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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Erfahrung bringen?«, fragte Fischbach. »Und hinsichtlich der Ereignisse bei der Jubiläumsfeier?«
    »Oh ja.« Andrea Lindenlaub rieb sich ihre Stupsnase wie Wickie von den starken Männern. »Fangen wir mit dem Unternehmen an. Das steht finanziell wirklich katastrophal da. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie er überhaupt die sicherlich sündhaft teure Jubiläumsfeier bezahlt hat. Wir haben uns von der Sekretärin die Adresse des Buchhalters geben lassen. Der hat uns mitgeteilt, dass Baron die Bücher während der letzten Monate selbst geführt hatte und er eigentlich längst arbeitslos gewesen war. Offenbar hat Baron zuletzt enorme Summen in das Unternehmen gepumpt. Woher das Geld kam, hat er dem Buchhalter allerdings nicht verraten. Außerdem lief uns ein …«, sie blätterte in ihren Notizen, »… ein Herr Ludwig aus der Werbeabteilung über den Weg, der seine persönlichen Sachen abholen wollte. Von ihm wissen wir, dass seit Monaten kaum noch Anfragen zu den Produkten der Firma eingingen, die öffentliche Aufmerksamkeit somit gegen null tendierte.«
    »Was stellen die eigentlich her?«, wollte Welscher wissen. Er hatte es sicherlich mal irgendwo gelesen, doch es war ihm entfallen.
    »Gartenzwerge«, sagte Büscheler und tippte nachdrücklich mit dem Zeigefinger auf einen Eintrag in seinen Notizen.
    Sekundenlang war Bianca Willms’ Tippen das einzige Geräusch im Zimmer, bis Welscher murmelte: »Gartenzwerge in der Eifel sind doch sicher ein krisensicheres Geschäft.«
    Die anderen sahen ihn mit ärgerlichem Funkeln in den Augen an. Er hob die Hände. »War nur ein Scherz«, beschwichtigte er sie, ohne es wirklich ernst zu meinen.
    »So ganz unrecht hast du nicht«, nahm Andrea Lindenlaub den Faden wieder auf. »Der Buchhalter erzählte uns, dass das Geschäft bis kurz nach der Wende boomte. Doch die Konkurrenz aus dem Osten der Republik war nicht ohne. Er nannte uns als Beispiel die Firma ›Rakso‹ mit Sitz in Neustadt bei Coburg. Plötzlich kamen die Kerlchen aus Plastik in Mode. Preiswert und haltbar. Da konnte Baron mit seinen Tonfiguren kaum mehr mithalten. Und als in jüngster Zeit immer mehr fernöstliche Billigprodukte den Markt überschwemmten und ein ruinöser Preiskampf einsetzte, war der Ofen ganz aus.«
    Wieder rieb sie in Wickie-Manier den Zeigefinger an der Nase. »Da liegt vielleicht ein weiteres Motiv«, ergänzte sie nachdenklich. »Nach allem, was uns der Buchhalter erzählt hat, halte ich es schon für möglich, dass ein Konkurrent Barons Tod in Auftrag geben hat.«
    »Hm, wieso?«, fragte Welscher. »Wenn er doch sowieso dem Konkurs entgegensteuert, muss man ihn doch nicht mehr beseitigen.«
    »Völlige Zerstörung«, konkretisierte Andrea Lindenlaub. »Nicht nur im Hinblick auf das Geschäft, sondern vielleicht auch als persönliche Rache.«
    Fischbach nickte. »Können wir ja mal im Hinterkopf behalten. Ganz abwegig ist das nicht. Wir sollten …«
    Das Telefon auf dem Tisch schrillte ohrenbetäubend. Der Ton drang Welscher bis in die Zähne. Er zog eine Grimasse und nahm sich vor, einen anderen Rufton auszuwählen und die Lautstärke herunterzudrehen, sobald Fischbach das Telefonat beendet hatte. »Ja?«, meldete der sich und horchte.
    Bianca Willms stand auf und schenkte Kaffee nach. Vor den Fensterscheiben wirbelten wieder Schneeflocken.
    »Ja, am Apparat, KHK Horst Fischbach.«
    Welscher merkte auf. Zum ersten Mal hatte er Hottes richtigen Vornamen gehört. Ihm kam ein alter Scherz in den Sinn: Warum darf ein Eifler nicht länger als fünfzehn Minuten Pause machen? Weil er sonst alles vergessen hat, was er vor der Pause begonnen hat.
    Oder war das ein Ostfriesenwitz gewesen? Egal, amüsierte sich Welscher still, es passt auf jeden Fall trotzdem. Er war sich plötzlich sicher, dass seine Kollegen hier am Tisch Fischbachs richtigen Vornamen vergessen hatten.
    »Morgen um acht«, bestätigte Fischbach nun. »Habe ich notiert … Ihnen auch … Einen schönen Abend auch.« Er legte den Hörer zurück auf den Apparat. »Die Rechtsmedizin. Baron wird morgen um acht obduziert.«
    Welscher beugte sich vor und griff nach dem Telefon. Er versuchte einige Tasten, fand dann die richtige. Nachdem er den Ton leiser gestellt hatte, wählte er »Pour Elise« als Signalton. »Beethoven würde sich im Grab umdrehen, wenn er diese piepsige Variante hören würde«, kommentierte er, »aber das ist immer noch besser, als taub zu werden.« Er schob den Apparat zurück in die

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