Eifelheiler (German Edition)
Eifel. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.«
Einige lachten.
Der RTL -Reporter meldete sich. Seine
Glatze glänzte im Licht der Neonlampen. »Das Opfer soll eine Heilerin gewesen
sein.«
»Das ist richtig.«
»Meine Recherchen haben ergeben, dass die Heilertätigkeit in der
Eifel nicht ungewöhnlich ist.« Forschend blickte der Reporter Fischbach an.
Erwartet er eine Zustimmung?, fragte sich Fischbach. Der führt doch
irgendetwas im Schilde. »So ist es«, bestätigte er vorsichtig.
Zufrieden strahlte der Reporter ihn an. »Schön. Es sollen meines
Wissens auch Fälle vorgekommen sein, bei denen die Heiler ihre Kunst nicht zum
Wohle der Patienten eingesetzt haben.«
Fischbach dachte an das, was Pfarrer Beinlich ihm über das Bannen
erzählt hatte. »Habe ich auch gehört«, sagte er. »Aber jetzt kommen Sie bitte
mal auf den Punkt. Wie lautet Ihre Frage?«
»Ich möchte nur sichergehen, dass ich alles verstanden habe«,
erklärte der Glatzkopf. »Ein Heilerkrieg ist demnach ja nicht ganz
unwahrscheinlich.«
»Ein … was?«, stammelte Fischbach verdutzt. Er spürte plötzlich, wie
ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief.
Die Geräuschkulisse im Raum schwoll an.
Bönickhausen klopfte einige Male auf den Tisch. »Meine Damen und
Herren, bitte ein wenig ruhiger.«
»Haben Sie diese Möglichkeit etwa noch nicht in Betracht gezogen?«,
wollte eine attraktive Frau aus der zweiten Reihe wissen. »Kremer, vom
›Express‹«, schob sie nach und zwinkerte Fischbach zu.
Der holte erst mal tief Luft, um ein bisschen Zeit zu gewinnen.
Hilfesuchend sah er zu Bönickhausen.
»Meine Damen und Herren«, ergriff dieser das Wort. Er versicherte,
es werde in alle Richtungen ermittelt, und bat um weitere Wortmeldungen. »Aber
bitte nichts mehr über Hexen, Magier und Heilige«, sagte er und lachte
freundlich. »Dafür gründen Sie bitte in eigener Zuständigkeit einen
Tolkien-Lesekreis.«
Erleichtert stieß Fischbach die Luft aus und lehnte sich zurück.
Solche Dinge konnte sein Chef einfach am besten regeln. Dafür wurde der ja
schließlich gut bezahlt.
»Hast du noch ein paar Minuten?«, fragte Bönickhausen nach der
Pressekonferenz.
Fischbach folgte ihm in sein Büro. »Was ist los?«, fragte er und
setzte sich an den kleinen Konferenztisch. Eine Vase mit verblühten Narzissen
stand auf dem Tisch. »Dein Blumenwasser stinkt faulig.«
»Ach so? Ich habe mich schon gewundert und immer wieder meine
Schuhsohlen kontrolliert.« Er nahm die Vase und brachte sie ins Vorzimmer, kam
dann wieder zurück und schloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich an seinen
Schreibtisch. »Lief doch ganz gut, oder?«
»Wie man es sieht. Heilerkrieg und Hexenkampf, so ein Quatsch.« Er
nahm sich vor, Sylvia Neuroth mal richtig auf die Füße zu steigen.
»Mach dir darüber keine Gedanken. Besser, sie schreiben so etwas,
als dass sie uns unsachgemäße Arbeit vorwerfen. Wird ja ohnehin nicht viel dran
sein. Aber mal was anderes.« Er griff hinter sich und nahm eine Akte vom
Schreibtisch. Fischbach konnte auf der Vorderseite den Namen »Welscher« entziffern.
Das kann nichts Gutes bedeuten, dachte er.
Nachdenklich blätterte Bönickhausen darin herum. »Was ist mit Jan
los? Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Ein Eifeler Jung mit super
Abschlüssen, besten Beurteilungen und jeder Menge Lob von seinen bisherigen
Vorgesetzten. Doch hier bei uns benimmt er sich wie die Axt im Walde.«
»Wenn du die Sache mit Feuersänger meinst: Jeder hat mal einen
schlechten Tag.«
Bönickhausen warf die Personalakte schwungvoll auf den Tisch zurück.
»Ja, ja, aber das meine ich nicht. Ich bin ja nicht blind. Der Junge fühlt sich
nicht wohl hier, das gibt er uns oft genug zu verstehen. Aber ich kann doch
erwarten, dass er seinen Job trotzdem professionell durchzieht und seine
Gefühle zu Hause lässt. Der läuft immer mit einer Schnute rum, das verschreckt
mir die ganzen Kollegen.« Er stützte sich auf den Schreibtisch und trommelte
mit den Fingern gegen das Holz.
»Vielleicht solltest du ihn ziehen lassen«, sagte Fischbach und
spürte sogleich einen Stich in der Magengrube. Eigentlich wollte er nicht, dass
Welscher versetzt wurde. Er hatte sich irgendwie an den Knaben gewöhnt. »Aber
ich denke, er wird sich über kurz oder lang einleben«, schob er rasch nach.
Verstohlen musterte er seinen Chef.
»Dein Wort in Gottes Ohr«, brummte Bönickhausen. Das Telefon
schrillte. Er ignorierte es. »Was mir außerdem Sorgen bereitet, sind
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