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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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brummte
gemütlich vor sich hin. Die verbrauchte Luft war elektrisch aufgeladen.
    »Das Problem war nur«, nahm Welscher den Faden nach gut einer Minute
wieder auf, »dass Ihr Mann sich um die Baustelle im Krimihotel in Hillesheim
kümmern musste. Streiten Sie es nicht ab, wir wissen, dass er den ganzen
Samstag dort war.« Welscher verschwieg vorsichtshalber, wie sie darauf gekommen
waren. Es tat auch nichts zur Sache. »Er konnte nicht nach dem Geld suchen. So
kamen Sie ins Spiel.«
    Er deutete auf ihre Stiefel. »Als ich das erste Mal bei Ihnen zu
Hause war, hat ihr Mann erwähnt, dass Sie hin und wieder seine Stiefel
anziehen. Die trugen sie auch an dem besagten Samstag. Durch den Geheimgang
sind Sie ins Haus Ihrer Mutter gelangt. Ich vermute, Sie sind direkt hoch ins
Schlafzimmer, um die Räume erneut von oben nach unten auf links zu drehen. Und
der Zugang zum Schlafzimmer war ja vorher immer schwierig, wenn nicht sogar
unmöglich gewesen, da Ihre Mutter dort schlief. So kam es, wie es kommen
musste: Sie standen plötzlich Ihrer Mutter gegenüber. Vermutlich hatte sie sich
absichtlich dorthin verzogen, um dem Geist die Möglichkeit zu geben, ungestört
in den unteren Bereich einsteigen zu können.«
    Barbara Wolf nickte.
    »Können Sie sich noch an die Uhrzeit erinnern?«
    »Fünf. Die Kirchenglocken läuteten.«
    Erleichtert atmete Welscher durch. Endlich eine Antwort. Der Damm
schien zu bröckeln. »Es kam zum Streit, stimmt’s?«
    Sie wandte den Kopf ab und starrte aus dem Fenster. »Streit? Nicht
direkt, nein. Wie angewurzelt stand ich da. Ich konnte mich nicht rühren. Als
Kind habe ich auch immer so ausgeharrt, wenn sie mir die Leviten las. Die
ganzen Vorwürfe, alles kochte sie auf. Den Bastard, wie sie Patrick immer
nannte, meinen Seitensprung. Dann Günter, den Schlappschwanz, der sich betrügen
lässt. Und noch viel mehr, immer und immer wieder. Die Hände legte ich mir auf
die Ohren, doch sie ließ nicht locker. Beschimpfte mich, verfluchte mich,
schlug mir ins Gesicht. Nimm die Hände aus dem Gesicht, befahl sie mir und riss
an meinen Armen. Schließlich gehorchte ich und steckte die Hände in die Taschen
von Günters Anglerweste. Die hatte ich mir auch aus dem Wagen geborgt.«
    Hilfesuchend sah sie Welscher an. »Sie kümmern sich um Patrick?«
    »Reden Sie weiter«, sagte er freundlich.
    »Ich versuchte, mich zu rechtfertigen, flehte meine Mutter um das
Geld an, bettelte darum, es mit ihren Heilerkräften bei Patrick zu versuchen.
Währenddessen schloss sich meine Hand um das Messer.« Sie schluckte hart.
»Heilerin nannte sie sich. Dabei war sie eine ganz gemeine Hexe, ein böses
Weibsstück, eine Ausgeburt des Bösen. Wie kann man ein unschuldiges Kind nur so
widerlich behandeln?« Sie trat heftig auf den Wagenboden. Einige Male atmete
sie heftig ein und aus. »Ich konnte noch so flehen und mich erniedrigen, es war
alles vergebens. Sie verhöhnte mich weiter. Die Wut, die sich all die Jahre in
mir aufgestaut hatte, loderte in mir auf. Ich weiß noch, wie sich mein Blick
trübte, es rauschte in meinen Ohren, und dann …« Sie schüttelte den Kopf, als ob
sie eine lästige Fliege loswerden wollte. »Dann lag sie vor mir auf dem Boden,
hinter der Couch im Wohnzimmer. Das ist das Nächste, an das ich mich erinnere.
Und an das viele Blut überall um mich herum. Ich sprang auf und rannte davon.«
    »Durch den Geheimgang?«
    »Ja.«
    »Wir haben ein Papiertaschentuch gefunden.«
    Sie runzelte die Stirn und sah ihn an. »Vielleicht von meinem Mann?
Von den vorangegangenen Tagen.«
    Welscher winkte ab. »Vergessen Sie es, ist nicht so wichtig.« Nicht
alle Dinge, denen man im Laufe einer Ermittlung begegnete und die einem wichtig
erschienen, waren von Belang. Viele führten sogar in die Irre. »Hätte es Ihnen
gehört, wäre es ja vermutlich voller Blut gewesen, oder?«
    Sie senkte den Kopf und sah auf ihre Hände. »Überall klebte es«,
flüsterte sie. »An der Kleidung, im Wagen. Es hat die ganze Nacht gedauert, bis
wir alles einigermaßen sauber hatten.«
    Welscher gab ihr einige Minuten. Blankenheim zog an ihnen vorüber.
Fischbach hielt immer noch Anschluss, er wirkte in seiner schwarzen Lederjacke
wie ein Begleitschutz.
    »Warum ist Ihr Mann nach dem Tod Ihrer Mutter noch mal zurück ins
Haus? Sie hätten doch einfach abwarten können. Sie erben doch alles.«
    Sie lachte bitter. »Nur den Pflichtteil. Den Rest hat sie der Kirche
vermacht. Darum auch mussten wir das Risiko eingehen und jede

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