Eifelheiler (German Edition)
Bartels. Sie hat uns interessante Dinge erzählt.«
»Das Waschweib.«
»Sie sind ungerecht. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sie sich
uns anvertraut hat. Aber egal.« Er lehnte sich zurück und fixierte sie. »Sie
haben gedroht, Ihre Schwester umzubringen.«
Ein amüsiertes Lächeln schob sich in ihre Mundwinkel. »Ach Gott,
wenn Sie jetzt auf die Sache damals bei der Hochzeit hinauswollen, dann gute
Nacht. Ist doch alles vergeben und vergessen.«
»Wirklich? Ich finde das schon brisant. Schließlich befanden Sie
sich vergangenen Samstag in der gleichen Situation wie damals: Der geliebte
Mann flüchtete in die Arme der verhassten Schwester. Da können schon mal
Sicherungen durchbrennen und eine Kurzschlussreaktion hervorrufen.«
Maria Bartels rutschte auf die äußerste Kante ihres Stuhls und legte
die Hände auf die Knie. Es wirkte, als würde sie am liebsten flüchten. »Sollte
ich meinen Anwalt zurate ziehen?«
Fischbach überging die Frage. Solange sie nicht darauf bestand,
musste ihn das nicht kümmern. »Sie sind sehr impulsiv, hat uns Ihr Mann
berichtet, gehen schnell an die Decke.«
Sie schnaubte durch die Nase wie ein wütender Drache. »Der würde
doch alles behaupten, um mir eins auszuwischen.«
»Warum sollte er das tun?«
»Ich glaube, im Fußball nennt man es Nachtreten.«
»Reden wir doch noch mal über letzten Samstag. Nachdem Sie am
Nachmittag bei Sylvia Neuroth waren, machten Sie noch einen Abstecher zum Haus
Ihrer Schwester, nicht wahr?«
Maria Bartels’ Gesicht verdüsterte sich. »So ein Quatsch. Wann hören
Sie endlich auf, mir den Mord an meiner Schwester anhängen zu wollen? Sie war
doch offiziell in Urlaub. Was sollte ich denn da bei ihr? Selbst wenn ich die
Absicht gehabt hätte, sie zur Rede zu stellen, musste ich doch davon ausgehen,
dass sie nicht zu Hause ist.«
»Sie wird Sie eingeweiht haben.«
»Warum sollte sie gerade mich ins Vertrauen ziehen?«
Gute Frage, dachte Fischbach. Andererseits war es beim Hausschlüssel
ja auch so, dass sie ihn jemand anders hätte geben können. »Blut ist dicker als
Wasser.«
Sie lachte, hob die Hände und ließ sie auf die Tischoberfläche
fallen. »Das ist ja toll. Auf der einen Seite wollen Sie mir was anhängen, weil
ich ja angeblich wütend auf meine Schwester bin. Andersherum argumentieren Sie,
wir hätten trotzdem zusammengehalten. Wie passt das denn zusammen?«
»Das Gleichgewicht der widerstrebenden Kräfte hat sich ungünstig
verschoben«, sagte Fischbach. »Ihr Mann war das Zünglein an der Waage. Oder der
Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.«
Es klopfte, und die Tür wurde geöffnet. Bönickhausen steckte den
Kopf herein. »Kann ich dich mal kurz sprechen?«
Ärgerlich schaute Fischbach ihn an und wies stumm auf Maria Bartels.
»Ist mir schon klar«, sagte Bönickhausen gereizt.
Fischbach seufzte. »Jan, du hältst die Stellung.«
Er trat mit Bönickhausen auf den Flur und schloss die Tür hinter
sich. »Was ist denn los?«, fuhr er ihn an. »Wir haben gerade erst angefangen.
Du störst.«
Ungerührt überging Bönickhausen den Vorwurf. »Da drin sitzt doch die
Bartels, oder? Maria Bartels?«
»Ja sicher.«
»Und ihr Mann ist der Schauspieler Ralf Klötsch?«
»Hast du auch noch was anderes auf Lager? Das weißt du doch alles.
Ja, Ralf Klötsch ist ihr Mann.«
»Ich will nur sichergehen.« Bönickhausen hielt ihm einen Zettel hin.
»Eben kam ein Notruf rein. Zufällig war ich gerade in der Einsatzzentrale. Der
Anrufer hat eine Leiche gefunden. Er schwor Stein und Bein, dass es sich um
Ralf Klötsch handelt.«
»Ach du Scheiße.« Fischbach nahm den Zettel und überflog die Zeilen.
»Im Kurpark in Bad Münstereifel?«
»Schwing die Hufe«, feuerte Bönickhausen ihn an und hob zur
Untermalung die Faust. »Wenn das nicht irgendwie mit der Sache Kramann
zusammenhängt, fresse ich einen Besen.«
Bereits fünf Minuten später saß Fischbach auf seiner Harley und bog
auf die Kölner Straße ab. Im Rückspiegel sah er, wie Welscher in seinem Fiesta
mit annähernd Schallgeschwindigkeit die Kurve nahm und dabei die letzte
Radkappe verlor.
***
Fast hätte ein entgegenkommender Krankenwagen Fischbach auf der
L 185 von der Brücke in die Erft gedrängt. Nur ein beherzter Schlenker
brachte ihn außer Reichweite des knapp an ihm vorbeizischenden Kotflügels. Sein
Herz raste, und er drosselte die Geschwindigkeit. Zwar zog er im Allgemeinen
das gemütliche Cruisen vor, doch ab und zu erwischte er sich dabei,
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