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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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einer Hochzeit bei den Nachbarn
eingeladen waren, vor ihrem Bruch.
    Als ob alle Schwulen Tunten und alle Tunten selbstredend schwul
wären. Ärgerlich hieb er gegen den Lenkradkranz. Die untere Abdeckung der
Lenksäule löste sich knarzend und fiel ihm auf die Oberschenkel.
    »Ach Mist!«, fluchte er und warf das Plastikteil nach hinten. Seine
Karre fiel langsam auseinander.
    Er stutzte und lachte bitter. Wie dein Leben, dachte er.
    Mach einen Schlussstrich und vergiss den Streit,
deiner Mutter zuliebe , säuselte ihm eine Stimme ins Ohr.
    Sie hätte zu dir halten können, stattdessen hat
sie geschwiegen , flüsterte eine andere.
    Sie will dich sehen.
    Sie liebt ihren Mann.
    Und ihren Sohn nicht?
    Nur das schlechte Gewissen, das sich jetzt bei
ihr meldet.
    Er fasste sich an den Kopf und stöhnte. »Schluss!«, schrie er.
»Schluss, Ende, Aus!«
    Jetzt führt der schon Selbstgespräche.
    »Schnauze!«
    Nicht so …
    Sein Handy schrillte und ließ die Stimmen verstummen. Erleichtert
nahm er das Smartphone und meldete sich. Jede Ablenkung war ihm recht. Heute
wäre er sogar mit dem Teufel persönlich ein Bier trinken gegangen, obwohl er
überhaupt keinen Alkohol trank.
    »De Witt«, brummte eine sonore Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Oh«, sagte Welscher überrascht. Da hätte er tatsächlich eher mit
dem Beelzebub gerechnet.
    Sie gackerte los, ein Reibeisenlachen. »Unverhofft kommt oft.«
    »Äh, ja, sicher«, stotterte Welscher, sammelte sich und fragte: »Was
kann ich für Sie tun?«
    »Für mich persönlich?« Sie kicherte. »Nein, lassen wir das, ist zu
albern.« Er hörte sie durchatmen. »Bei der Kramann schleicht jemand im Haus
rum«, sagte sie dann.
    Welscher drückte sein Handy fester ans Ohr. »Bei der Kramann? Sind
Sie sicher?«
    »Einhundertprozentig. Moment bitte, ich schau noch mal.«
    Es raschelte. Vermutlich der Vorhang, den sie zur Seite schiebt,
dachte Welscher.
    »Ist immer noch da. Ganz eindeutig Taschenlampenlicht.«
    »Das ist sicher bloß Frank Rethmeier«, sagte Welscher. »Wir haben
ihn heute in Euskirchen befragt. Vermutlich ist er inzwischen zu Hause
angekommen.« Statt wie angekündigt bei seinem Freund zu übernachten, weil er
den Tatort nicht betreten soll, ergänzte er stumm.
    »Und der schaut sich jetzt mit der Taschenlampe in Vrönns Haus um?
Warum sollte er das machen? Er könnte doch das Licht einschalten.«
    Wo sie recht hat, hat sie recht, dachte Welscher und überlegte.
Vielleicht war es der Typ, der ihm das Kantholz über die Nase gezogen hatte.
Wäre zu schön, sich den greifen zu können. Er lehnte sich vor, öffnete das
Handschuhfach und suchte darin nach seiner Walther. Kühl schmiegte sich der
Stahl der Waffe in seine Hand. »Ich benachrichtige die Kollegen«, erklärte er.
»In zwanzig Minuten bin ich bei Ihnen.«
    »Freut mich«, raspelte Larissa de Witt, »bis gleich. Vielleicht darf
ich Sie anschließend zu einem Glas Wein einladen?«
    »Ich bin im Dienst. Davon abgesehen trinke ich keinen Alkohol.«
    »Schade.« Sie hörte sich enttäuscht an. »Aber ein Kaffee wird doch
möglich sein?«
    Sie flirtet mit dir, dachte Welscher perplex. »Mal sehen«, wich er
aus, da er nicht erklären wollte, warum er auch keinen Kaffee mochte. »Ich fahr
jetzt los.«
    Er beendete das Gespräch und starrte auf das Display. »Dinge gibt’s.
Baggert die mich doch tatsächlich an«, murmelte er und rief in der Zentrale an,
um Unterstützung anzufordern. Dann startete er zufrieden den Motor. Schließlich
brachte der Abstecher nach Kronenburg ihn vorerst um ein Treffen mit seinen
Eltern herum.
    ***
    Mit heulendem Motor schlich der Fiesta die Burgstraße in
Richtung Kronenburg hinauf. Der nasse Asphalt spiegelte unangenehm im
Scheinwerferlicht, und die alten Scheibenwischergummis zogen Schlieren über das
Glas.
    Mit einem Mal tauchte vor Welscher ein helles Licht auf. Erschrocken
ruckte er am Lenkrad nach rechts. Das Vorderrad rumpelte über das Bankett.
    Ein kleiner weißer Lieferwagen raste, nur wenige Zentimeter
entfernt, an ihm vorbei. An der Seite hatte er eine Aufschrift, die Welscher
auf die Schnelle nicht entziffern konnte.
    Mit klopfendem Herzen stoppte Welscher den Fiesta und blickte in den
Rückspiegel. Doch auch sein Versuch, das Kennzeichen zu erkennen, schlug fehl.
Der Heckscheibenwischer hatte den Kampf gegen Wasser und Dreck schon lange
aufgegeben und den ewigen Schlaf bis zur Schrottpresse angetreten. Ein
verzerrtes Rot der Rücklichter war alles, was er erkennen

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