Eifelheiler (German Edition)
seinem Bauch und lehnte sich
zurück.
»Warum habt ihr Maria Bartels nicht sofort verhaftet?«
»Bis jetzt haben wir keine hieb- und stichfesten Beweise. Alles nur
Indizien. Aber zumindest die passen ganz gut zusammen.«
»Bitte erklär mir das.«
»Maria Bartels hasste ihre Schwester. Streitigkeiten und
Positionsgerangel gab es schon in der Kindheit. Als ihr Veronika Kramann dann
aber die große Liebe ausspannte, war Ende im Gelände.«
»Ach, das ist doch Jahrzehnte her«, gab Sigrid zu bedenken.
»Mag sein. Trotzdem zeigt es, dass die beiden Schwestern nicht
gerade ein Herz und eine Seele waren. Wenn man bedenkt, dass Maria Bartels mit
der erklärten Feindin ihrer Schwester eine Kaffee-und-Kuchen-Freundschaft
pflegt, liegt der Schluss nahe, dass sich daran bis heute nichts geändert hat.
Und dann sind da noch die Fußabdrücke.«
Welscher horchte auf. »Jetzt bin ich aber mal gespannt. Hast du etwa
eine Idee, wer in den Männerschuhen gesteckt haben könnte?«
»Na, die weiße Hexe, Sylvia Neuroth.«
»Die Neuroth?«
»Ein Ablenkungsmanöver. Wir sollten mit den Fußabdrücken in die Irre
geführt werden. Bestimmt ist die Neuroth untergetaucht, weil sie bemerkt hat,
dass wir uns langsam rantasten.«
Welscher bezweifelte das, konnte aber kein Gegenargument finden.
Ganz abwegig war Fischbachs Theorie nicht.
Sigrid stand auf und räumte den Tisch ab. »Aber warum sollte diese Sylvia
Neuroth da mitgemacht haben? Sie hatte zwar Ärger mit der Kramann, aber ist das
als Motiv für einen Mord wirklich stark genug? Dass Maria Bartels sie für so
etwas gewinnen konnte, kann ich nicht glauben.«
Fischbach lehnte sich vor. »Sylvia Neuroth könnte mehr oder weniger
zufällig da gewesen sein. Ich stelle mir das so vor: Sie ist durch den
Geheimgang ins Haus, um das Geld der Kramann zu suchen. Sie erwartete eine
sturmfreie Bude. Da sie durch den Dreck in der Kanalisation musste und auch
keine Hinweise zurücklassen wollte, die Veronika Kramann auf ihre Spur bringen
könnten, hatte sie sich vielleicht zu große Gummistiefel übergestreift. Dass
Maria Bartels genau an diesem Abend vorbeischauen würde, um ihre Schwester zu
ermorden, konnte sie ja nicht ahnen.«
»Du meinst, Sylvia Neuroth hat ungewollt alles mitbekommen?«, fragte
Welscher.
»Ja.«
»Und warum hat sie uns nichts davon gesagt?«
»Ein gebranntes Kind.«
»Ich weiß nicht.«
»Sie hat Sorge, dass wir sie wegen des Einbruchs belangen.«
»Schon eher.«
»Oder sie versucht jetzt, die Bartels auszunehmen wie eine
Weihnachtsgans.«
»Und ist untergetaucht, weil sie Sorgen hat, dass Maria Bartels
erneut ein Messer zückt und diesmal sie absticht.«
»Hört sich schlüssig an.«
Welscher rieb sich den Nacken. »Trotzdem, ich weiß nicht. Wie soll
Sylvia Neuroth denn von dem Geheimgang erfahren haben?«
»Sie ist eine weiße Hexe. Es könnte doch sein, dass sie beim
Kräutersuchen im Wald zufällig über den Eingang gestolpert ist.«
»Und da hatte sie nichts Besseres zu tun, als wie Indiana Jones den
unterirdischen Gang zu erforschen? Als Frau? Ist schon ein wenig hanebüchen,
deine Theorie.«
»Denk doch mal an ihre Vorgeschichte. Die wird bereits in einigen
Drecklöchern gehaust haben. Ich glaube nicht, dass sie sich von so etwas
abschrecken lässt. Vielleicht hat sie sich auch mehr erhofft. Einen Schatz oder
Anerkennung von Experten, so was.«
Sigrid nahm eine Flasche Aufgesetzten vom Küchenregal und goss sich
und Fischbach ein. »Und bei ihrer Erkundungstour hat sie den Zugang zum Keller
der Kramann gefunden?«
Fischbach nippte an seinem Schnaps. »Könnte doch so gewesen sein.«
»Stand da nicht ein Kühlschrank davor?«
»Ja.«
»Hat den die Kramann davorgeschoben, damit sie nicht immer in dieses
dunkle Loch in der Wand starren muss?«
Fischbach stierte in sein Glas und überlegte. »Wie wäre es damit:
Sylvia Neuroth ist auf die Wand gestoßen, hat die Steine entfernt und stand im
Keller. Zumauern konnte sie das Loch ja nicht wieder, daher hat sie den
Kühlschrank davorgezogen.«
»Jetzt wird es aber ziemlich abgedreht. Gleich erzählst du uns noch,
dass sie Hammer und Meißel dabeihatte, um die Wand einzureißen.« Welscher
gähnte und schob den Stuhl zurück. »Ich mach mich mal auf den Weg.« Er wandte
sich an Sigrid. »Vielen Dank für Speis und Trank.« Er umarmte sie kurz.
Streng sah Fischbach ihn an.
»Was?« Welscher lachte. »Du wirst doch nicht eifersüchtig?«
»Ach was. Fährst du auch wirklich nach
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