Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
Vom Netzwerk:
stapfte
hinterher.
    Welscher drückte die Tür hinter sich ins Schloss und folgte den beiden.
Erwartungsvoll sah er sich im Haus um, doch nirgends konnte er etwas Mystisches
oder Spirituelles entdecken. Nach Sylvia Neuroths Auftritt eben hatte er mehr
erwartet.
    »Wir gehen in den Anbau«, kündigte sie an. »Dann stören wir meine
Eltern nicht.« Sie bog am Ende des Flurs rechts ab und öffnete eine Tür.
    »Sie wohnen also bei Ihren Eltern?«, brachte es Fischbach auf den
Punkt.
    Sylvia Neuroth blickte kurz über ihre Schulter. »Nur so lange, bis
sich meine Fähigkeiten herumgesprochen haben. Hier sind wir.« Sie wies mit der
Hand in ein großes Zimmer. »Nur hereinspaziert, die Herren, mein Reich, mein
Tempel.«
    Fischbach und Welscher betraten den Raum. Welscher bemerkte, wie
Fischbach der Unterkiefer nach unten klappte. »Das ist … phänomenal«, murmelte
er und schluckte.
    Welscher konnte nur zustimmen. Von A wie Alraune über G wie
Glaskugel, K wie Kupferkessel und P wie Pentagramm bis hin zu Z wie
Zauberstab war alles vorhanden, was das Hexenalphabet hergab. An den hellen
Wänden hingen Bilder mit mystischen Motiven. Er erkannte Drachen, Wölfe,
Phönixe und Einhörner. Die Möbel waren blutrot. Eine Liege und eine kleine
Sitzgruppe luden zum Verweilen ein. In den offenen Regalen standen dicke
Folianten mit Runen auf den Buchrücken.
    Kimama rollte sich unter dem Fenster auf einer zerwühlten Decke mit
indianischen Motiven zusammen.
    »Wahnsinn«, murmelte Welscher.
    »Das werte ich mal als Kompliment«, sagte Sylvia Neuroth. »Setzen
wir uns doch, und dann erklären Sie mir bitte, was Sie hergeführt hat.«
    Sie setzten sich an den Tisch, auf dem die Glaskugel stand. Ein
scharfer Geruch hing in der Luft. Welscher rümpfte die Nase.
    Sylvia Neuroth schien es bemerkt zu haben, denn sie erklärte:
»Alkohol.« Sie deutete in die hintere Ecke des Zimmers. Auf einem Schreibtisch
standen Flaschen, in denen Kräuter schwammen. »Ich setze die Kräuter selbst
auf. Möchten Sie einen Schluck probieren?«
    »Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps«, wiegelte Welscher ab.
»Und bei Hexen weiß man ja nie. Nachher zaubern Sie mir Magenschmerzen in den
Leib.«
    Entrüstet richtete sie sich auf. »Ich bin eine weiße Hexe.«
    »Und das bedeutet was genau?«, schaltete sich Fischbach ein. Er
beugte sich ein wenig vor und nahm die Kristallkugel hoch. »Ganz schön schwer.«
    »Wir stehen im Dienst des Guten.« Sylvia Neuroth spielte mit dem
Goldring an ihrem kleinen Finger. Argwöhnisch betrachtete sie Fischbachs Tun.
    Sie sieht aus, als würde sie ihm die Kugel am liebsten aus der Hand
reißen, dachte Welscher.
    »Magie ist die willentliche Einflussnahme auf den Menschen und seine
Umwelt durch Zauber«, erklärte sie. »Ich versuche zu fördern, nicht zu
zerstören, um es knapp auszudrücken.«
    »Aha. Und die schwarzen Hexen sind dann die bösen? Die, die das
Unglück über die Menschen bringen?«, fragte Welscher.
    »Kann man so sagen«, stimmte sie zu.
    »Dann unterscheidet man also schwarze und weiße Magie?«
    »Richtig.«
    »Und Sie könnten niemandem etwas zuleide tun, da Sie als weiße Hexe
die schwarze Magie nicht beherrschen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »So einfach ist es nicht. Auch ich kenne
böse Zaubersprüche, doch ich wende sie nicht an. Ich nutze ausschließlich Glück
und Heil bringende Zauberformeln. Heilen und schaden, Nutzen und Missbrauch
liegen aber eng beieinander.«
    Fischbach straffte sich. »Tatsächlich? Das erklärt einiges. In Ihrem
Fall die Wandlung vom Saulus zum Paulus.«
    Sie stockte und ließ von ihrem Ring ab. »Sie haben in meiner
Vergangenheit herumgeschnüffelt.«
    »Na ja«, wandte Welscher ein, »wir sind Polizisten, oder nicht? Das
gehört zu unseren Aufgaben.«
    Sie drehte den Ring jetzt wieder heftiger und schnaubte durch die
Nase. »Muss man dafür nicht einen Grund haben?«
    »Können Sie sich denn keinen vorstellen?«
    »Wenn ich ehrlich bin: Nein.« Sie ließ den Ring los. »Ich habe den
Bann gebrochen, bin aus meinem alten Umfeld ausgebrochen und habe hier bei meinen
Eltern ein neues Leben begonnen. Sie können meinen Bewährungshelfer fragen.«
    Angestrengt stierte Fischbach in die Kugel. »Ich kann nichts sehen.«
Er klang enttäuscht.
    »Sie sind ja auch kein Medium.«
    »Medium, soso«, brummte Fischbach. Er stellte die Kugel zurück auf
den Tisch. »Und Sie sind eins?«
    »Ja.« Die Antwort kam schnell und selbstsicher.
    Fischbach verschränkte die Arme vor der

Weitere Kostenlose Bücher