Eifelheiler (German Edition)
blickte er sie an. »Erzähl dem Kommissar lieber, wieso
das Messer nicht mehr vor Ort war, als Vrönn von der Polizei gefunden wurde.«
Fischbach wartete ab. Das Verhör hatte eine Eigendynamik entwickelt,
wie es besser nicht hätte sein können. Genau das hatte er gehofft.
»Ich … aber …«, stotterte sie unsicher. Nach einigen stillen
Sekunden sagte sie: »Ich hätte das Messer nicht nehmen sollen. Es war eine
Kurzschlussreaktion. Ist mir einfach so passiert. Es tut mir leid.«
»Du falsche Schlange«, zischte Wolf. Unlustig lachte er auf.
»Erpresst hat sie mich«, rief er Fischbach zu. »Ihren Mann sollte ich für sie
umlegen. Ansonsten würde sie das Messer sofort der Polizei geben.« Er bebte vor
Wut. Schweißperlen standen auf seiner Oberlippe. »Nur wenn ich artig ihre
Befehle befolgen würde, wollte sie mir das Messer aushändigen. Die kaltherzige
Hexe.« Speicheltröpfchen landeten auf dem Tisch. Wolf achtete nicht darauf.
Auweia, dachte Fischbach, überall Hexen. Seine geliebte Eifel war
offensichtlich von unzähligen märchenhaften Gestalten bewohnt. Der böse Wolf
saß gerade vor ihm.
Mit höhnischem Blick sah Maria Bartels Wolf an. »Seltsame Dinge, die
du da von dir gibst, wirklich. Du lügst, ohne rot zu werden. Doch damit wirst
du deinen Kopf nicht aus der Schlinge ziehen, du Mörder.«
Wolf presste die Lippen fest aufeinander. Anscheinend war ihm klar
geworden, dass hier Aussage gegen Aussage stand und er somit schlechte Karten
hatte. Denn er war der Einzige, dem man konkret etwas nachweisen konnte.
Fischbach spürte, dass der Mann die Wahrheit sagte, wusste aber im Moment
nicht, wie er ihm helfen konnte.
»Kommen wir mal auf die Perle zu sprechen, Herr Wolf. Woher haben
Sie die, und was wollten Sie eigentlich erreichen?«
Wolf reagierte nicht. Er blickte, ohne sich zu rühren, starr
geradeaus.
»Herr Wolf?«
Verwirrt blickte er Fischbach an.
»Die Perle.«
»Ah … die Perle, ja, also, blöde Idee, sagte ich ja schon. Nie im
Leben hätte ich Ralf töten können. Mein Plan war es, den Verdacht auf Maria zu
lenken. Deswegen habe ich ihn niedergeschlagen, nur deswegen. Ich wollte, dass
die Polizei über die Perle auf Maria stößt, Motiv Eifersucht kombiniert und
einen Bezug zum Mord an Vrönn herstellt. Bei einer Hausdurchsuchung wäre dann
das Messer entdeckt worden, und es wäre für Maria bestimmt ziemlich schwer
gewesen, sich dann noch rauszureden.«
Gar nicht so dumm, dachte Fischbach. Mit ein wenig Glück hätte der
Plan sogar aufgehen können. »Wie sind Sie denn überhaupt an die Perle gelangt?«
»Ich habe ihre Kette gestern auf der Staumauer in Kronenburgerhütte
versehentlich zerrissen. Erst als wir uns … getrennt haben, habe ich gesehen,
dass ich eine der Perlen in der Hand hielt.«
»Getrennt?«, schrie Maria Bartels erregt. Energisch riss sie ihr
Halstuch herunter. Rote Würgemale leuchteten unwirklich grell auf ihrer
ansonsten bleichen Haut. »Töten wolltest du mich. Wenn der Jogger nicht
gekommen wäre, würde ich jetzt als Leiche im Wasser treiben.«
Fischbach runzelte die Stirn. »Ist das wahr, Herr Wolf?«
Verlegen senkte er den Blick.
»Idiot«, zischte Maria Bartels.
»Frau Bartels, bitte«, warf Welscher ein und schüttelte
missbilligend den Kopf. »Kraftausdrücke brauchen wir hier nicht.«
»Dann lassen Sie mich endlich gehen und sperren das mörderische
Schwein ein.« Angeekelt schaute sie auf Wolf.
»Sie können sicher sein, dass wir alles unternehmen werden, um die
Wahrheit herauszufinden«, sagte Welscher und beugte sich vor. »Von Ihren Würgemalen
und dem Treffen auf der Staumauer mal abgesehen, glaube ich Ihnen nämlich kein
Wort.«
Ein arrogantes Lächeln zeigte sich in ihren Mundwinkeln. »Dann sind
Sie auch ein Idiot.«
Welscher öffnete den Mund, doch bevor er etwas erwidern konnte,
sagte Wolf: »Die hinterhältige Hexe hat ja recht.«
»Was?«, fuhr Welscher auf.
»Äh … ich meinte, auf mich bezogen«, ergänzte Wolf hastig und wand
sich auf seinem Stuhl. Er errötete. »Kann ich vielleicht meine Jacke ausziehen?
Mir ist so warm.«
Welscher stand auf und öffnete die Handschellen.
Wolf rieb sich die Handgelenke, zog seine Jacke aus und legte sie
auf den Tisch. Welscher schloss die Schellen wieder und hängte die Jacke an die
Garderobe.
Fischbach wartete, bis er sich wieder gesetzt hatte. »Kommen wir zu
dem besagten Samstag.« Er musste vorsichtig vorgehen. Häufig hatte er schon
erlebt, dass ein potenzieller Mörder
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