Eifelheiler (German Edition)
wie sich die
Natur weitab jeder Stadt anhörte. Er ließ den Blick wandern. Das Haus duckte
sich in einer kleinen Mulde vor Wind und Wetter und schien sich überhaupt nicht
verändert zu haben. Die grünen Fensterläden sahen aus wie neu, das Fachwerk
glänzte speckig schwarz und hob sich deutlich vom schneeweißen Putz ab. Eine
blaue Rauchwolke stieg aus dem Kamin kerzengerade in den wolkenlosen Himmel.
Das Dachfenster, aus dem sein Vater und er damals immer die Sterne beobachtet
hatten, war geschlossen.
Die Fahrertür des BMW schwang auf.
Welscher machte bereits einen Schritt auf den Wagen zu, stockte
aber, als ein Mann ausstieg. Er trug ein schwarzes Poloshirt und eine schwarze
Jeans. An seinem rechten Handgelenk hing eine Uhr von der Größe eines
Wagenrads. Auf Welscher wirkte alles sehr teuer und sehr edel. Die langen Haare
hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Larissa hat jemanden
geschickt, um sich entschuldigen zu lassen, dachte er enttäuscht. Ihren Bruder
vermutlich, denn der Typ sah ihr ähnlich.
Der Mann warf die Tür zu und kam auf ihn zu.
Welscher hob die Hand. »Schon klar, ich denke, Sie müssen mir nichts
erklären.« Der Frust brannte in seinem Hals.
»Hallo, Jan.«
Seine Stimme klingt sogar genau wie ihre, dachte er. »Welscher«,
brummte er. Dass der Typ ihn duzte, ging ihm eindeutig zu weit.
Der Mann lachte rau. »Und du willst Kommissar sein?«
Welscher ballte die Hände zu Fäusten. Was erlaubte der Kerl sich?
»Oberkommissar«, korrigierte er. »Und für Sie immer noch Herr Welscher.«
»Das ist gut, wirklich.« Der Mann schüttelte sich vor Lachen.
Welscher hätte ihm am liebsten eine Faust in die Magengrube gerammt. »Erkennst
du mich wirklich nicht?«
Welschers Ärger wich Unsicherheit.
»Ich bin es doch. Larissa.«
»Larissa?« Welscher verstand überhaupt nichts mehr.
Der Mann lächelte. »Eigentlich Lars. Nur in Kronenburg, wenn ich
mein anderes Leben lebe, nenne ich mich Larissa.« Er lachte leise. »Ist mir
inzwischen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mich selbst als Frau
sehe und, wenn ich denke, sogar die weibliche Form für mich verwende.«
Welscher wurde es heiß und kalt gleichzeitig. Er hatte plötzlich die
Karte vor Augen, die Bianca Willms für Larissa de Witt an den Metaplan geheftet
hatte. Dort war der Vorname mit einem schlichten L. abgekürzt gewesen. In
Zukunft würde er auf die ausgeschriebene Fassung bestehen.
Lars drehte sich mit zur Seite gestreckten Armen einmal um die
eigene Achse. »Hier siehst du mich, wie ich in Luxemburg auftrete. Mein anderes
Ich.« Er öffnete die Haare und ließ sie sich über die Schultern fallen.
Ja, tatsächlich, jetzt erkannte Welscher es, sie … er war es. Und er
hatte es die ganze Zeit nicht bemerkt. Stattdessen hatte er geglaubt, er würde
plötzlich seine sexuelle Orientierung verlieren. Sein Herz setzte zum Dauerlauf
an, die Schmetterlinge flogen ein Wettrennen durch seinen Magen. »Lars, also …
gut, gefällt mir.«
Lars stürmte auf ihn zu und umarmte ihn heftig. »Du bist mir schon
ein seltsamer Kommissar.« Er lachte freudig. Seine Augen strahlten mit der
Sonne um die Wette.
»Ober–« Welscher brach ab und fiel in das Lachen ein.
Die Haustür öffnete sich. Eine Frau in Kittelschürze trat auf die
Schwelle. »Jan?«, rief sie und schaute angestrengt zu ihnen herüber.
»Ich glaube, mehr müssen wir auf später vertagen«, flüsterte
Welscher, hakte sich bei Lars unter und zog ihn mit sich ins Haus.
E N D E
Nachwort
»Ende«
Ein Wort, das ich zwar gerne schreibe, schließlich markiert es einen
Meilenstein im kreativen Schaffen. Monate intensiver Beschäftigung mit den lieb
gewonnenen Figuren und der Story liegen hinter mir. Ein Glücksgefühl, es geschafft
zu haben, ergreift den Körper, zufrieden lehne ich mich zurück. Eine Flasche
Sekt wird geöffnet, und die Gläser klingen. Beschwingt betrachte ich den
Papierstapel.
Doch spätestens zwei Tage danach ist alles verflogen. Eine Unruhe
breitet sich aus, schon giere ich nach dem nächsten Projekt, meine Finger
wollen tippen, das Hinterstübchen meldet neue Ideen an, die sich mit aller
Macht nach vorne drängen. Die Nächte werden unruhig, immer wieder schrecke ich
hoch und fürchte, den Einfall zu verlieren und …
Stopp!
Durchatmen.
Gemach, gemach.
Jetzt ist es erst mal an der Zeit, Dank auszusprechen. Denn sosehr
ich mich als Autor auch bemühe: Ohne die freundliche Unterstützung meiner
wohlgesinnten
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