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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Sie
suchen etwas in Ihrer Größe.« Er beugte sich ein wenig vor. »Es zwickt und
zwackt etwas, nicht?« Vertraulich zwinkerte er ihm zu.
    Fischbach zog automatisch den Bauch ein. »Sitzt alles wie angegossen«,
empörte er sich.
    Der Verkäufer richtete sich wieder auf. »Verstehe.« Er nickte
wissend und zwinkerte Fischbach ein weiteres Mal zu.
    »Haben Sie etwas im Auge?«, fragte der und zog aus seiner
Jackentasche die Augentropfen. Er hielt sie ihm hin.
    Überrascht griff der Verkäufer danach und studierte das Etikett.
»Nein, mir geht es bestens. Und die hier sind bereits …«
    »Schon gut«, unterbrach Fischbach ihn und nahm die Tropfen zurück.
    »Sie brauchen meine Hilfe also nicht?«, fragte der Verkäufer und sah
sich dabei bereits nach neuen Kunden um.
    Fischbach gab sich einen Ruck. So schlimm und ungewöhnlich war sein
Anliegen nun auch wieder nicht. Und er wollte auf jeden Fall rechtzeitig zu
Kaffee und Kuchen zu Hause sein. »Ich suche … Hosenträger.«
    »Hosenträger?«
    »Breite, so richtig bequeme.«
    Der Verkäufer musterte Fischbachs Bauch. »Ja, warum nicht? Ich
denke, dass passt zu Ihrem Typ.«
    »Typ?«
    »Selbstbewusst, sich nicht der Mode unterwerfend.«
    Fischbach fragte sich, ob der Verkäufer ihn hochnehmen wollte.
    »Ein Revoluzzer, ein Rocker«, erklärte der Mann weiter.
    Das gefiel Fischbach schon besser. Der Verkäufer verstand ihn
offensichtlich. »Genau«, sagte er.
    Der Verkäufer deutete einen Diener an. »Bitte folgen Sie mir.«
    ***
    Ärgerlich schaute Welscher in den Spiegel und versuchte zum
wiederholten Mal, seinen Schlips ordentlich zu binden. Normalerweise hatte er
damit keine Probleme, aber der anstehende Besuch bei seinen Eltern machte ihn
nervös.
    Das Telefon schrillte. Es stand neben ihm auf dem Fensterbrett.
    Ein letztes Mal blickte er in den Spiegel, feuerte die Krawatte ins
Waschbecken und nahm ab.
    Eine rauchige Stimme meldete sich. »Hast du heute Zeit?«
    Larissa de Witt. Ein wohliges Gefühl durchströmte Welscher. Er
seufzte. »Ich muss weg … ein wichtiger Besuch. Leider. Und abends bin ich bei
einem … Freund eingeladen. Sorry.«
    »Freund?« Ihre Stimme klang enttäuscht.
    Das Kribbeln in seinem Magen verstärkte sich. Es fühlte sich an, als
ob darin Schmetterlinge herumflatterten.
    »Mein Kollege, der Dicke, du kennst ihn.«
    »Ach so, der. Na ja, dann … Viel Spaß. Vielleicht später mal.«
    Er spürte Panik in sich aufsteigen. Er wollte das Telefonat noch
nicht beenden. »Warte …«
    »Ja?«
    Er kniff die Augen zusammen. Hatte seine Mutter nicht gesagt, er
dürfe auch jemanden mitbringen? War das wirklich ernst gemeint gewesen? Er
ballte entschieden die Hand zur Faust. »Ich fahre zu meinen Eltern. Wenn du
möchtest, treffen wir uns dort.«
    »Oh.«
    War er zu aufdringlich gewesen? Ein Besuch bei den Eltern war
bestimmt nicht das, was man sich für den Anfang einer Beziehung vorstellte.
    Beziehung? Was für ein absurder Gedanke. Er schüttelte den Kopf.
Schließlich war er schwul.
    »Ich komme«, riss Larissa de Witt ihn aus seinen Gedanken.
    »Wirklich?«
    Sie lachte. »Ja klar. Lieber so als gar nicht.«
    Sein schlechtes Gewissen meldete sich. War es fair, ihr keinen
reinen Wein einzuschenken? Andererseits konnte er sich tatsächlich mehr
vorstellen. Doch wie würde er reagieren, wenn es denn wirklich zu mehr kommen
würde? Konnte er damit überhaupt umgehen? »Du, ich muss dir was beichten«,
murmelte er. »Ich bin … ich stehe auf … Ach, was soll’s«, sagte er resigniert.
»Ich bin schwul.«
    Angestrengt horchte er. Kurz meinte er, sie amüsiert schnauben zu
hören.
    »Schon klar.«
    Welscher war wie vor den Kopf gestoßen. »Schon … klar?«
    »So etwas spürt man doch … oder nicht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du nicht?«
    Was sollte das jetzt? Er beschloss, die Frage zu ignorieren, da er
sich keinen Reim darauf machen konnte. »Wenn du nicht mehr willst …«
    »Doch, doch, kein Problem. Gib mir die Adresse, ich werde kommen.«
    Erleichtert atmete er durch. Zumindest gab es eine Chance, dass sich
mehr entwickeln konnte.
    Eine Stunde später parkte Welscher seinen Fiesta hinter einem
schwarzen 5er  BMW schräg gegenüber dem
kleinen Bauernhaus seiner Eltern.
    Sein Herz machte einen Satz. Sie war tatsächlich gekommen.
    Er fuhr sich durch die Haare und stieg aus. Lautes Vogelgezwitscher
empfing ihn. Wehmütig blickte er zu den Obstbäumen hinüber, die ungeordnet im
Garten seiner Eltern standen. Er hatte tatsächlich vergessen,

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