete seinen Fund. »Das ist Weißmoos. Du siehst es in vielen Wäldern in Placken, in meist runden Feldern. Und was das bedeutet, weißt du ja wohl.«
    »Nein«, murmelte er verwirrt.
    »Lieber Himmel«, erklärte ich aufgeregt, »das ist doch einfach. Wenn in der Steilwand kein Moos wächst, weil dort keines wachsen kann, wenn hier unten aber ein Stein mit Weißmoos liegt, dann bedeutet das, dass oben an der Bruchkante ein Stein herausgebrochen ist. Zwanzig Meter über uns. Dort oben nämlich stehen kleine Eichen und kleine Hainbuchen, dort oben ist es dämmrig genug für Moos ...«
    »Ja, und?«, fragte er aufsässig.
    »Rodenstock, nun stell dich nicht dümmer, als du bist. Wahrscheinlich hat dort oben jemand gestanden und den Stein mit dem Moos durch sein Gewicht herausgebrochen. Wahrscheinlich hat er so sogar die Lawine ausgelöst, die Breidenbach tötete. Vielleicht geschah das Ganze absichtlich.«
    »Aber wir wissen noch gar nicht, was genau Breidenbach getötet hat.« Er fuchtelte mit beiden Armen und ich hielt den Atem an, weil ich dachte, er würde den Stein mit dem Moos fallen lassen. Aber er ließ ihn nicht fallen.
    »Niemann kommt gleich, er wird wissen, was Breidenbach tötete. Leg den Moosstein beiseite. Es müsste ein Fußabdruck drauf sein.«
    Er starrte das Moos an. »Möglich. Hier ist so ein halbrunder Bogen erkennbar. Ein Absatz wahrscheinlich. Du bist ziemlich helle, Baumeister.«
    »Deine Schule«, wiederholte ich und räumte weiter Steine weg.
    Nach einer halben Stunde wussten wir, dass wir keinen Toten finden würden. Das war ein Problem. Wenn Breidenbach kein Finger fehlte, lief jemand mit einem fehlenden kleinen Finger herum. Allerdings war nun bewiesen: Außer Breidenbach war ein weiterer Mensch hier gewesen.
    Wir hockten auf Felsbrocken und ließen uns die Sonne auf den Buckel brennen.
    »Wie kommt man denn da oben hin?«, fragte Rodenstock und zeigte die Steilwand hoch.
    »Viele Wege«, erklärte ich. »Du kannst an den Fuß des Felsrückens gehen. Entfernung vielleicht vierhundert bis fünfhundert Meter. Von dort führt ein bequemer Fußweg auf den Rücken, bis du oben am Ende stehst und auf uns heruntersehen kannst. Du kannst aber auch links diesen Einschnitt benutzen und dann rechts den Steilhang hochklettern. Aber wir sollten hier bleiben, wir sollten das Niemann überlassen.«
    »Meinst du, wir sollten eine Heizung einbauen? Oder besser mit einem zentralen Kachelofen das ganze Haus wärmen?«
    »Verdammt, Rodenstock, mit deinem Hausgeschwätz macht du mich irre. Ich habe es heute schon mal gesagt: Bevor du das Scheißding planst, musst du es kaufen.« Er zuckte zusammen und ich wurde milde. »Zentraler Kachelofen«, säuselte ich. »Das passt zu euch. Es gibt Kaminbauer, die das fantastisch können. Das Haus hält konstant zwanzig bis zweiundzwanzig Grad. Und es ist eine sehr angenehme Wärme. Aber du wirst älter, Rodenstock. Du kannst nicht beliebig viele Jahre Holz schlagen und schleppen.«
    »Sehr schön.« Er schien versunken in seinem Traum. »Glaubst du, es würde Emma freuen, wenn wir uns auch einen Hund anschaffen?«
    »Hund? Wieso Hund? Wo ist eigentlich Cisco?«
    »Der stöbert auf der unteren Sohle an dem Teich herum, der sich da gebildet hat. Er ist stinksauer, weil wir seine Beute, den Finger, für uns beansprucht haben. Zu Recht, wie ich finde. Ich würde gern einen Husky haben, weil ich deren eisgraue Augen liebe. Und was den Hauskauf betrifft, so lass dir sagen, dass wir vierzehn Tage haben, uns zu entscheiden. Außer uns gibt es keinen Interessenten.«
    Mein Handy gab Laut und Rodenstocks Handy gab Laut. Absolut synchron.
    »Die Frauen«, seufzte er. »Was sagen wir?«
    »Die Wahrheit. Und dass sie uns eine Pizza bringen sollen.« Ich schaltete mein Handy aus.
    »Ja, Liebes«, sprach er tapfer und voll Schmalz in sein Gerät. »Ich habe soeben beschlossen, das Häuschen zu kaufen. Und zwar mit meinem Geld. Du widersprichst jetzt nicht. Wir sind im Kerpener Steinbruch. Wir müssen hier bleiben, weil Kischkewitz das so angeordnet hat. – Nein, es kann keine Rede davon sein, dass wir einen neuen Fall am Hals haben. Wir haben nur unsere Bürgerpflicht erfüllt und etwas entdeckt. Weißt du, Breidenbach war wahrscheinlich nicht allein, als er starb. Seid doch so gut und bringt uns von irgendwoher zwei Pizzen mit. – Nein,

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