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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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zu.
    Sie errötete und senkte rasch den Blick.
    »So verhält es sich«, bestätigte Fischbach. »Seit der Übernahme der Tuchfabrik ist er aber nicht mehr aufgefallen. Scheint jetzt ein redliches Leben zu führen. Hast du noch was, Guido?«
    Büscheler sah Andrea Lindenlaub an, die wieder mit ihren Augenlidern kämpfte. Sie riss sich zusammen und winkte ab.
    »Dann lasst uns für heute Schluss machen«, schlug Fischbach vor. »Jan fährt morgen nach Bonn. Ich werde mich um die Nummer auf der Visitenkarte kümmern. Um eine Pressekonferenz werden wir morgen vermutlich auch nicht herumkommen. Da werde ich mal mit dem Chef sprechen. Karlo Nettersheim werde ich ebenfalls persönlich übernehmen. Andrea und Guido, ihr geht die Liste durch. Jeder, der dort aufgeführt ist, wird befragt. Dazu das Personal der Tuchfabrik und die Musiker. Die Sitte soll euch Kollegen zur Unterstützung ausleihen. Bianca, du hältst hier die Stellung, notierst alles, was reinkommt, Anrufe, Hinweise und so weiter. Überprüf bitte auch die Namen, die wir bisher haben.«
    Bianca Willms nickte beflissen. »Ich zieh eine Datenbank auf, in der wir alles sammeln und prima vergleichen können. Verlass’ dich auf mich.«
    »Gut, mach das«, erwiderte Fischbach erfreut. »Wir müssen außerdem herausfinden, ob der Tatort bewusst gewählt wurde. Hat ja etwas Mystisches, die Stelle. Und bei den Nonnen im katholischen Bildungsheim müssen wir auch noch vorbei. Vielleicht haben die etwas bemerkt.« Er trank seinen inzwischen kalt gewordenen Kaffee aus und erhob sich. »Morgen wird also wieder ein langer Tag werden. Pennt euch aus.« Eiligen Schrittes verließ er den Konferenzraum.
    Welscher folgte Fischbach unbemerkt zu dessen Büro und blieb im Rahmen der offenen Tür stehen. Durch das Fenster konnte er Wohnhäuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen. Immer noch schneite es. Die Büroeinrichtung war funktionell, doch bereits ein wenig in die Jahre gekommen. Der grüne Teppich war am Eingang und unter den Schreibtischen abgenutzt, helle Flecken schimmerten durch. Die Wände waren nicht mehr ganz weiß, und dort, wo einst Bilder oder Poster gehangen hatten, zeigten sich dunkle Ränder. Es roch ein wenig nach Marzipan. Zwei graue Schreibtische standen einander gegenüber. Auf dem linken stapelten sich Zeitschriften und Ausdrucke, hinter dem rechten nahm Fischbach Platz und schreckte zusammen, als er Welscher bemerkte.
    »Was schleichst du mir denn hinterher?«, grummelte er und knipste seine Schreibtischlampe an. Im hellen Lichtkegel sah Welscher, dass Fischbach offensichtlich die Angewohnheit hatte, mit einem Bleistift direkt auf der Tischoberfläche herumzukritzeln. Der Tisch sah aus, als ob er tätowiert wäre.
    Welscher strich sich die Haare aus der Stirn. »Wo habt ihr mich denn eingeplant?«
    Fischbach stutzte. »Wie? Du fährst ins Rechtsmedizinische Institut. Haben wir doch gerade abgestimmt.«
    »Büromäßig, meine ich.«
    »Oh.« Fischbach ließ seinen Blick suchend über seinen Schreibtisch wandern. »Passwort, Passwort«, murmelte er. »Ah, ja«. Er zog sich seine Tastatur näher und tippte etwas ein.
    »Hast du etwa dein Passwort dort stehen?« Welscher deutete auf die bekritzelte Tischoberfläche und staunte über so viel Unvernunft.
    »Hm«, brummte Fischbach und sah konzentriert auf seinen Monitor. Dabei rollte er ständig am Mausrad. Mit der freien Hand öffnete er die oberste Schreibtischschublade und kramte darin, ohne hinzusehen. Eine Tüte raschelte.
    »Hast du keine Angst, dass jemand anders unter deiner Benutzerkennung Unfug treibt?«
    »Nee«, antwortete Fischbach knapp, nahm eine Marzipankartoffel aus der Schublade und schob sie in den Mund.
    Welscher schnaubte abfällig durch die Nase. »Du hast aber Gottvertrauen.«
    Fischbach sah auf. »Damit hat es nichts zu tun.« Er lehnte sich zurück und wies auf sein Gekritzel. »Ich habe ein geniales Verschlüsselungssystem. Kommt keiner drauf. Da wette ich mit dir.«
    Welscher kribbelte es in den Fingern. »Um was?«
    Dem alten Dorfbullen werde ich zeigen, wie sicher sein System wirklich ist, dachte er und freute sich bereits auf Fischbachs erstaunten Gesichtsausdruck.
    Fischbach verdrückte eine weitere Marzipankartoffel. »Willst du immer noch weg hier?«
    »Schneller, als Graf Berghe von Trips je über den Ring gebrettert ist.«
    Fischbachs Augen funkelten listig. »Pass auf. Du bleibst bis zum Abschluss des Baron-Falls. Solltest du es schaffen, in dieser Zeit mein

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