Eifelbaron
mit in die Besprechung«, entschied Fischbach. »Ich denke, es ist fair, es anzukündigen.« Er sah in die Runde. Andrea Lindenlaub, Büscheler und Bianca Willms nickten.
Welscher reagierte gar nicht. Er hatte eindeutig zum Ausdruck gebracht, was er von dem Vorgehen hielt. Bis morgen warten hieß, wieder einige Stunden zu verlieren. Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Wenn schon wichtige Spuren erst mit Verzögerung verfolgt wurden, dann stünde einem frühen Feierabend doch sicherlich nichts im Wege. Seine Laune besserte sich, und er nahm sich vor, Fischbach nachher darauf anzusprechen.
»Ich könnte eine rauchen«, murmelte Büscheler und drehte wieder seine Zigarette unter der Nase.
»Hab schon verstanden. Beenden wir die Besprechung für heute.« Fischbach lachte und erhob sich. »Was du gesagt hast, Bianca, ist trotzdem ein wichtiger Aspekt. Sollten wir nicht vergessen.« Er nickte ihr aufmunternd zu.
»Ist hiermit in die To-do-Liste aufgenommen.«
»Die Amtssprache hier ist Deutsch, Mädel«, belehrte sie Büscheler, der bereits die Zigarette im Mundwinkel hielt. »Und auf Eiflerisch heißt das Maach-ens-Zeddel.«
Sie lachten und verließen hintereinander den Raum. Nur Bianca Willms blieb zurück und beugte sich bereits wieder konzentriert über den Rechner.
Welscher passte Fischbach ab. »Hotte, du … ähm, ich müsste heute mal früher nach Hause.«
Nachdenklich strich sich Fischbach mit dem Daumennagel über das Kinn. Einerseits konnte er verstehen, wenn ein Kollege etwas Privatleben einforderte. Andererseits war es ja noch recht früh. »Ich weiß nicht. Vorhin hatte ich den Eindruck, dass du unbedingt mit zu der Sängerin willst. Wir haben ja noch …«
»Freude, schöner Götterfunken« ließ ihn verstummen. Welscher zog sein Handy aus der Hosentasche. »Entschuldige bitte.« Er drehte sich etwas ab und meldete sich.
»Ah, du bist es«, hörte Fischbach ihn sagen. »Nein, es wird wieder … ja, spät. Tut mir leid, aber …« Welscher brach ab.
Zögernd ließ er sein Handy in die Tasche gleiten und wandte sich wieder Fischbach zu. »Es ist wirklich wichtig«, jammerte er. »Ich muss unbedingt mal einen Abend die Wogen glätten.« Aus traurigen Augen blickte er Fischbach an.
»Na gut«, gab dieser sich einen Ruck. »Dann hau ab.«
Welscher riss die Augen auf. »Wirklich?« Er griff Fischbachs Hand und schüttelte sie. »Danke. Ist wirklich wichtig«, versicherte er noch mal und stürmte dann zur Tür hinaus.
Fischbach schaute ihm belustigt hinterher.
»Was ist denn mit dem los?«, wollte Andrea Lindenlaub wissen, die gerade wieder reinkam und sich neben ihn stellte.
»Junge Liebe«, erklärte er mit väterlichem Verständnis. »Manchmal muss man einfach großzügig sein.« Er hakte sich bei ihr unter. »Übrigens könnte ich jetzt noch eine Begleitung gebrauchen. Hast du Lust, dieser Sängerin auf den Zahn zu fühlen?«
Ihr Gesicht erhellte sich. »Nichts lieber als das«, beschied sie ihn und ließ sich willig von ihm abführen.
* * *
Andrea Lindenlaub ermittelte gerne mit Fischbach. Er war wie der große Bruder, den sie sich immer erträumt hatte. Sie mochte den manchmal brummigen, aber immer hilfsbereiten Kollegen. Sie war fünfzehn Jahre jünger, fast eine ganze Generation. Das bedeutete oftmals, dass Ansichten und Interessen sehr unterschiedlich waren. Doch Fischbach war anders. Sein Motorrad, die Leidenschaft für Rockmusik und die Mitgliedschaft bei den K-Heroes beeindruckten sie. Er lebte das aus, was er liebte. Mitunter kam ihr der Gedanke, dass er auch eine kriminelle Laufbahn hätte einschlagen können. Andere Männer in seinem Alter kümmerten sich nur um die Karriere, rannten mit ihren verknöcherten Anzugsärschen jungen Mädchen hinterher, brüsteten sich mit einem Aktienportfolio in Millionenhöhe oder soffen sich die Seele aus dem Leib. Sie hatte nach ihrer Scheidung einige von ihnen kennen- und auch hassen gelernt. Den letzten hatte sie vor noch nicht mal vier Wochen aus ihrer Wohnung geschmissen, nachdem er angefangen hatte, sich auffällig für ihren Sohn zu interessieren. Das Dreckschwein. Gerade noch rechtzeitig waren ihr die Augen aufgegangen.
»Wo müssen wir denn eigentlich hin?«, fragte sie, als sie vor das Gebäude traten. Im trüben Licht der Eingangslampe stand ein frierender Kollege und rauchte.
»Heute habe ich mal Glück«, sagte Fischbach. »Carola Poth tritt mit ihrer Band im Pingsdorfer Tanzsaal auf. Im Freilichtmuseum.«
»Kommern,
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