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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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guten
Wein.«
    Welscher probierte. »Ausgezeichnet«, sagte er anerkennend. »Sie sind
also sicher, dass es nicht nur Lichtreflexe waren?«
    »Ganz sicher. Das Licht tanzte durchs Haus.« Sie setzte sich aufs
Sofa und zog die Beine unter. Ihr wallendes Gewand lag auf ihr wie eine bunte
Decke. Sie nahm das Bild, das Welscher ihr gegeben hatte, und hielt es so, dass
auch Welscher die darauf abgebildeten Personen sehen konnte.
    »War eine Idee von Barbara, Vrönns Tochter. Sie hat alle
zusammengetrommelt für dieses Foto.« Larissa de Witt lachte warm. »Was will man
einer alten Frau auch sonst zum Geburtstag schenken? Die haben ja schon alles.«
    Welscher wiegte den Kopf. Ihm fielen Dutzende Dinge ein, eine Reise,
Karten für eine Theateraufführung oder ein Essen in einem vorzüglichen
Restaurant. So pauschal konnte er daher nicht zustimmen.
    Sie zeigte auf einen der Männer. »Das ist Barbara Wolfs Mann
Günter.«
    »Aha«, sagte Welscher. Das erste unbekannte Gesicht hatte einen
Namen bekommen. »Und der daneben?« Er deutete auf einen Mann mit Halbglatze.
    »Ist unser Pfarrer. Vrönn verstand sich gut mit ihm.« Sie ließ den
Finger weiterwandern. »Maria und ihr Mann Ralf. Frank, der Untermieter, die
Stiefmutter, meine Wenigkeit.« Sie lachte auf. »Ich sehe noch am männlichsten
aus.« Sie zwinkerte Welscher zu.
    »Äh«, stammelte der und suchte nach einer relativierenden
Entgegnung. Aber es stimmte schon. Ihre kantigen Gesichtszüge stachen deutlich
hervor.
    »Vrönn hat sich sehr drüber gefreut und es sofort aufgestellt«,
versicherte sie und legte das Bild auf dem niedrigen Wohnzimmertisch ab.
    Behutsam nahm Welscher es auf und betrachtete die Gesichter
ausgiebig. Was störte ihn bloß so?
    »Denken Sie, der Mörder lacht sie gerade an?«, hauchte Larissa de
Witt in seinen Nacken. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgestanden und hinter
ihn getreten war. Trotz seiner geschwollenen Nase nahm er ihr Parfum wahr, ein
Hauch von Limette und Aprikose. Ein Schauder raste durch seinen Körper.
    »Möglich, ja.« Er spürte ihre Hände auf seinen Schultern und
versteifte sich.
    »Sie sind ja ganz verspannt.«
    Er wollte protestieren. Doch die massierenden Bewegungen waren
gekonnt und angenehm. »Hmm«, brummte er zufrieden und lockerte sich. »In
letzter Zeit geht es ziemlich drunter und drüber«, murmelte er.
    »Privat?«
    »Auch.«
    »Meine Tür steht Ihnen jederzeit offen.«
    »Mhm«, brummte Welscher erneut. Ergeben blieb er sitzen und genoss
einige Minuten stumm die Massage. Larissa de Witts Hände waren göttlich.
Kräftig und geschickt griffen sie an den richtigen Stellen zu.
    Das Handy holte ihn in die Realität zurück. Er sprang auf, als wäre
er bei etwas Ungehörigem erwischt worden, und meldete sich. Nach wenigen
Sekunden steckte er das Handy wieder ein. »Falsch verbunden.«
    »Kommt vor«, meinte Larissa de Witt. Sie wirkte enttäuscht.
    Welscher fuhr sich verlegen mit der Hand durch den Nacken. Auf was
hatte er sich hier eingelassen? »Ich fühle mich um Klassen besser, vielen Dank.
Ich muss jetzt aber.«
    Er steckte das Foto ein und verabschiedete sich rasch.
    Unten auf der Straße sah er zu ihrem Fenster hinauf. Sie winkte. Grüßend
hob er die Hand und eilte in Richtung Parkplatz. Verwirrt versuchte er zu
ergründen, was mit ihm los war. Verdammt, Larissa de Witt könnte tiefer in dem
Fall drinstecken, als es den Anschein hatte. Bisher hatten sie ja kaum jemanden
als Täter ausschließen können. Und er ließ sich von ihr massieren. Mit ein
wenig Abstand glaubte er sogar, dass sie alles nur inszeniert hatte, um ihn
nach Kronenburg zu locken. Veronika Kramanns Haustür war verschlossen und
versiegelt gewesen, die Fenster geschlossen und intakt. Viele Optionen blieben
da nicht, um ins Haus einzudringen. Kurz hatte Welscher das Bild eines durch
den Kamin gleitenden Weihnachtsmanns vor Augen. »Reichlich spät dran«, murmelte
er. »Oder viel zu früh, wie man es sieht.«
    Kurz bevor er den Parkplatz erreicht hatte, bemerkte er einen
unförmigen Schatten. Er stand unter dem Torbogen. Unwillkürlich ging Welschers
Hand zur Waffe. Noch einmal wollte er sich keinen überziehen lassen. Der
Schatten schien ihn zu beobachten.
    »Kommen Sie ins Licht! Sofort!«, rief Welscher.
    »Bist du durchgeknallt?«
    Welscher stutzte. »Hotte?«
    »Wer denn sonst, du Hunnes.« Fischbach kam auf ihn zu. Seine riesige
beigefarbene Regenkombi ließ ihn wie einen Sumo-Ringer aussehen.
    Welscher lachte unsicher. »Ich

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