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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Nerven in Welscher schrillten Alarm. Seine Gedanken rasten. Das konnte doch nicht wahr sein. Ausgerechnet das Gymnasium Am Turmhof.
    »Nun ist es leider so, dass die Kollegin, die das übernehmen wollte, heute krank ist.« Bönickhausen setzte eine betrübte Miene auf. »Leider, leider, ja, ja.« Es hörte sich ein wenig an, als ob die Kollegin verstorben wäre.
    Von wegen krank, dachte Welscher. Die hat vermutlich selbst keine Lust auf einen pickligen Haufen pubertierender Teenager. »Das tut mir leid«, sagte er schnell. »Ich rufe da an und sage den Termin ab. Das regel ich für Sie, kein Problem.«
    Bönickhausen kniff ein wenig die Augen zusammen. Sein freundliches Lächeln verschwand. »Eigentlich wollte ich Sie bitten, den Termin um dreizehn Uhr zu übernehmen. Ich sähe diese ehrenvolle Aufgabe gerne in den Händen eines alerten, engagierten jungen Mitarbeiters. Und da Sie am Turmhofgymnasium Ihr Abitur gemacht haben, sind Sie doch genau der richtige Mann dafür. Ich habe gedacht, dass Sie sich freuen würden, Ihre alte Schule noch mal wiederzusehen.« Er beugte sich ein wenig zu Welscher hin. »Erzählen Sie den jungen Leuten, was alles aus ihnen werden kann. Die brauchen Vorbilder, sage ich Ihnen, Leute, zu denen sie aufblicken können. Und Sie sind so ein Vorbild, quasi aus den eigenen Reihen emporgestiegen. Das muss doch ein Spaß für Sie sein.«
    Welscher schwitzte. In seiner zugegeben noch nicht so langen Laufbahn hatte er doch bereits eins gelernt: Wenn der Chef eine Aufgabe so überspitzt schmeichelhaft feilbot, suchte man besser schnell eine Ausrede und das Weite.
    »Einen qualifizierten Vortrag kann ich in der Kürze der Zeit kaum noch vorbereiten. Und der Kollege Fischbach braucht mich. Gerade jetzt.«
    Bönickhausen setzte seinen Hut auf und winkte ab. »Ach was, erzählen Sie doch einfach von einem spannenden Einsatz, den Sie erlebt haben. Nehmen Sie zum Beispiel den, bei dem Sie Ihrer Kollegin das Leben gerettet haben. Und Hotte weiß Bescheid. Ich habe ihn vorhin angerufen. Die ein, zwei Stunden, die das dauert, kann er Sie entbehren. Ach ja, Sie sollen Ihr Handy eingeschaltet lassen. Damit er Sie gegebenenfalls erreichen kann.« Er sah auf die Uhr. »Sie haben noch ein bisschen Zeit, um sich was zu überlegen. Um dreizehn Uhr erwartet Sie Frau Oberstudienrätin Reinerus. Eine sehr nette Person. Ich habe im Vorfeld einige Male mit ihr telefoniert. Sehr freundlich, ja, ja.«
    Eine alte Hexe, schrie Welscher innerlich auf. »Aber …«, setzte er zu einer Ausrede an, doch Bönickhausens stahlharter Blick und ernste Miene zeigten ihm, dass es besser war, zuzustimmen. Schließlich war er hinsichtlich seiner Versetzung zurück nach Köln auf ihn angewiesen. »Geht klar, den Termin übernehme ich gerne«, presste er hervor.
    Sofort hellte sich Bönickhausens Gesicht auf. »Sehr schön, ja, ja. Ich wusste, Sie würden sich darüber freuen. Erzählen Sie mir doch hinterher davon.« Er verabschiedete sich per Handschlag und verließ das Gebäude.
    Welscher blickte ihm ärgerlich hinterher. Er hätte vor Freude kotzen können.
     
    Wenige Minuten später saß er an Fischbachs Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hände. Zu Hause lief es nicht gerade rund, und zu allem Überfluss hatte er nun auch noch einen Arbeitsplatz, der ihn zurück zu seinen Wurzeln und furchtbaren Jugenderinnerungen trieb. Er kam sich vor, als ob er einen Alptraum lebte. Nur leider wachte er daraus nicht auf.
    Er starrte auf Fischbachs Gekritzel auf der Tischplatte. Wenn er das Passwort finden würde, dann könnte er sich selbst erlösen. Aber wo anfangen? Er überflog die Stichwörter. Telefonnummern, Namen, Zitate und Gedichte. Sein dicker Kollege schien alles, was ihm in den Sinn kam, auf der Oberfläche seines Schreibtischs zu verewigen.
    Welscher las »Sigrid« und tippte den Namen kurzerhand in den PC. »Falsches Passwort«, las er. Er versuchte »psswrt«. Ein Kölner Kollege, mit dem er in einer Mordsache zusammengearbeitet hatte, vertrat die Auffassung, dass der Trick, bei »Passwort« einfach die Vokale auszulassen, sicherer war als die Verschlüsselung durch eine Enigma-Maschine der Nazis.
    Wieder erschien die Anzeige »Falsches Passwort«.
    Dann »Fischbach«, dachte Welscher. Anschließend versuchte er »fschbch«, »Hotte«, »hotte«, »hrst«, »Horst«, »hrstfschbch«, »sgrd« und »horst«.
    Jedes Mal erschien »Falsches Passwort«.
    So einfach war es wohl nicht. Wieder ließ er seinen Blick über das

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