Eifelheiler (German Edition)
Freundin in Köln verbracht. Sie
wollte ihren Eltern noch mehr Aufregung ersparen. Heute ist sie zurückgekommen
und hat von ihnen erfahren, dass wir sie gesucht haben. Und schwuppdiwupp hat
sie angerufen.«
»Ehrenwert«, urteilte Welscher. »Was hast du ihr gesagt?«
»Dass sie sich zur Verfügung halten soll.«
Anerkennend klopfte Fischbach ihr auf die Schulter. »Gut gemacht.
Lassen wir Sylvia Neuroth noch einen Moment schmoren, bevor wir ihr Entwarnung
geben.« Er beugte sich vor und nahm das in einen Asservatenbeutel
eingeschweißte Messer vom Tisch. Ausgiebig musterte er es von allen Seiten. In
den Hirschhorngriff waren die Initialen » G. W. «
gefräst.
»Smith and Wesson«, erklärte Bianca Willms. »Klingenlänge über elf
Zentimeter.«
»Was sagt die Rechtsmedizin? Ist es die Tatwaffe?«
Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Die hatten doch noch gar
keine Gelegenheit, eine Einschätzung abzugeben. So lange wart ihr ja nicht
fort.«
Er hörte Schritte im Flur, kurz darauf erschienen zwei Kollegen von
der Gewahrsam mit Maria Bartels und Günter Wolf. Fischbach wies ihnen zwei
Stühle an. »Danke«, sagte er zu den Kollegen. »Ich melde mich bei euch, wenn
wir fertig sind.« Die beiden verabschiedeten sich und verließen den Raum.
Langsam hob Fischbach die Tüte mit dem Messer so in die Höhe, dass
Günter Wolf es problemlos erkennen konnte. »Ist das Ihr Messer?«
Wolf schluckte trocken und nickte.
Fischbach legte es auf dem Tisch ab. »Ich möchte eins klarstellen.«
Er blickte die beiden nacheinander eindringlich an. »Sie sitzen hier als
Verdächtige in einem Mordfall. Sollten Sie einen Anwalt wünschen, so ist es Ihr
gutes Recht. Meine Kollegin hier«, er wies mit der Hand auf Bianca Willms,
»wird alles protokollieren. Wenn Sie also jetzt auf Unterstützung verzichten,
wird auch das festgehalten. Beschwerden gibt es dann hinterher nicht mehr.«
Kalt sah Maria Bartels ihn an. »Ich brauche keinen Rechtsverdreher.
Ich bin unschuldig, wie ich Ihnen und Ihren Kollegen auch schon mehrmals gesagt
habe. Nur deswegen sitze ich überhaupt hier und spiele Ihre Charade mit. Denn
ich habe nichts zu befürchten.«
»Unschuldig?«, rief Wolf aufgebracht. »Dass ich nicht lache.«
Maria Bartels lachte gehässig. »Wer hat denn hier meine Schwester um
die Ecke gebracht?«
»Ich bin dir doch nur zuvorgekommen.«
»Das sagst du. Ich wollte nur reden, mehr nicht.« Sie senkte den
Kopf. »Stattdessen habe ich … Vrönn … das viele Blut …« Ihre Stimme brach, ein
Schluchzer entfleuchte ihrer Kehle.
Fischbach ließ sich nicht davon beeindrucken. »Wollen Sie einen
Anwalt hinzuziehen?«, fragte er Wolf.
»Nein, ich denke … es ist nicht notwendig.«
»Gut«, sagte Fischbach und lehnte sich zurück. Läuft alles bestens,
dachte er zufrieden. »Dann legen wir mal los. Wer will anfangen?«
Wolf presste die Lippen aufeinander und schaute Maria Bartels an.
Die wischte sich mit dem Ärmel ihrer Bluse die vermutlich falschen Tränen fort.
»Viel ist es bei mir nicht. Ich war an dem Abend bei meiner Schwester, ja. Ich
wollte sie zur Rede stellen.«
»Um wie viel Uhr?«, fragte Welscher.
»Es war gegen neun. Vrönn hat nicht geöffnet. Ich bin dann mit dem
Schlüssel rein.«
Womit die Abdrücke der Frauenschuhe erklärt wären, dachte Fischbach.
Maria Bartels begann zu zittern. »Es war alles voller Blut. Ich bin
sogar darauf ausgerutscht, fast gestürzt. Es war schrecklich.« Erneut schlug
sie die Hände vors Gesicht.
»Trotzdem sind Sie bis ins Wohnzimmer, anstatt die Polizei zu
benachrichtigen«, sagte Fischbach, ohne Rücksicht zu nehmen. Maria Bartels’
Schauspiel schenkte er keinen Glauben. Dafür war sie in der Mordnacht zu
kaltblütig vorgegangen. »Oder kam der Anruf aus der Dahlemer Telefonzelle von
Ihnen? Wenn ja, frage ich mich, warum Sie sich zu erkennen gegeben haben.«
»Das war ich«, warf Wolf ein. Er senkte den Blick. »Ich wollte Vrönn …
Vielleicht hätte ihr ja noch jemand helfen können.«
»Okay, wäre das geklärt.« Er wandte sich wieder an Maria Bartels. »Das
spricht nicht gerade für Sie. Und dort im Wohnzimmer trafen Sie dann auf Günter
Wolf?«
Sie richtete sich wieder auf. »Nein, ich habe ihn nicht mehr
angetroffen. Er war schon weg. Sein Messer habe ich aber sofort erkannt.« Sie
warf Wolf einen gehässigen Blick zu und deutete auf den Tisch. »Er hat es ja
zugegeben.«
Wolfs Augen formten sich zu Schlitzen. »Mach hier mal nicht auf
Unschuldslamm.« Lauernd
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