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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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zupfte ein Haar vom Ärmel seines
Hemdes. Obwohl Frau Bartels sofort nach seinem Eintreffen und den ersten
Niesattacken ihre vier Katzen weggesperrt hatte, kribbelte es immer noch heftig
in seiner Nase. Überall waren Katzenhaare, auf den Sofakissen, auf dem grünen Teppich,
selbst am Holz der Mahagonischränke hafteten sie. Schon der Anblick verstärkte
das Brennen in seinen Augen. Er schloss die Lider und lehnte den Kopf zurück.
    Er hatte bei seiner Ankunft in Baasem das kleine Haus in der
Bleichstraße am Ortsausgang in Richtung Kronenburg rasch gefunden. Dahinter
stand nur noch ein Bauernhof, und die Gefahr, sich zu verirren, war gleich null
gewesen.
    Ein wenig ärgerte er sich über Fischbach. Sie hätten Maria Bartels
nach ihrem Besuch bei der weißen Hexe sofort verhören können. Schließlich
wohnte sie keine fünf Kilometer entfernt. Stattdessen waren sie quer durch die
Eifel gefahren, damit sich der Dicke den Bauch vollschlagen konnte. Doch
vermutlich würde Fischbach mit Erstaunen reagieren, würde Welscher
entsprechende Kritik äußern. Für Eifeler war es normal, kreuz und quer durch
die hügelige Landschaft zu düsen. Sie hatten einen anderen Bezug zu
Entfernungen als Städter. Rasch mal zum Orthopäden nach Daun, danach zum
Shoppen nach Bitburg, anschließend einen Besuch bei Tante Erna in Hillesheim.
Das waren für Eifeler keine tagfüllenden Ausflüge, sondern kurze Abstecher.
    Mit einem Tablett in der Hand stolzierte Maria Bartels herein.
Vorsichtig stellte sie es auf dem Tisch ab. »Hätte ich von Ihrer Allergie
gewusst, hätte ich die Kätzchen schon eher ins Schlafzimmer gebracht.« Sie
verteilte die Tassen und goss ein. »Dazu noch Ihre lädierte Nase. Ganz
geschwollen. Dass man dadurch überhaupt niesen kann. Sie sehen ja
furchterregend aus.«
    »Wird schon wieder«, murmelte er. Ihm fielen ihre langen,
feingliedrigen Finger auf. An jedem steckte ein Goldring. Unauffällig musterte
er sie. Um ihre schmalen Handgelenke klimperten Armreife, und um ihren Hals
baumelte eine schwere Goldkette mit Kreuzanhänger. Offensichtlich waren ihr
gutes Aussehen und Schmuck sehr wichtig. »Ich bin froh, dass Sie Zeit für mich
haben.« Er beugte sich vor und griff nach seiner Tasse.
    Maria Bartels setzte sich aufs Sofa und rührte Zucker in den Tee.
»Selbstverständlich stehe ich zur Verfügung. Es geht schließlich um …« Ihre
Stimme brach. Sie schluchzte auf, Tränen liefen ihr die Wangen herab.
    Welscher kramte in seiner Jackentasche und zog eine Tempopackung
heraus. Er reichte ihr ein Papiertaschentuch.
    Klirrend stellte sie ihre Tasse ab, nahm es an und schniefte
vernehmlich hinein. »Oh Gott. Wer hat ihr das angetan?«, krächzte sie heiser.
    Er zog es vor zu schweigen. Darauf gab es keine tröstende Antwort.
    »Sie war nur achtzehn Monate älter als ich«, krächzte Maria Bartels.
»Wir standen uns so nahe, und jetzt ist sie … nicht mehr.« Sie vergrub ihr
Gesicht in den Händen.
    Welscher hasste es, Hinterbliebenen, die von ihrer Trauer
überwältigt waren, Fragen stellen zu müssen. Sein Mitleid schnürte ihm den Hals
zu, und er musste sich anstrengen, nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen.
Nicht immer gelang ihm das, was ihm schon als kleiner Junge den Ruf einer
Heulsuse eingebracht hatte. Er atmete tief durch. »Wann haben Sie Ihre
Schwester zum letzten Mal gesehen?«
    »Auf ihrer Geburtstagsfeier«, antwortete Maria Bartels und
schniefte.
    »Wirkte sie wie immer? Oder gab es Anzeichen einer Veränderung?
Wirkte Ihre Schwester verängstigt?«
    Sie knibbelte an dem Taschentuch herum. Kleine weiße Fetzen segelten
zu Boden. Ȇberhaupt nicht. Sie war ein wenig aufgekratzt, aber wie immer
gastfreundlich und aufmerksam.«
    Welscher zückte sein Notizbuch und schrieb mit. »Wer war denn alles
zugegen?«
    »Die Familie, also unsere Stiefmutter …«
    »Stiefmutter?«
    »Ja, Hilde ist unsere Stiefmutter. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein.«
    »Aber Sie sind schon von der Polizei?«, fragte sie spöttisch.
    Welscher hatte keine Lust, ihr lang und breit zu erklären, dass die
Polizei nicht allwissend war und auch schon mal länger brauchte, um an
Informationen zu gelangen. »Erzählen Sie einfach weiter.«
    »Dann noch meine Nichte nebst Mann, mein Ehegatte und ich. Dazu die
Nachbarin. Mir fällt der Name gerade nicht ein.«
    »De Witt?«
    »Ja, so heißt sie. Ich glaube, die verstand sich gut mit meiner
Schwester. Ich dagegen werde nicht richtig warm mit ihr, ich kann nicht sagen,
woran es liegt.

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