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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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aus.«
    »Erzähl mal«, forderte Welscher neugierig und löffelte sein Ei.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er wird es dir selbst erzählen, wenn du lange genug dabei bleibst und sein Vertrauen gewinnen kannst. Das kann ich dir versprechen.«
    Ein wenig enttäuscht legte Welscher seinen Löffel ab. Es hätte ihn schon interessiert, wie Fischbach tickte. Noch dazu hätte es ihn von seinen eigenen Problemen einen Moment abgelenkt. Er sah auf die Uhr. Es war Zeit, ins Büro zu fahren. Er schob den Stuhl nach hinten und stand auf. Bevor er die Küche verließ, drehte er sich noch mal zu Sigrid um und sah ein wenig verlegen zu Boden. »Danke«, sagte er. »Es ist … ich finde es toll … äh …«
    Sie stand auf und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dafür musste sie seinen Kopf mit ihren Händen zu sich runterziehen. »Ist schon gut. Bleib so lange, wie du willst.« Sie ließ ihn los und musterte ihn. »Und vielleicht fasst du irgendwann einmal so viel Vertrauen zu uns, dass du alles erzählst.«
    Welscher spürte, wie ihm die Farbe ins Gesicht schoss. »Was … meinst du?«, stotterte er.
    »Es gibt da etwas, was du uns noch nicht erzählt hast, das spüre ich.« Sie lächelte wissend.
    »Ich weiß nicht …«
    Sigrid lachte laut auf und schob ihn zur Tür hinaus. »Du musst los. Belaste dich nicht mit einer Lüge am Morgen. Und wenn ich dir noch einen Tipp geben darf: Sieh zu, dass du mal auf andere Gedanken kommst. Verabrede dich oder mach Sport.«
     
    Auf dem Weg nach Euskirchen war Welscher immer noch verblüfft, welches Einfühlungsvermögen Sigrid an den Tag legte. Sie war wirklich eine außergewöhnliche Frau.
    * * *
     
    Die Lenkgabel vibrierte in seinen Händen. Fischbach hatte sich für den Weg über die L 11, an Burg Zievel vorbei, entschieden. Er fror ein wenig, doch er genoss die Fahrt. Bodennebel bedeckte die Felder und Wiesen; die Pferde auf den Koppeln schienen auf Wolken zu schweben. Vor Antweiler bog er auf die K 24 ab. Ein Hase huschte über die Straße und entkam gerade noch dem Vorderreifen der Harley. Fischbachs Puls schoss kurz in die Höhe, beruhigte sich aber rasch. Untermalt von dem monotonen Brummen des durchzugsstarken Motors ließ er seine Gedanken fliegen. Das mit Welscher war ein Ding. Kam ausgerechnet zu ihm, um sich auszuheulen. Wahrscheinlich war der junge Kollege selbst ein wenig überrascht darüber. Fischbach machte es nichts aus. Wenn jemand in Not war, dann fand man bei ihm immer Hilfe. So verstand er seine Rolle als gläubiger Christ. Und Sigrid würde sich um alles kümmern, es bedeutete für ihn keine zusätzliche Arbeit. Seine Gedanken wanderten weiter zu dem Fall. Die Mordkommission lief noch nicht richtig rund. Sie sammelten Fakten, befragten Zeugen, trugen alles zusammen, das ja. Aber die Verbindungen fehlten. Sie mussten anfangen, Zusammenhänge herzustellen und Hypothesen aufzustellen, die dann zu beweisen waren. Auch eine strukturierte Vorgehensweise musste gefunden werden. Zurzeit reagierten sie eher, als dass sie agierten. Dass sie die Befragung der Nonnen von Maria Rast vergessen hatten, bewies das in seinen Augen. Aber vielleicht brauchte einfach alles nur ein wenig mehr Zeit, und er war zu ungeduldig. Von der Herausforderung, plötzlich selbst wieder eine Mordkommission bilden zu müssen, waren sie überrascht worden. Kein Wunder, dass das Team bei aller Routine zunächst einem Findungsprozess unterworfen war. Und trotzdem mussten die Ermittlungen strukturierter ablaufen. Die Befragung der Nonnen war längst überfällig. Je mehr Zeit zwischen einer Zeugenaussage und dem Geschehenen lag, desto weniger konnte man sich auf den Inhalt verlassen. Er hätte eher jemanden herschicken sollen. Das wäre auch passiert, wenn sie, wie erwartet, zusätzliches Personal zur Verfügung gehabt hätten. Stattdessen hatte er Andrea Lindenlaub und Büscheler zwei volle Tage lang zur Aufnahme der Aussagen von Barons Gästen abstellen müssen. Ärgerlich drehte er am Gasgriff, die Maschine machte einen Satz nach vorne. Noch mal würde er sich den internen Widerstand nicht gefallen lassen. Er konnte auch poltern. Nur gut, dass er zumindest mit der Bianca Willms einen guten Griff gemacht hatte. Ihre Aktenführung übertraf alles, was er bisher gesehen hatte. Und dass sie auch technisch einige Kniffe kannte, half ungemein.
    Fischbach bog rechts auf einen kleinen landwirtschaftlichen Weg ab. Der schmale Asphaltstreifen trennte zwei Felder und wand sich anschließend um das Waldstück

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