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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Tries beugte sich
über den Motorblock und rückte den Luftfilter zurecht. Vorsichtig drehte er die
Schrauben fest und polierte anschließend die Oberfläche mit einem Tuch.
    »Fertig«, murmelte er. Zwei Wochen
Arbeit lagen hinter ihm. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein
Werk. Der Motor des Mercedes Dc 190 schimmerte mattschwarz, sah aus wie neu.
    Auch der beige Lack des Wagens
glänzte nach einer ordentlichen Politur am vergangenen Samstag, die brütend
heiße Sonne spiegelte sich im Chrom der Stoßstangen.
    Stephan reinigte seine Finger mit Verdünner und zog den
Zündschlüssel aus der Hosentasche. Dann ließ er sich auf den Fahrersitz fallen
und strich andächtig mit flach ausgestreckten Händen über das riesige Lenkrad.
Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn vorsichtig. Die
Signallämpchen neben dem Bandtachometer leuchteten auf. Er griff mit der linken
Hand zum Knopf links neben dem Tacho, zog ihn ein Stück heraus. Die
Vorglühüberwachung glich dem Deckel eines Pfefferstreuers. Stephan wartete
geduldig, bis die Anzeige orange leuchtete. Er holte noch mal tief Luft,
schloss die Augen, trat die Kupplung und zog den Knopf ganz heraus. Der
Anlasser klackte, heulte auf, und nach einigen Umdrehungen sprang der Motor an.
Er lief zunächst unruhig, dann immer geschmeidiger. Stephan jubelte innerlich,
gab vorsichtige Gasstöße, die bereitwillig in höhere Leerlaufdrehzahlen
umgesetzt wurden. Im Rückspiegel erkannte er eine riesige graue Wolke. Nicht zu
vermeiden bei einem Diesel Baujahr 1962, dachte er. Erst dann bemerkte er, dass
in den Abgasen eine Frau torkelte und sich vor Husten krümmte.
    Charlotte? Wollten sie sich nicht erst zum Abendessen treffen?
Stephan stellte erschrocken den Motor ab, stieg aus und rannte zu ihr.
    Charlotte hob abwehrend die rechte Hand, japste nach Luft und
stemmte sich in die Höhe.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Stephan besorgt.
    Sie hustete in die hohle Hand. »Schöner Empfang, den du mir hier
bereitest«, antwortete sie mit krächzender Stimme.
    Ihr Lächeln bewies ihm, dass sie nicht wirklich verärgert war.
    Stephan deutete auf den Benz. »Der muss sich noch frei brennen. Ist
seit gut und gern zehn Jahren nicht mehr gelaufen. Aber sag schon, was ist los?
Du bist zu früh.«
    Charlotte räusperte sich. »Wir haben einen Toten«, platzte sie dann
heraus.
    Stephan wischte mit seinen Fingern über den Overall. »Wir haben
einen Toten?«, wiederholte er.
    »Ja«, bestätigte sie hastig, »lass uns auf die Terrasse gehen, ich
erzähl dir alles, was ich weiß. Hier in der Hitze ist es nicht zum Aushalten.«
Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss und zog die Nase kraus. »Du solltest aber
vorher duschen.«
    Stephan grinste. »Ich rieche nichts.«
    Sie schob ihn zur Haustür. »Mach einfach. Wir müssen nachher noch
weg.«
    Stephan blieb stehen und wehrte sich. »Moment mal. Ich habe heute
Nachmittag einen Termin in der Kneipe. Ein Mietinteressent will sich
vorstellen.«
    Charlotte warf einen flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr. »Das
schaffen wir. Du bist rechtzeitig zurück.«
    »Von wo zurück?«
    Sie stöhnte. »Mach es doch nicht so kompliziert. Ich hab doch
gesagt, ich erkläre dir alles.«
    »Ich mag keine Überfälle«, beharrte Stephan und verschränkte die
Arme.
    Sie zögerte kurz und sagte dann: »Eine Freundin von mir benötigt
Hilfe. Sie denkt, dass ihr Mann ermordet wurde.«
    »Und was geht mich das an? Ich bin beurlaubt.«
    Charlotte verdrehte die Augen und grinste. »Ja, ja, Herr
Kriminalhauptkommissar. Jetzt nicht mehr.«
    Eine Viertelstunde später setzte sich Stephan frisch geduscht in den
Korbsessel zu Charlotte auf die Terrasse. Selbst im Schatten der großen Buche
war es heiß. Wie immer prüfte er den Himmel über dem Vorgebirge. Das Wetter in
der Kölner Bucht wurde überwiegend durch westliche Strömungen beeinflusst, und
Änderungen kündigten sich daher fast immer über dem Kamm an. Von seinem
Sitzplatz aus konnte er die reichlich bewaldeten Höhen der Mertener Heide gut
erkennen. Ein wenig Regen würde den Pflanzen guttun, dachte er. Doch es zeigte
sich keine einzige Wolke.
    »Jetzt leg mal los!«, forderte er Charlotte auf.
    Die zog an ihrem Zigarillo. »Vorhin rief mich meine Freundin Elfi
an, Elfriede Germanus, um genau zu sein«, eröffnete sie ihm. »Ihr Mann
Friedrich hatte vorletzte Woche Dienstag einen tödlichen Unfall. Der Arme ist
nachts die Treppe runtergestürzt und hat sich das Genick

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